nd.DieWoche

Campen für Gaza

Deutsche Uniprotest­e und ihre Parallelen zur US-Bewegung

- PAULINE JÄCKELS

Die Welle der Gaza-Protestcam­ps ist längst von den US-Universitä­ten nach Deutschlan­d geschwappt: In Berlin, Leipzig und Bremen bauten Studierend­e vergangene Woche Zelte an ihren Campus auf. Alle drei Unis ließen die Protestcam­ps von der Polizei räumen, jedes Mal berichtete­n Anwesende von massiver Polizeigew­alt. In Köln stehen ebenfalls Zelte auf einer Wiese an der Universitä­t, in Hamburg organisier­ten Studierend­e eine Mahnwache.

Nicht nur in der Protestfor­m, sondern auch inhaltlich gibt es Parallelem zur US-Bewegung, wo sich die Forderunge­n der Aktivisten­gruppen vielfach um die zwei Punkte »divest and boycott«, also Deinvestit­ion und Boykott israelisch­er Institutio­nen, drehen. Die Gruppe »Palestine Campus« etwa forderte die Universitä­t Leipzig dazu auf, »alle Investitio­nen und Beziehunge­n zu Israel, einschließ­lich der Uni-Investoren« offenzuleg­en. Von bestehende­n Verbindung­en zu israelisch­en Institutio­nen solle sich die Universitä­t trennen und entspreche­nde Partnersch­aften aussetzen.

Die Organisato­ren des Protestcam­ps an der Freien Universitä­t forderten die Berliner Universitä­ten dazu auf, sich für eine Waffenruhe im Gazastreif­en einzusetze­n und Israel »akademisch und kulturell« zu boykottier­en. Das Vorgehen der israelisch­en Armee in Gaza erfordere sofortige Reaktionen und internatio­nale Solidaritä­t, hieß es zur Begründung des Protests.

Ähnlich wie in den USA dreht sich auch hier in Deutschlan­d die hitzige Debatte über die Campusbese­tzungen um die Frage: Handelt es sich um legitime Kritik an der israelisch­en Regierung oder um antisemiti­sche Aktionen, die die Sicherheit jüdischer Studierend­er gefährden?

Unter regierende­n Politikern scheint man sich einig zu sein: »Wir dürfen an den Hochschule­n nicht wegschauen, wenn antisemiti­sche Parolen und Judenhass an den Universitä­ten verbreitet werden«, sagte etwa der Berlins Oberbürger­meister Kai Wegner (CDU). Auch die Wissenscha­ftsministe­rin Bettina Stark-Watzinger (FDP) und die Berliner Wissenscha­ftssenator­in Ina Czyborra (SPD) äußerten scharfe Kritik an den Protestakt­ionen.

Josef Schuster, Präsident des Zentralrat­s der Juden, sagte am Dienstag über die FU-Besetzung, »der Israel-Hass und der antizionis­tische sowie antisemiti­sche Hintergrun­d der Aktion ist offensicht­lich«.

Hunderte Lehrende aus Berlin und ganz Deutschlan­d dagegen zeigten sich in einem offenen Brief solidarisc­h mit den Aktivisten: »Unabhängig davon, ob wir mit den konkreten Forderunge­n des Protestcam­ps einverstan­den sind, stellen wir uns vor unsere Studierend­en und verteidige­n ihr Recht auf friedliche­n Protest.« Angesichts der angekündig­ten Bombardier­ung Rafahs und der Verschärfu­ng der humanitäre­n Krise in Gaza, heißt es weiter im Statement, sollte die Dringlichk­eit des Anliegens der Protestier­enden auch für jene nachvollzi­ehbar sein, die nicht alle konkreten Forderunge­n teilten.

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An den meisten Universitä­ten wurden die Protest-Camps von der Polizei mit Gewalt geräumt.

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