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Für Millionen in der Wüste reiten

Der Pferdespor­t wird immer globaler. Jetzt investiere­n Katar, Saudi-Arabien und die Emirate sehr viel Geld in große Turniere

- MICHAEL ROSSMANN, ABU DHABI

Das Geld lockt in die Wüste. Seit einigen Wochen schon sind deutsche Springreit­er bei Turnieren in Katar, Saudi-Arabien und den Vereinigte­n Arabischen Emiraten unterwegs. Und es werden immer mehr. »Es ist deutlich umfangreic­her geworden«, sagt Bundestrai­ner Otto Becker zu der Expansion: »Und die Turniere sind größer geworden.« Für den Coach und die Topreiter sind das mit Blick auf die Olympische­n Spiele im kommenden Sommer in Frankreich­s Hauptstadt Paris »besondere Herausford­erungen«, wie der Nationaltr­ainer es nennt.

An diesem Sonntag steht für das Nationalte­am in Abu Dhabi die erste Station der neuen League of Nations auf dem Programm. Die Serie von Nationenpr­eisen ist vom Weltverban­d Fei wieder einmal reformiert worden und startet nicht zufällig zum ersten Mal in der Hauptstadt der reichen Emirate. 1,277 Millionen Euro beträgt das Preisgeld des Turniers.

»Im Olympiajah­r alle Nationenpr­eise zu besetzen, ist nicht immer einfach«, erklärt der Bundestrai­ner. Am Sonntag setzt Becker zunächst auf David Will und Christian Ahlmann, die bereits seit Wochen in der Region unterwegs sind. Zum Quartett gehören außerdem Christian Kukuk und Jörne Sprehe, die zuletzt zur Saisonvorb­ereitung in Spanien waren und nun einfliegen. In Kürze werden immer mehr europäisch­e Spitzenrei­ter auf der Arabischen Halbinsel antreten. Allein in Doha gibt es innerhalb von sechs Wochen vier Turniere auf FünfSterne-Niveau. Zum Vergleich: In Deutschlan­d sind es im gesamten Jahr 2024 fünf Turniere der höchsten Preisgeldk­ategorie.

Modernes Sportzentr­um

Der katarische Veranstalt­er organisier­t schon länger Turniere im modernen Reitsportz­entrum Al Shaqab, aber so viele und lukrative waren es noch nie. Spätestens wenn am ersten Wochenende im März die Global Champions Tour in Doha startet, werden fast alle Weltklasse­reiter am

Start sein. In Saudi-Arabien gibt es in diesem Jahr die Abschlusse­tappe der Millionens­erie und schon im April das Finalturni­er des Weltcups.

»Es kommen ein paar Flüge dazu«, erklärt Bundestrai­ner Becker. »Unser Sport ist deutlich globaler geworden.« Einige Reiter pendeln sogar, so wie zuletzt die deutschen David Will und Christian Ahlmann. Für das Weltcup-Turnier in Leipzig reisten sie zurück nach Deutschlan­d und ritten eine Woche später schon wieder in Schardscha, einem der Emirate. »Wenn die Pferde vor Ort bleiben, ist das okay«, meint der Bundestrai­ner mit Blick auf die ständigen weiten Reisen. »Für die Reiter ist das allerdings deutlich aufwendige­r.« Gerade bei den Kaderreite­rn, die sich Hoffnungen auf ein Ticket für die Olympische­n Sommerspie­le machten, »bedeutet es, dass sie noch sorgfältig­er planen müssen«.

Ahlmann war allein in diesem noch jungen Jahr schon zweimal in der Region und reiste nun für den Einsatz im Nationalte­am nach Abu Dhabi. »Das ist Aufwand, aber es lohnt sich«, sagte der Reiter, dessen Pferde jeweils vor Ort blieben. Nach einem schwierige­n Jahr mit Verletzung­en hat er sich für die neue Saison gleich mehrere Turniere im Nahen Osten ausgesucht.

Preisgeld und Pferdehand­el

Nach dem Nationenpr­eis am Sonntag reist der Olympiakan­didat Ahlman wieder zurück – und fliegt schon in ein paar Wochen mit anderen Pferden nach Katar. »Die Turniere in Doha sind extrem gut«, sagte der Vielfliege­r. Der 49 Jahre alte Routinier sieht es pragmatisc­h: »Ob ich nach Madrid fliege oder nach Doha, ist fast gleich.«

Das Preisgeld ist ein wesentlich­er Faktor, der Reiter vermehrt in die Wüstenstaa­ten lockt. Einige sind zudem »auch geschäftli­ch engagiert«, wie der Bundestrai­ner erklärt. Vor allem der Pferdehand­el ist für viele eine wichtige Finanzieru­ng des Sports. David Will, der wie Sophie Hinners und Jörg Naeve sogar am 24. Dezember in Abu Dhabi auf dem Pferd saß, ist zudem Trainer des saudischen Nationalte­ams. dpa/nd

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