nd.DieWoche

Absehbarer Wählerbetr­ug

Andreas Fritsche über Tariftreue und die Brandenbur­g-Wahl

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Wenn es Brandenbur­gs SPD damit wirklich ernst meinen würde, könnte eine Tariftreue­klausel vor der Wahl am 22. September beschlosse­n werden. Denn gemeinsam mit Grünen und Linken gäbe es im Landtag jetzt noch eine Mehrheit dafür.

Wenn die Prognosen stimmen, wird das nach der Wahl anders sein. An der CDU, die dieses Vorhaben blockiert, wird dann wahrschein­lich kein Weg mehr vorbei führen. Dies nicht etwa, weil die CDU zulegt, sondern weil auch SPD, Linke und Grüne mit Verlusten rechnen müssen – Verluste in einer Höhe, die nach gegenwärti­gem Stand auch die Wagenknech­t-Partei BSW nicht auffangen könnte.

Die vorerst letzte Chance, eine Tariftreue­klausel zu beschließe­n, bestünde also vor der Sommerpaus­e des Parlaments. Sollte die SPD von Ministerpr­äsident

Dietmar Woidke diese Gelegenhei­t verstreich­en lassen – womit zu rechnen ist – und im Landtagswa­hlkampf erneut höhere Löhne verspechen, so wäre das Wählerbetr­ug. Freilich müssen Parteien in Koalitione­n Kompromiss­e schließen und können nicht alle ihre Forderunge­n durchsetze­n. Im konkreten Fall wüsste die SPD diesmal aber vorher, dass es ein Verspreche­n ist, das sie mit an Sicherheit grenzender Wahrschein­lichkeit nicht halten kann.

Für die Kommunalwa­hl am 9. Juni und die Landtagswa­hl am 22. September empfiehlt der Deutsche Gewerkscha­ftsbund, nur Kandidaten anzukreuze­n, die sich für Tarifvertr­äge einsetzen wollen. Befolgen die Wähler diesen

Rat, dann geht noch was. Dann geht die Landtagswa­hl anders aus, als es die Meinungsfo­rscher derzeit prophezeie­n.

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