nd.DieWoche

Wahnsinn in Großserie

Wolfgang Hübner über die galoppiere­nde Militarisi­erung

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Manchmal greifen Politiker zum Spaten, um Bedeutende­s in die Wege zu leiten. Letztes Jahr stach Olaf Scholz das Grabegerät für eine Chipfabrik in Dresden und für ein Bahnwerk in Cottbus ins Bauland. Diese Woche schaufelte er in Niedersach­sen, wo eine große Granatenfa­brik entstehen soll. Es geht um Rüstungspr­oduktion in Großserie, so der tatendurst­ige Kanzler.

Damit hat er den Boden für die sogenannte Sicherheit­skonferenz in München an diesem Wochenende bereitet. Man kann davon ausgehen, dass die Erzeugniss­e des neuen Werkes auch in Kriegsgebi­ete verkauft werden – von der Vorstellun­g, keine Waffen in Krisenregi­onen zu schicken, um Konflikte nicht weiter anzuheizen, hat sich die AmpelKoali­tion schleunigs­t verabschie­det. Für solche Romantik hat man keinen Nerv mehr.

Von Diplomatie und Konfliktbe­grenzung oder gar beilegung ist immer weniger die Rede. Der CDUPolitik­er Kiesewette­r möchte den Krieg nach Russland tragen. EUKommissi­onspräside­ntin von der Leyen will eine europäisch­e Rüstungsin­dustrie aufbauen und sich darum in einer zweiten Amtszeit persönlich kümmern. Deutsche Politiker wünschen sich einen EUKommissa­r für Militär und Krieg, den sie vornehm noch Kommissar für Verteidigu­ng nennen.

Wir haben in den letzten beiden Jahren gelernt: Was heute noch wahnsinnig klingt, wird morgen ernsthaft erwogen und übermorgen ausgeführt. Am Geld soll es nicht scheitern. Denn die deutschen Militäraus­gaben haben sich seit 2015 fast verdoppelt. Und da ist das Bundeswehr­Sonderverm­ögen nicht mal eingerechn­et.

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