Frühwarnsystem für den Golfstrom
Neue Indikatoren deuten auf eine Abschwächung der atlantischen Meeresströmung hin
Der Inhalt der Bibliothek des britischen Naturforschers Charles Darwin (1809– 1882) ist erstmals vollständig rekonstruiert und online öffentlich verfügbar gemacht worden. Die 300 Seiten lange Liste enthalte 7400 Titel mit insgesamt 13000 Bänden einschließlich Büchern, Schriften und Magazinen, teilte die National University of Singapore am Montag mit. Zudem sei sie mit 9300 Links versehen, die zu kostenlos verfügbaren
Kopien führten. Beim größten Teil handelt es sich um naturwissenschaftliche Werke, besonders aus den Bereichen Biologie und Geologie. Weitere befassten sich unter anderem mit Landwirtschaft, dem Züchten von Tieren, ihrem Verhalten und ihren Verbreitungsgebieten sowie mit Philosophie und Religion. Der größte Teil der Werke war auf Englisch verfasst, beinahe die Hälfte aber auch in anderen Sprachen. dpa/nd
Klimaforscher der Universität Utrecht haben neue Frühwarnsignale identifiziert, die auf eine Abschwächung der Meereszirkulation im Atlantik hindeuten würden, zu der auch der Golfstrom gehört. Das Forschungsteam simulierte, wie der Süßwassereintrag durch schmelzende Gletscher in der Arktis die Meeresströmung, fachsprachlich Atlantische Meridionale Umwälzzirkulation (Amoc) genannt, verlangsamt.
Die Ergebnisse der Simulation könnten darauf hindeuten, dass sich das Strömungssystem bereits auf einen Kipppunkt zubewegt. Sollte ein solcher erreicht werden, würde nach Aussage der Wissenschaftler die atlantische Umwälzbewegung und mit ihr der Golfstrom innerhalb von 100 Jahren zum Erliegen kommen. Für Europa würde dies einen Temperaturabfall um rund drei Grad Celsius pro Dekade in diesem Zeitraum bedeuten, während es in der südlichen Hemisphäre wärmer und trockener würde. Den Amazonas-Regenwald könnte dies ebenfalls an seinen Kipppunkt bringen. In Europa würde zudem der Meeresspiegel um rund einen Meter ansteigen.
Wann es zu einem Kippen der atlantischen Ozeanzirkulation kommen könnte, lässt sich jedoch noch nicht prognostizieren. »Die aktuellen Beobachtungsdaten sind zu kurz, um eine verlässliche Schätzung vorzunehmen, aber der Frühwarnindikator zeigt, dass wir uns auf den Kipppunkt zubewegen«, erklärt René van Westen, einer der Autoren der im Fachjournal »Science Advances« veröffentlichten Studie. Erst seit 2004 liefern Messbojen im Atlantik kontinuierliche Daten über die Veränderung der Strömung. Der Salzgehalt der Strömung an der Südgrenze des Atlantik könnte aber als Indikator dienen. »Sobald ein Schwellenwert erreicht ist, wird der Kipppunkt wahrscheinlich in ein bis vier Jahrzehnten folgen«, schreiben die Forscher in »The Conversation«.
Bereits im Juli 2023 wurde eine Studie dänischer Klimaforschender veröffentlicht, derzufolge der Golfstrom schon zwischen 2025 und 2095 zum Erliegen kommen könnte. Fachkolleg*innen äußerten allerdings Zweifel, ob eine solche Prognose anhand des vorliegenden Datenmaterials möglich sei. Der Weltklimarat IPCC beschrieb in seinem 6. Sachstandsbericht von 2021 einen vollständigen Kollaps der Amoc im 21. Jahrhundert noch als unwahrscheinlich.