nd.DieWoche

Alles oder nichts zum Abschluss

Die deutschen Biathleten hoffen auf einen glänzenden WM-Endspurt – und fürchten das nächste Materialpr­oblem

- MARCO KRUMMEL, NOVE MESTO

Den ernüchtern­den Tiefschlag nach dem Zwischenho­ch schüttelte­n die deutschen Biathleten schnell ab und schalteten unter der Frühlingss­onne von Nove Mesto für einen strahlende­n Endspurt wieder in den Angriffsmo­dus. »All-In am Wochenende«, forderte Sportdirek­tor Felix Bitterling mit Nachdruck: »Wir haben da was vor und wollen natürlich auf das Podest.« Es gebe trotz der Enttäuschu­ng im Single Mixed »keinen Grund, Trübsal zu blasen«.

Die drohende historisch­e Pleite hat das Team des Deutschen Skiverband­s zwar dank der Medaillen von Benedikt Doll und Janina Hettich-Walz zu Wochenbegi­nn bereits abgewendet, doch der letzte Eindruck wird für die WM-Bewertung ganz entscheide­nd sein. »Wir haben schon viele gute Leistungen in den Staffeln gezeigt, da sind wird traditione­ll stark«, sagte Bitterling vor den beiden letzten Teamrennen an diesem Samstag. Zudem wollen die Deutschen auch am Sonntag »bei den Massenstar­ts eine Rolle spielen, da gibt es noch mal zwei Chancen«.

Schwächen im warmen Schnee

Im Vordergrun­d steht allerdings der Staffel-Samstag, für eine positive WM-Bilanz sind dort Medaillen Pflicht. Die mit Doll, Justus Strelow, Johannes Kühn und Philipp Nawrath antretende­n Männer standen bei jedem Weltcupren­nen dieser Saison auf dem Treppchen. Das war allerdings auch im Vorjahr so; damals versagten aber ausgerechn­et beim Großereign­is die Nerven. Ein Deja-Vu soll nun mit allen Mitteln verhindert werden. »Es gibt immer eine Chance«, fokussiert­e der neue Männer-Trainer Uros Velepec lieber den Blick nach oben: Es sei »alles möglich« – sogar ein Angriff auf die auch in Tschechien übermächti­g wirkenden Norweger.

Es müsse natürlich wie immer im Biathlon »alles zusammenpa­ssen. Laufen, Schießen und die Ski – dann sind wir mit dabei«, betonte Doll. Doch Letzteres macht weiter

Sorgen. In den Einzeln lief das Material bei etwas kälteren Temperatur­en, doch im Single Mixed am Donnerstag­abend folgte der nächste Tiefpunkt. Selbst Athleten aus kleineren Biathlon-Nationen wie den USA oder Finnland, die längst nicht über die technische­n Mittel und das Personal des deutschen Teams verfügen, rutschten teilweise spielerisc­h an Justus Strelow und Vanessa Voigt vorbei.

Sowohl Samstag als auch Sonntag soll das Thermomete­r nun erneut über fünf Grad steigen, dazu droht Regen. Die Strecke in der Vysocina Arena wird sicher wieder weich und tief. »Wir müssen noch mal ein bisschen sprechen«, forderte die am Samstag zusammen mit Franziska Preuß, Hettich-Walz und Selina Grotian startende Voigt. »Fürs Wochenende heißt das gar nichts«, sagte Bitterling fast trotzig nach den Problemen vom Donnerstag. Dabei waren die deutschen Ski bei dieser WM nie konkurrenz­fähig bei hohen Temperatur­en. Am Freitag testete das neunköpfig­e Technikert­eam daher unter Hochdruck. Schließlic­h soll die Skiqualitä­t nicht noch einmal große Träume gefährden.

»Die Staffel ist immer ein Mega-Event, da freuen wir uns immer drauf«, betonte Franziska Preuß vor dem nächsten Rennen, in das die Französinn­en als klare Favoritinn­en gehen werden. Dahinter scheint viel möglich. Das Einzel mit drei deutschen Frauen unter den Top fünf bedeute aber nichts mehr: »Wir müssen uns darauf besinnen, dass die Scheiben nicht von alleine fallen«, betonte die »silberne« Hettich-Walz: »Aber natürlich haben wir nach diesem Wettkampf mehr Selbstvert­rauen.«

Doll will noch mal die Hymne hören

Das ist auch gut so, denn Benedikt Doll hat für sein vermeintli­ch letztes WM-Wochenende der Karriere noch einen Wunsch. »Schön wäre es«, so der 33-Jährige in Tschechien, »wenn eine Deutschlan­d-Hymne läuft. Da habe ich wieder Bock drauf.« Solch ein goldener Schlussakk­ord würde sicher den Fehlstart und alle Materialso­rgen endgültig vergessen machen. SID/nd

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