Umweltagenda mit blinden Flecken
Mit dem Straßenbau durch den Amazonas trägt die brasilianische Regierung zur Waldvernichtung bei
In der Mecklenburger Bucht haben Forschende auf dem Grund der Ostsee einen fast einen Kilometer langen steinernen Wall entdeckt. Er wurde vermutlich vor mehr als 10000 Jahren von Jägern und Sammlern angelegt. Damals war das Gelände noch nicht überflutet, wie die Forschenden vom Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde und von der Universität Rostock schreiben. Der sogenannte Blinkerwall könnte den Menschen
Eine US-Firma verkauft ab sofort eine genetisch modifizierte Pflanze, die nachts leuchtet. Die Erfindung geht auf das Einfügen von Genen eines Leuchtpilzes (Neonothopanus nambi) in das Erbgut einer Petunie zurück. Die von ihren Schöpfern »Glühwürmchen-Petunie« genannte Pflanze wurde im September von der USamerikanischen Landwirtschaftsbehörde genehmigt. Tagsüber seien die Blüten der Garten-Petunie unscheinbar, doch wenn geholfen haben, Rentiere zu erbeuten. Der Wall liegt rund zehn Kilometer nordwestlich der Stadt Rerik in etwa 21 Metern Tiefe. Er ist 971 Meter lang, bis zu zwei Meter breit und meist unter einem Meter hoch. Die Struktur wurde vor etwa 8500 Jahren von der Ostsee überflutet. Etwas Vergleichbares gebe es in Europa nicht, schreibt die Gruppe. Entdeckt wurde der Blinkerwall zufällig im September 2021 bei Kartierungen. dpa/nd die Dunkelheit hereinbreche, schimmerten sie in einem sanften Grün, verspricht die Firma Light Bio aus Idaho. Diese Art der Petunie wurde ausgewählt, weil sie in den USA als Zierpflanze verbreitet, aber eigentlich nicht heimisch ist und nicht als invasive Art gilt. Entsprechend klein ist das Risiko, dass sich die veränderten Gene auf einheimische Pflanzen ausbreiten. Den Schlaf stören soll das Licht der Pflanze Experten zufolge nicht. dpa/nd
Noch kurz vor dem Karneval hat die brasilianische Regierung ihre »übergreifende Umweltagenda« vorgelegt, die bis einschließlich 2027 gelten soll. Doch diese reicht nicht aus, um weitere hausgemachte Regenwaldvernichtung und daraus resultierende Klimaschäden zu verhindern.
»Der Umfang der übergreifenden Umweltagenda spiegelt die Dringlichkeit und Komplexität von Umwelt- und Klimaproblemen wider«, heißt es in dem Regierungsdokument. Um irreversible Schäden für Ökosysteme und Menschen rechtzeitig einzudämmen, sei es nicht nur erforderlich, dass die unterschiedlichsten Sektoren die ökologische Nachhaltigkeit tatsächlich in ihre Prozesse und öffentlichen Richtlinien integrierten, sondern auch, dass die Bemühungen koordiniert und integriert werden.
Trotz dieser gut klingenden einleitenden Worte und ihrer 123 Seiten rührt die Agenda entscheidende Ursachen für Regenwaldvernichtung nicht an. Allen voran die weiterhin beabsichtigte Errichtung von Staudämmen zur Stromerzeugung und den Bau von Überlandstraßen in Amazonien, kritisieren Wissenschaftler wie der Klimaund Amazonas-Forscher Philip Martin Fearnside. Die Agenda verpasse die Möglichkeit sicherzustellen, dass effektive Maßnahmen zur Vermeidung von Umweltkatastrophen von den Bundesstaaten umgesetzt werden, schreibt der leitende Wissenschaftler vom Nationalen Amazonas-Forschungsinstitut INPA auf dem Portal Amazonia Real. »In dem Dokument fehlen völlig Pläne zur Bekämpfung der Hauptursachen der Entwaldung, wie etwa der Bau von Straßen in Amazonien, die riesige neue Regenwaldgebiete für das Eindringen von Holzfällern erschließen«, so Fearnside.
Einfallstor für Holzfäller
Die seit Jahren umstrittene Bundesstraße BR-319 und die damit verbundenen Nebenstraßen sind das beste Beispiel dafür. Schon Anfang der 70er Jahre hatte die damalige Militärdiktatur Brasiliens die BR319 quer durch den Regenwald parallel zu den Flüssen Purus und Madeira geschlagen, aber 1988 mangels Wirtschaftlichkeit wieder aufgegeben. Seit 2015 ist sie dank eines »Instandhaltungsprogramms« der Regierung wieder teilweise während der Trockenzeit befahrbar. Würde sie gänzlich wiederhergestellt und asphaltiert, wie vom heutigen Verkehrsministerium und Gouverneuren gefordert, würden die BR-319 und ihre geplanten Nebenstraßen den berüchtigten »Bogen der Entwaldung« des südlichen, bereits stark abgeholzten Amazoniens mit Manaus im Herzen des weltgrößten Regenwaldgebiets verbinden. Akteure der Waldvernichtung wie Bodenspekulanten, Holzunternehmen, Rinderzüchter und die industrielle Landwirtschaft könnten entlang der asphaltierten Trasse vordringen.
Damit wäre der Erhalt des letzten großen noch intakten Waldblocks im brasilianischen Amazonasbecken bedroht. Darüber hinaus ermöglicht die Bundesstraße mit ihrer geplanten Abzweigung, der Landesautobahn AM-366, die Verwirklichung der Gasund Erdölausbeutung im Solimões-Becken westlich von Manaus.
Brasilien würde sich selbst schaden
Doch der intakte Regenwald in dem TransPurus-Region genannten Gebiet ist für die Aufrechterhaltung der Wasserversorgung der größten Stadt Brasiliens, São Paulo, und der Landwirtschaft im gleichnamigen Bundesstaat von entscheidender Bedeutung. Denn der Süden Brasiliens ist auf die immensen Wassermassen angewiesen, die von den Bäumen im zentralen Amazonasgebiet und mittels der sogenannten fliegenden Flüsse per Wind über Tausende von Kilometern transportiert werden. Ohne intakten Wald in Zentralamazonien würden hingegen weite Teile Brasiliens auf dem Trockenen sitzen.
Abholzung in der Trans-Purus-Region würde zudem auch enorme Kohlenstoffvorräte aus der Biomasse und den Böden des Gebiets freisetzen und damit die globale Erwärmung weiter anheizen und allen gut gemeinten Klimaschutzmaßnahmen der Regierung auf fatale Weise entgegenwirken. Fearnsides Fazit: Brasilien selbst wäre eines der größten Opfer einer asphaltierten BR-319.
Schon im vergangenen Jahr brachten allerdings 15 Abgeordnete der Bundesstaaten Amazonas und Rondônia in Brasilia ein Gesetzesprojekt (PL 4994/2023) auf den Weg, das die BR-319 von Manaus nach Porto Velho in Rondônia »unverzichtbar« für die Infrastruktur und die nationale Sicherheit des Landes erklärt und sie in allen nationalen Entwicklungs- oder Wirtschaftsbeschleunigungsplänen als vorrangiges Projekt einstuft. Und selbst der eigentlich für den Regenwaldschutz gegründete und unter anderem mit Geldern aus Deutschland ausgestattete Amazonas-Fonds solle die Asphaltierung mitfinanzieren.