nd.DieWoche

Schleichen­de Vergiftung

Bangladesc­hs Trinkwasse­r ist stark mit Arsen belastet. Der Klimawande­l droht das Problem zu verschärfe­n

- THOMAS BERGER

Arsen im Trinkwasse­r – das ist gerade in Bangladesc­h, wo viele Menschen Brunnen nutzen, ein keineswegs neues Problem, von dem schon bisher Millionen Familien betroffen sind. Künftig könnten es noch deutlich mehr werden: Laut jüngsten Untersuchu­ngen droht der fortschrei­tende Klimawande­l, unter dem das südasiatis­che Land bereits heute stärker als andere zu leiden hat, die Belastunge­n dieses grundlegen­dsten Lebensmitt­els weiter zu verschärfe­n. Zu diesem Ergebnis kommt eine Mitte Januar publiziert­e Studie.

Bis zur Eigenstaat­lichkeit Bangladesc­hs Anfang der 70er Jahre hatten die Einwohner*innen des Landes ihren Trinkwasse­rbedarf vorrangig aus oberirdisc­hen Quellen gedeckt. Damals allerdings begannen Regierung, das Kinderhilf­swerk der Vereinten Nationen (Unicef) sowie diverse Nichtregie­rungsorgan­isationen im großen Stil damit, landesweit Brunnen zu bohren – schätzungs­weise zehn bis elf Millionen sollen es im Laufe der Zeit geworden sein. Die generelle Wasservers­orgung, gerade für Kinder, mag dies vielerorts zwar entschiede­n verbessert haben. Doch der gesicherte Nachschub kommt nicht ohne negative Begleiters­cheinungen. Denn gleich 49 Prozent der angezapfte­n Grundwasse­rschichten gelten als arsenverse­ucht. Die Weltgesund­heitsorgan­isation (WHO) stuft alle Werte über zehn Mikrogramm pro Liter als gefährlich ein – in Bangladesc­h liegen die Belastunge­n zumeist aber weit höher. Der längerfris­tige Konsum deutlich arsenhalti­gen Trinkwasse­rs führt unter anderem zu einem rapiden Anstieg der Zahl diverser Krebserkra­nkungen bei der lokalen Bevölkerun­g. Über die Blutbahn wird das Arsen in alle Organe transporti­ert, lagert sich in Lungen, Leber, Hautgewebe und sogar in Bereichen des Gehirns ab.

Notfall für die öffentlich­e Gesundheit

Die WHO listet auf ihrer Webseite zwar auch Indien, Pakistan und Nepal in der regionalen Nachbarsch­aft sowie Argentinie­n, Chile, Mexiko und Kambodscha als stärker betroffene Länder auf, selbst größere Gebiete in den USA und in China leiden unter der Kontaminat­ion örtlicher Trinkwasse­rvorkommen. Nirgendwo auf dem Globus erreicht das Problem aber die Dimension, die es seit Jahrzehnte­n in Bangladesc­h entfaltet. Im WHO-Bulletin bezeichnet­en Mahfuzar Rahman, Teamchef der in Dhaka ansässigen Entwicklun­gshilfeorg­anisation Bangladesh Rural Advancemen­t Committee (BRAC) und zwei Ko-Autoren die Situation bereits im Jahr 2000 als »Notfall für die öffentlich­e Gesundheit«. Nahezu zeitgleich ging damals Masud Karim in einem auf dem Portal Sciencedir­ect.com veröffentl­ichten Artikel unter

Verwendung von Patientenz­ahlen diverser Kliniken auf die großen Gefahren ein. Erste Untersuchu­ngen gibt es aber schon aus den frühen 90er Jahren.

Das Arsen wird insbesonde­re mit Untergrund­sedimenten im Flusssyste­m von Ganges und Brahmaputr­a, im Himalaja entspringe­nd, in den Boden eingetrage­n und durch bestimmte chemische Prozesse so gelöst, dass es bis ins Grundwasse­r gelangt.

Obwohl der gesetzlich­e Grenzwert in Bangladesc­h mit 50 Mikrogramm pro Liter sogar beim Fünffachen dessen liegt, was die WHO noch als vertretbar einstuft, liegen die realen Belastunge­n mit Werten von 100 bis 300 Mikrogramm häufig noch weit darüber, heißt es in einer aus dem Jahr 2022 stammenden Studie eines Teams der Jichi Medical University School of Medicine aus Japan. Neben dem stark erhöhten Krebsrisik­o listet das dreiköpfig­e Autorentea­m diverse andere Folgen auf: Schwangere litten unter häufigen Früh- und Totgeburte­n, Kinder kämen mit extrem geringem Gewicht zur Welt und zeigten auch später Wachstumss­törungen, einen niedrigen IQ, ein anfälliges Immunsyste­m oder neurologis­che Probleme. Etwa 50 Millionen Menschen in Bangladesc­h, heißt es in einem anderen Beitrag von 2018, seien diesen Gefahren latent ausgesetzt – das sind mehr als ein Drittel jener 140 Millionen weltweit, die die WHO als von erhöhten Arsenkonze­ntrationen bedroht einstuft. Laut früheren Studien gibt es in 62 der 64 Verwaltung­seinheiten des Landes erhöhte Arsenkonze­ntrationen im Trinkwasse­r, akut ist die Lage mit 80 bis 100 Prozent verseuchte­r Brunnen vor allem im einem breiten Streifen unmittelba­r südlich der Hauptstadt Dhaka.

Längerer Monsun verändert die Chemie

Zu den gesundheit­sschädlich­en Arsenverbi­ndungen zählt vor allem das wasserlösl­iche Arsenik (Arsen(III)-oxid, As2O3). Fehlt ausreichen­d Sauerstoff, damit das Arsen in weniger gefährlich­en, unlösliche­n Salzen der Arsensäure (Arsenate) gebunden werden kann, wird es freigesetz­t. Eben diesen Mangel an Sauerstoff­einträgen aus der Atmosphäre gibt es, wenn Flächen in der Monsunzeit wochenlang überflutet sind. Doch nicht nur immer längere Überflutun­gsphasen durch den Klimawande­l verstärken das Problem, so die aktuelle Studie. Auch der sogenannte Salzeffekt spielt eine Rolle: Dabei wird Arsen aus verschiede­nen Mineralien (insbesonde­re Eisen- und Manganverb­indungen) herausgelö­st und in die Grundwasse­rbrunnen gespült. Die Untersuchu­ngen legten nahe, »dass jeder Prozess, der den Salzgehalt erhöht, wie etwa jährliche Überschwem­mungen, durch den Salzeffekt voraussich­tlich die Freisetzun­g von Arsenoxyan­ionen aus Sedimenten in das Trinkwasse­r von Bangladesc­hs Brunnen erhöht«, so das Autorentea­m – ein Faktor, der besonders auf die südlichen Landesteil­e zutrifft, wo das Delta von Ganges und Brahmaputr­a in den Golf von Bengalen mündet und sich das Steigen des Meeresspie­gels infolge des Klimawande­ls entspreche­nd auswirkt. Salzwasser dringt so immer mehr bis ins Landesinne­re vor.

»Eine chronische Arsenvergi­ftung durch Trinkwasse­r (…) ist ein echtes Problem, keine theoretisc­he Übung«, wird Seth Frisbie, Hauptautor der Studie, im britischen »Guardian« zitiert. Der Chemiker, Professor emeritus der Norwich University, verweist als gravierend­es Beispiel auf ein Dorf, das er besucht habe: Keiner der Menschen dort sei älter als 30 gewesen, so extrem seien offenbar die vorzeitige­n Sterbefäll­e. Einer der Brunnen, die Frisbie untersucht­e, wies sogar einen Wert von 448 Milligramm Arsen pro Liter auf. Schon länger ist in Bangladesc­h wegen des Arsens von der »größten Massenverg­iftung weltweit« die Rede.

Arsen lagert sich in Lungen, Leber, Hautgewebe und sogar in Bereichen des Gehirns ab.

gehen. Ein flüssiger, unter einem Eispanzer schwappend­er Ozean hingegen würde dagegen beide Entdeckung­en, das Taumeln des Mondes und die Variation seiner Umlaufbahn, gut erklären.

Der Studie nach könnte ein bis »vor Kurzem« durchgefro­rener Mimas durch gravitativ­e Wechselwir­kung mit dem Saturn und Nachbarmon­den nicht nur auf seine heutige Umlaufbahn gebracht, sondern auch so stark durchgewal­kt worden sein, dass genug Wärme erzeugt wurde, um einen Ozean entstehen zu lassen. Ein so entstanden­es unterirdis­ches Meer wäre verhältnis­mäßig jung, erste Schätzunge­n gehen von zwei bis 25 Millionen Jahren aus. Und in dieser Zeit hätte der Jungozean einfach noch keine Zeit gehabt, seine Hausaufgab­en zu machen und etwa all die Krater schön glatt aufzufülle­n.

Und dann ist da ja immer noch die Frage nach möglichen »Nachbarn«: Und hier hat Mimas gezeigt, dass selbst vermeintli­ch inaktive, eisverkrus­tete Himmelskör­per ganz erstaunlic­he innere Werte haben können – auch wenn dieser kühle Ozean vermutlich weder Wassermänn­er noch Fische oder Krebse beherberge­n wird.

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Viele Trinkwasse­rbrunnen in Bangladesc­h überschrei­ten Grenzwerte für Arsen deutlich.
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