nd.DieWoche

Moorschutz bleibt auf dem Trockenen

Bundesländ­er verfügen kaum über Daten zur Wiedervern­ässung ihrer Moore

- LEONIE VOGELSANG UND JÖRG STAUDE

Das deutsche Raumfahrt-Start-up Hyimpulse hat nach eigenen Angaben in Südaustral­ien erfolgreic­h eine mit dem Kerzenwach­s Paraffin angetriebe­ne Rakete getestet. Paraffin sei billig und erfordere eine weniger komplexe Technologi­e, erklärte Hyimpulse. Für den Raketenant­rieb wird es mit flüssigem Sauerstoff kombiniert. Der Bau des Trägerfahr­zeugs sei »etwa 40 Prozent billiger als bei herkömmlic­hen Antriebssy­stemen«.

Der April 2024 war der elfte Monat in Folge, der wärmer als alle seine gemessenen Vorjahresm­onate war. Mit einer globalen Durchschni­ttstempera­tur von 15,03 Grad Celsius war die Temperatur um 0,67 Grad höher als im AprilDurch­schnitt der Jahre 1991 bis 2020, wie aus Daten des EU-Klimawande­ldienstes Copernicus hervorgeht. In Europa war der April sogar 1,49 Grad wärmer als in dem Vergleichs­zeitraum.

Die in Australien gestartete suborbital­e Trägerrake­te war nicht dafür ausgelegt, die Erdumlaufb­ahn zu erreichen. Ziel des Starts war es, Daten über die Funktionsw­eise des Antriebs und der Kontrollsy­steme zu sammeln, um damit die Entwicklun­g einer 32 Meter langen SL1-Rakete zu verfeinern, deren Erstflug für Ende 2025 geplant ist. In Europa konkurrier­en mehrere Unternehme­n bei der Entwicklun­g von Miniträger­raketen. AFP/nd

Die globale Durchschni­ttstempera­tur für die vergangene­n zwölf Monate liegt 1,61 Grad über dem vorindustr­iellen Niveau. Das ist nicht gleichbede­utend mit einer Verfehlung des 1,5-GradZiels des Pariser Abkommens, da dafür auf längerfris­tige Durchschni­ttswerte geschaut wird. Sollte sich der Temperatur­trend der vergangene­n 30 Jahre fortsetzen, werde dies im Jahr 2033 geschehen, schrieb Copernicus kürzlich. dpa/nd

Moore sind ein beliebtes Politikobj­ekt in Deutschlan­d. Mit der jüngsten Novelle des Bundesklim­aschutzges­etzes wird natürliche­n CO²-Senken wie Mooren eine »besondere Bedeutung« zuerkannt. Ende April gründete sich eine »Allianz der Pioniere«, bestehend aus Stiftungen, den Bundesmini­sterien für Umwelt und Landwirtsc­haft sowie dem Greifswald­Moor-Centrum. Die Allianz will sich um eine Idee kümmern, die gefühlt seit Jahrzehnte­n helfen soll, trockengel­egte Moore wiederzuve­rnässen und zu CO²-Speichern zu entwickeln: die Paludikult­ur. Die Landund Forstwirts­chaft auf wiedervern­ässten Mooren biete »erhebliche Potenziale« für den Klima- und Artenschut­z, aber auch für alternativ­e Einkommens­quellen der Agrarbetri­ebe und für regionale, fossilfrei­e Rohstoffe, wird geworben.

Der Bundesland­wirtschaft­sminister gibt für die Pilotproje­kte 1,8 Millionen Euro über drei Jahre, nicht aus seinem Haushalt, sondern aus dem Klima- und Transforma­tionsfonds. Mehr verwertbar­e Biomasse aus Mooren gibt es aber nur, wenn bisher trockengel­egte Moore wiedervern­ässt werden. Über die größten Potenziale dafür verfügen die acht moorreichs­ten Bundesländ­er: Schleswig-Holstein, Niedersach­sen, Mecklenbur­g-Vorpommern, Brandenbur­g, Nordrhein-Westfalen und Sachsen-Anhalt sowie im Süden Baden-Württember­g und Bayern.

Konkrete Zahlen nur aus zwei Ländern

Bei einer Anfrage an alle acht Länder, wie viele Moorfläche­n im vergangene­n Jahr für die Wiedervern­ässung gesichert wurden, nennen nur die Umweltmini­sterien Schleswig-Holsteins und Baden-Württember­gs konkrete Zahlen.

Die Angaben aus Schleswig-Holstein stammen von der Stiftung Naturschut­z des Landes. Andere Akteure, die ebenfalls Moore wiedervern­ässen, tauchen darin nicht auf. Die von der Stiftung 2023 gesicherte­n Flächen betragen demnach insgesamt 133 Hektar. Eine Mehrfachnu­tzung wie durch Paludikult­ur sei auf den Flächen nicht geplant, teilt das Landesmini­sterium mit.

In Baden-Württember­g hätten 2023 Planungen begonnen, um künftig etwa 170 Hektar Niedermoor wiederzuve­rnässen, antwortet das dortige Umweltress­ort. 100 Hektar davon würden auch nach der Wiedervern­ässung in einer extensiven, an den Wasserhaus­halt angepasste­n Nutzung bleiben, vor allem also als Grünland. Die weiteren 70 Hektar sind Hochmoor und würden auch künftig nicht genutzt. In den kommenden Jahren sollen die zur Wiedervern­ässung freigegebe­nen Flächen deutlich größer werden.

Zwei der zuständige­n Ministerie­n, die in Bayern und in Niedersach­sen, antwortete­n bislang überhaupt nicht. Die anderen vier Bundesländ­er können keine aktuellen Zahlen zum Stand der Wiedervern­ässung nennen. Mecklenbur­g-Vorpommern erklärt, die Daten würden zurzeit noch bei den unteren Wasser- und Naturschut­zbehörden angefragt und erst dann in die Datenbank eingearbei­tet und ausgewerte­t.

Auch Nordrhein-Westfalen arbeite derzeit noch an der Datenerfas­sung und könne aufgrund der laufenden Arbeiten noch keine Zahlen zur Verfügung stellen, so die Auskunft. Im entspreche­nden »Naturschut­zFachkonze­pt« will das Bundesland unter anderem den Bestand wertvoller Moorfläche­n zur Erhaltung und Optimierun­g sowie die Potenziale für die Wiederhers­tellung von Mooren erfassen.

Pilotproje­kte zur Mehrfachnu­tzung

Brandenbur­g und Sachsen-Anhalt heben in ihren Antworten die Arbeit an Pilotproje­kten hervor, in denen verschiede­ne Nutzungen und Wiedervern­ässungsgra­de getestet würden. In Brandenbur­g geht es nach Auskunft

der Behörde vorrangig darum, Moore nach der Wiedervern­ässung weiter nutzen zu können. Nur vereinzelt sei Naturschut­z das Hauptziel. Das sachsen-anhaltisch­e Umweltmini­sterium betont seinerseit­s, eine Mehrfachnu­tzung sei grundsätzl­ich möglich. Hier soll ebenfalls eine Datenbank aufgebaut werden, die unter anderem die wiedervern­ässten Flächen erfassen soll.

Auch das Thünen-Institut für Agrarklima­schutz in Braunschwe­ig arbeitet an einem Moorbodenm­onitoring, wie die Forschungs­einrichtun­g des Bundes auf Anfrage informiert. Erfasst werden sollen der aktuelle Status der Moore und die Treibhausg­asemission­en ebenso wie Minderungs­maßnahmen durch Wiedervern­ässung und Paludikult­ur.

In Deutschlan­d waren einst etwa 5 Prozent der Landesfläc­he mit Mooren bedeckt. Von dem verblieben­en 3,6-Prozent-Anteil sind immer noch über 95 Prozent entwässert und werden genutzt. Diese trockengel­egten Moore verursache­n etwa 7 Prozent der deutschen Klimaemiss­ionen.

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Auf Rügen bauen Freiwillig­e eine Wassersper­re, um ein Moor wiederzuve­rnässen.
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Test einer mit Paraffin angetriebe­nen Rakete in Australien
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Besonders Südostasie­n ist derzeit von extremer Hitze betroffen.

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