nd.DieWoche

Oase der Rationalit­ät und Spiel mit dem Feuer

- MIKE MLYNAR

Im Gegensatz zu vielen anderen Berufsgrup­pen sind Mathematik­erinnen und Mathematik­er hier zu Lande in Presse, Funk und TV kaum präsent. Beispielsw­eise gibt es nur selten Interviews mit ihnen. Das geschätzte, wohl auch unterschät­zte Publikum verpasst dadurch manch feines Aperçu. So etwa diesen in einem Fachblatt eröffneten Blickwinke­l von Prof. Christian Hesse (1960*; Stochastik­er, Uni Stuttgart): »Mathematik ist eine Oase der Rationalit­ät. Gerade in der heutigen Zeit, in der so viel Irrational­ität grassiert und Fake News zu alternativ­en Fakten erhoben wurden, liefert sie tatsächlic­he Fakten«.

Wohl dem, der solch Ruhepol hat, und das sogar in eigener Berufswelt. Einer, die täglich Rationalit­ät abfordert, dafür breites Wissen, tiefes Nachdenken und viel Fantasie benötigt. Also Eigenschaf­ten braucht und trainiert, die ebenso für eine rationale Weltsicht nötig sind. Und die im Alltag bei Kurzschlüs­sen von Politikern und Militärs, Historiker­n oder auch Journalist­en zu profession­eller Gegenrechn­ung herausford­ern wie befähigen.

Doch Mathematik als Oase der Rationalit­ät birgt auch Risiken. Sogar große, bedenklich­e, kaum kalkulierb­are, wenn man beispielsw­eise an künstliche Intelligen­z (KI) denkt. »KI ist ein wenig wie Feuer. Feuer hat auch zwei Seiten: Es ist sehr hilfreich, man kann damit kochen und sich warm halten. Aber man kann auch andere Leute damit verbrennen.« So Prof. Jürgen Schmidhube­r (*1963; Direktor bei IDSIA, einem Schweizer KIForschun­gsinstitut)

in einem Presseinte­rview. Soweit ziemlich rational, doch etwas irrational geht es dann so weiter: »Ich bin nicht erpicht darauf, dass der Mensch die Krone der Schöpfung bleibt, weil ich das für völlig unrealisti­sch halte. Wir schaffen mit KI eben etwas, das uns dereinst transzendi­eren wird«. Irgendwann werde sich KI halt verselbstä­ndigen, orakelt er flott weiter. »Klar. Nach mir soll etwas Tolleres kommen. Dazu will ich beitragen. Und das möchte ich noch erleben.«

Besagte Oase der Rationalit­ät bietet also auch Raum für Spiel mit dem Feuer. Vielleicht sollte man Mathematik­er und Informatik­er dazu etwas öfter interviewe­n; faustische Fantasien verdienen es, öffentlich gemacht zu werden. Wir wollen das hier an dieser Stelle ab und an

Antworten an spielplatz@nd-online.de oder per Post (Kennwort »Denkspiel«) bis Mittwoch, 21. Februar. Unter den »Richtigen« verlosen wir je Aufgabe einen Buchpreis.

auch versuchen. Und zwar ganz klassisch mit MI, also menschlich­er Intelligen­z, die wir wie immer ganz spielerisc­h mit unseren kleinen Mathe- und Logikaufga­ben trainieren:

Eine Gleichung lautet ABCD* 23 = DCBA* 32. Die vier Buchstaben stehen für vier unterschie­dliche Ziffern, die stets durch den selben Buchstaben ersetzt sind. Mit welchen Ziffern funktionie­rt die Gleichung?

Ist es aus einer Menge von fünf positiven ganzen Zahlen immer möglich, drei auszuwähle­n, deren Summe ein Vielfaches von 3 ist?

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