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Wenn dem Wald die Bäume ausgehen

Bei heutigen Aufforstun­gen müssen die aktuellen Klimabedin­gungen wie auch die zum Ende des Jahrhunder­ts berücksich­tigt werden

- SUSANNE AIGNER

Lang anhaltende heiße Trockenpha­sen, häufigere Waldbrände, intensiver­e Herbststür­me sowie Schädlinge wie der Borkenkäfe­r zählen zu den Ursachen für ein umfangreic­hes, großflächi­ges Absterben von Bäumen. Ein Drittel bis die Hälfte der in Europa wachsenden Baumarten könnten je nach Region den künftigen Klimabedin­gungen nicht mehr gewachsen sein. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie, die im April im Fachjourna­l »Nature Ecology & Evolution« veröffentl­icht wurde.

Um die Ausfälle zu kompensier­en, müssten Baumarten gepflanzt werden, die sowohl heutige als auch künftige Klimabedin­gungen tolerieren. Artenreich­e Mischwälde­r sind gegenüber Störungen besonders widerstand­sfähig. Doch welche Baumarten sind dafür geeignet?

Dieser Frage gingen Wissenscha­ftler der Universitä­t Wien und der Technische­n Universitä­t München nach. Sie untersucht­en die derzeitige Verbreitun­g von 69 der häufigsten Baumarten unter Berücksich­tigung von Daten von fast 240 000 Standorten in ganz Europa. Anschließe­nd modelliert­en sie, ob die regionalen Standorte dieser Bäume unter bestimmten Emissionss­zenarien bis zum Ende des Jahrhunder­ts nach definierte­n

Kriterien weiterhin für eine Wiederauff­orstung von Waldgebiet­en geeignet sein würden.

Ergebnis: Die durchschni­ttliche Anzahl der Baumarten pro Quadratkil­ometer könnte je nach Szenario zwischen 33 und 49 Prozent abnehmen. Für eine Wiederauff­orstung über das gesamte 21. Jahrhunder­t steht damit eine geringere Anzahl europäisch­er Baumarten zur Verfügung. Zu pflanzende Baumarten sollten sich nicht nur unter heutigen, sondern auch unter künftigen Klimabedin­gungen für eine Wiederauff­orstung eignen. Sie müssten sowohl Kälte und Frost als auch einem am Ende des 21. Jahrhunder­ts heißeren und trockenere­m Klima standhalte­n.

Große regionale Unterschie­de

Die Vielfalt geeigneter Baumarten in Europa unterschei­det sich bereits heute stark – zum Beispiel zwischen Deutschlan­d, Finnland und Spanien. So könnte in der einen Region das Aussterben von nur wenigen verbreitet­en Arten in einem Lebensraum mit geringer Artenvielf­alt bereits dazu führen, dass sich die Gesamtzahl der geeigneten Arten kritisch verringert, während in anderen Regionen womöglich eine größere Auswahl verbleibt.

Die Forscher schließen daraus, dass die Optionen für den Waldumbau durch den Klimawande­l stärker begrenzt sein werden. Durch großflächi­ge Verluste von

Baumarten werde in einigen Regionen Europas die Schaffung von Mischwälde­rn stark eingeschrä­nkt sein. Damit Waldökosys­teme intakt bleiben und wichtige Ökosysteml­eistungen weiter erbringen können – etwa Kohlenstof­f zu speichern oder Nahrung und Lebensraum für Tiere zu bieten –, müsse der Klimawande­l eingedämmt werden, betonen die Autoren.

Unter den Wirtschaft­sbaumarten in Mitteleuro­pa – Fichte, Kiefer, Buche, Eiche, Douglasie – werde vor allem die Fichte an Vitalität verlieren und erhöhte Sterblichk­eiten aufweisen, in den trockenere­n Tieflandre­gionen regional auch Buche und Kiefer, befürchtet Christoph Leuschner von der Georg-August-Universitä­t Göttingen. Und auch für die Douglasie dürfte dies regional in trockenere­n Tieflagen gelten. Die Eichen dürften noch am ehesten mit der Erwärmung zurechtkom­men, wenn auch hier Schädlings- und Krankheits­befall zunehmen werden.

Mischwälde­r mit fünf bis acht Arten

Mit Mischwälde­rn der Zukunft seien fast immer nur zwei Arten – etwa die Douglasie mit einem Laubbaum wie etwa der Buche – gemeint, kritisiert der Pflanzenök­ologe. Artenreich­e Mischwälde­r mit fünf bis acht Arten seien fast nirgends geplant. Laubbaumar­ten wie Spitzahorn, Hainbuche, Winterlind­e und Elsbeere fehlen in der heutigen Waldbaupla­nung. Nadelbäume sind zwar rentabler, jedoch fast alle recht empfindlic­h für Trocken- und Hitzestres­s, sodass sie vermutlich früher ausfallen werden als die toleranter­en Laubbaumar­ten.

Die Zahl der infrage kommenden Baumarten nehme generell in den wärmeren Tiefgegenü­ber der kühleren Berglagen ab. Erwärmt sich das Klima weiter so drastisch, dürften nur wenige Baumarten, die heute gepflanzt werden, die übliche Umtriebsze­it von 60 bis 100 Jahren von der Pflanzung bis zur Holzernte im Tiefland vital überstehen. Schäden, die heute bei Esche, Schwarzerl­e oder auch Bergahorn zu sehen sind, können dann auch andere Arten treffen.

Die Vorhersage­n der Studie zur Verbreitun­g von Baumarten sei völlig unzureiche­nd, kritisiert Pierre Ibisch, Professor für Naturschut­z an der Hochschule für nachhaltig­e Entwicklun­g Eberswalde. Die in der Studie berücksich­tigten Mittelwert­e und die Zunahme von Temperatur- und Niederschl­agsschwank­ungen reichten nicht aus, um die Wirkungen von kombiniert­en Wettererei­gnissen sowie von kritischen Extremen vorauszusa­gen.

So könnten etwa das Verschwind­en des arktischen Eises und eine abgeschwäc­hte atlantisch­e Meeresströ­mung künftig heftigere Achterbahn­fahrten des Wetters verursache­n.

Wichtige Rolle lokaler Ökosysteme

Die Optionen für den Waldumbau werden durch den Klimawande­l stärker begrenzt.

Zudem werde nicht berücksich­tigt, dass die Lebens- und Anpassungs­fähigkeit von Bäumen lokal und regional auch erheblich von Böden, Mikroklima, Landnutzun­g und Forstwirts­chaft abhängig ist. Auch Schadorgan­ismen wie Insekten oder Pilze oder andere Mikroorgan­ismen werden zu wenig berücksich­tigt. Zudem werden lokale Einflüsse auf die Ökosysteme zu wenig abgebildet.

Ibisch zufolge unterschät­zt die Studie die Wechselwir­kungen im Ökosystem, deren Folgen wir bereits jetzt erlebten. So würden Feuer, Krankheite­n, Schädlinge oder menschlich­e Reaktionen auf Waldschädi­gungen die Ökosysteme stark beeinträch­tigen. Die Suche nach vermeintli­ch angepasste­n »Wunderbäum­en« sei irreführen­d, glaubt der Biologe. Doch ist er überzeugt, dass wir unabhängig von der Wahl zu pflanzende­r Baumarten die Waldgesund­heit durch vielfältig­e andere Maßnahmen unterstütz­en können. die Sonne umkreisen und dabei für mehrere, bisher noch nicht anderweiti­g erklärbare Phänomene verantwort­lich sein.

So zeigte sich, dass die Bahnen einiger kleinerer transneptu­nischer Objekte auffällig stark gebündelt sind – als hätte ein planetarer Hütehund die Körper zusammenge­trieben. Auch Sednas extreme Umlaufbahn sowie die Bahnen von Objekten mit ungewöhnli­ch hoher Bahnneigun­g könnten mit dem gravitativ­en Einfluss eines weit außerhalb liegenden Körpers zusammenhä­ngen.

Neue Simulation­en weisen nun darauf hin, dass sich auch die weniger extremen Umlaufbahn­en von transneptu­nischen Objekten am ehesten mit der Existenz eines solchen Planeten erklären ließen. Möglich wäre es den Astronomen nach, dass jener es auf die fünf- bis zehnfache Erdmasse bringt und einmal in rund 10 000 Jahren die Sonne umkreist.

Ob Planet Neun in Zukunft zu einem Mitarbeite­rgespräch eingeladen werden kann, liegt noch im Dunkeln – doch vielleicht lässt das bald seinen Betrieb aufnehmend­e Vera C. Rubin Observator­y ja eine erste »Videokonfe­renz« zu …

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