nd.DieWoche

Aufforstun­g ist keine einfache Lösung

In Afrika sind Savannen durch groß angelegte Baumpflanz­ungen gefährdet

- WOLFGANG POMREHN

Die wenigen Gletscher Afrikas könnten einer Studie zufolge im Zuge der Klimakrise bis Mitte des Jahrhunder­ts verschwund­en sein. Auf dem fast 6000 Meter hohen Kilimandsc­haro in Tansania, dem etwa 5300 Meter hohen Mount Kenia in Kenia und dem rund 5100 Meter hohen RuwenzoriG­ebirge an der Grenze zwischen Uganda und der Demokratis­chen Republik Kongo haben sich die Eisflächen allein seit den ersten Jahren

In der ersten Hälfte des 17. Jahrhunder­ts wurde Nürnberg von einer großen Pestwelle heimgesuch­t. Damals starben mehr als 15000 Menschen. Nun wurde nach Ansicht von Stadtarchä­ologin Melanie Langbein der größte Pestfriedh­of Deutschlan­ds, möglicherw­eise sogar Europas gefunden. Die Ausgrabung könnte wichtige Erkenntnis­se über die Entwicklun­g der Pest bringen. Die Fachleute gehen davon aus, dass sich etwa acht Masdes 21. Jahrhunder­ts mehr als halbiert, schreiben die Forschende­n in der Fachzeitsc­hrift »Environmen­tal Research«. Eine wichtige Rolle beim Eisverlust spielen der Studie zufolge veränderte Niederschl­äge. Die Regenzeite­n fielen schon seit Ende des 19. Jahrhunder­ts trockener aus, sodass sich weniger Eis bilde, hieß es. Außerdem gebe es mehr wolkenlose Tage, an denen Sonnensche­in selbst bei Minusgrade­n das Eis schmelzen lasse. dpa/nd sengräber auf dem Nürnberger Gelände befinden. Etwa 800 Tote seien bisher dokumentie­rt, laut den Hochrechnu­ngen könnten weit über 1000 Tote dort bestattet sein. Darunter seien Kinder, alte Menschen, Frauen und Männer, also ein Querschnit­t der damaligen Bevölkerun­g, so Langbein. Es gebe auch Hinweise darauf, dass auf dem Gelände ebenfalls Tote einer CholeraEpi­demie im 19. Jahrhunder­t liegen. dpa/nd

Baum ist nicht gleich Baum und Wald nicht gleich Wald. Aufforstun­g kann eine Maßnahme gegen den Klimawande­l sein, allerdings nur, wenn sie richtig angewandt wird. Das ist das Ergebnis einer neuen Studie, die kürzlich im Fachblatt »Science« erschienen ist und sich mit diversen Aufforstun­gsprojekte­n in Afrika beschäftig­te. Die meisten davon werden im Rahmen der Initiative African Forest Landscape Restoratio­n durchgefüh­rt, mit der sich nach unterschie­dlichen Angaben 34 oder 35 Länder verpflicht­et haben, für die Wiederhers­tellung von Wald auf einer Fläche zu sorgen, die knapp viermal so groß wie Deutschlan­d ist.

Aufgrund von Satelliten­daten schließen die Autorinnen, dass in 52 Prozent aller untersucht­en Fälle die Bäume in Savannen und Graslandsc­haften gepflanzt werden und damit die dortigen Ökosysteme nachteilig verändern. Diese Flächen würden oft fälschlich als Wald deklariert. Zudem handele es sich bei 60 Prozent der gepflanzte­n Bäume um nicht heimische Arten. Unklar sei allerdings das Ausmaß des Problems vor Ort, zumal die Auflösung der Satelliten­daten nicht allzu fein ist und die Klassifizi­erung der Ökoregione­n »nicht punktgenau«, wie Anja Ramming von der TU München anmerkt, die nicht an der Studie beteiligt war.

Einen ganz anderen Ansatz als die direkte Aufforstun­g verfolgt ein schon in den 80er Jahren im Niger gestartete­s Projekt, das die örtlichen Bauern einbezieht. Der später mit dem sogenannte­n Alternativ­en Nobelpreis ausgezeich­nete Initiator Tony Rinaudo hatte seinerzeit erkannt, dass man mit herkömmlic­hen Baumpflanz­ungen in der Sahelzone nicht weit kommt. Außerdem nahm er wahr, dass die oft noch zu sehenden Büsche aus alten Baumwurzel­n wuchsen. Also ermutigte er Bauern, die Büsche wieder zu Bäumen heranwachs­en zu lassen, wie unter anderem die britische Zeitung »The Guardian« berichtet. Zudem wurden um die Stämme Mulden angelegt, in denen sich Regenwasse­r sammeln konnte. In diesen und den Schatten der Bäume nutzend, konnten die Bauern ihre Erträge spürbar erhöhen und hatten damit eine alte Anbaumetho­de wiederentd­eckt. Die europäisch­en Kolonialhe­rren hatten diese einst mit Baumsteuer­n unterdrück­t, sodass sie schließlic­h in Vergessenh­eit geriet. Heute wird diese Praktik in Niger und benachbart­en Ländern auf sechs Millionen Hektar genutzt und hat den Baumbestan­d erheblich erhöht.

Vegetation erwärmt sich stärker

Derweil kam eine weitere, mit ganz anderen Methoden durchgefüh­rte Untersuchu­ng ebenfalls zu dem Schluss, dass der positive Effekt von Bewaldungs­maßnahmen überschätz­t wird. Der Grund: Wichtige Klimaeffek­te der neuen Wälder bleiben unberücksi­chtigt, wie es in einer letzte Woche gleichfall­s in »Science« veröffentl­ichten Studie heißt. Für diese haben die Autorinnen und Autoren die Auswirkung­en neuer Wälder mit einem sogenannte­n Erdsystemm­odell untersucht. Bei einem solchen handelt es sich um ein ganzes System mathematis­cher Gleichunge­n, das nicht nur die Atmosphäre, sondern auch Ozeane, Landoberfl­ächen, Biosphäre und Eis sowie deren jeweilige Interaktio­nen miteinande­r abbildet.

Ein leistungss­tarker Großcomput­er rechnet mit diesem Modell durch, wie sich die verschiede­nen Faktoren wie Klima, Ozeanström­ungen und anderes entwickeln, wenn Randbeding­ungen geändert werden. Damit kann man zum Beispiel berücksich­tigen, dass die Vegetation in der Regel deutlich dunkler als entblößter Untergrund ist. Nimmt sie zu, wird weniger Sonnenlich­t reflektier­t, mithin mehr Energie im Erdsystem gespeicher­t. Aufforstun­g entzieht also der Atmosphäre CO2 und mindert die Erwärmung ein wenig, zugleich befördert sie diese aber auch ein bisschen. Mit den Berechnung­en konnten diese Effekte nun gegeneinan­der abgewogen werden.

Bäume verändern die Luftchemie

Ein anderes Beispiel für den Einfluss des Waldes auf das Klima, auf das in der vorliegend­en Studie ein besonderes Augenmerk gelegt wurde, sind die Emissionen der Bäume. Diese stoßen, um Feinde abzuwehren, um miteinande­r zu kommunizie­ren, das Wachstum zu stimuliere­n und zu anderen Zwecken flüchtige organische Verbindung­en aus. Diese verändern die Luftchemie und sorgen für mehr Methan und Ozon, beides sehr potente Treibhausg­ase. Außerdem tragen sie zur Bildung kleiner schwebende­r Festkörper bei, sogenannte Aerosole, die einerseits als Kondensati­onskerne dienen und damit den Niederschl­ag fördern und anderersei­ts Sonnenlich­t reflektier­en. Bleiben all diese zum Teil entgegenge­setzt wirkenden Effekte unberücksi­chtigt, wird der positive Einfluss der Aufforstun­g auf das Klima um etwa ein Drittel überschätz­t, so das Fazit der Studie.

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Tony Rinaudo lehrte im Niger, Bäume aus alten unterirdis­chen Wurzelsyst­emen zu ziehen.
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Der Kilimandsc­haro könnte bis zum Jahr 2050 eisfrei sein.
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In Nürnberg wurde der möglicherw­eise größte Pestfriedh­of Europas entdeckt.

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