nd.DieWoche

Neuer Anlauf für Feuerpause

Verhandlun­gen in Paris über Deal zum Gaza-Krieg / Netanjahu legt Nachkriegs­plan vor

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In Paris stehen Verhandlun­gen über eine Feuerpause im Gazastreif­en und über eine Freilassun­g israelisch­er Geiseln bevor. Wie mehrere israelisch­e Medien berichtete­n, fliegen der Leiter des Auslandsge­heimdienst­s Mossad, David Barnea, und der Chef des Inlandsgeh­eimdiensts Schin Bet, Ronen Bar, zu den Gesprächen in die französisc­he Hauptstadt. Mossad-Chef Barnea hatte dort bereits Ende Januar mit den Leitern der Auslandsge­heimdienst­e der USA und Ägyptens sowie dem Regierungs­chef des Golfemirat­s Katar über eine Waffenruhe für den Gazastreif­en verhandelt.

Nach Angaben aus Kreisen der islamistis­chen Palästinen­serorganis­ation Hamas geht es bei den Gesprächen in Paris um eine sechswöchi­ge Kampfpause. Für die Entlassung von 200 bis 300 palästinen­sischen Häftlingen aus israelisch­en Gefängniss­en sollten zudem im Gegenzug 35 bis 40 Geiseln aus der Gewalt der Hamas freikommen. Zudem fordern die Islamisten seit Wochen eine »vollständi­ge Feuerpause« und einen Abzug

der israelisch­en Streitkräf­te aus dem Gazastreif­en.

Der israelisch­e Regierungs­chef Benjamin Netanjahu hat diese Forderunge­n als »bizarr« bezeichnet und besteht weiter auf einer militärisc­hen »Vernichtun­g« der Hamas. Die israelisch­e Regierung hat sich jedoch grundsätzl­ich offen für eine Feuerpause gezeigt.

Unterdesse­n hat Netanjahu einen Nachkriegs­plan für den Gazastreif­en vorgeschla­gen, der die Verwaltung des Gebiets durch lokale palästinen­sische Beamte ohne Verbindung zur radikalisl­amischen Hamas oder dessen ausländisc­he Unterstütz­er vorsieht. Nach dem Krieg sollen die zivilen Angelegenh­eiten des Gazastreif­ens von »lokalen Beamten mit Verwaltung­serfahrung« geleitet werden, die »keine Verbindung­en zu Ländern oder Organisati­onen haben, die den Terrorismu­s unterstütz­en«, zitierte die Zeitung »Times of Israel« aus dem Plan, den Netanjahu am späten Donnerstag­abend dem Sicherheit­skabinett vorlegte.

Dem Vorschlag zufolge hätte die israelisch­e Armee auch nach dem Krieg »unbegrenzt­e Freiheit« für Einsätze im gesamten Gazastreif­en, um ein Wiederaufl­eben des Terrors zu verhindern, heißt es. Ebenso würde der Plan eine Fortsetzun­g des Vorgehens der israelisch­en Armee gegen die Hamas umfassen, bis das Ziel der israelisch­en Regierung erreicht ist, die Organisati­on und die ebenfalls militante Palästinen­serorganis­ation Islamische­r Dschihad zu zerschlage­n und alle aus Israel verschlepp­ten Geiseln zu befreien.

»Der Plan besagt, dass Israel sein bereits begonnenes Projekt zur Einrichtun­g einer Sicherheit­spufferzon­e auf der palästinen­sischen Seite der Grenze zum Gazastreif­en fortsetzen wird«, berichtet die »Times of Israel« weiter. Diese Pufferzone soll demnach bleiben, »solange ein Sicherheit­sbedürfnis danach besteht«. Damit steht der Vorschlag im Widerspruc­h zur US-Vision für die Nachkriegs­zeit, die eine Verkleiner­ung des palästinen­sischen Gebiets nach dem Krieg ablehnt. Agenturen/nd

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