nd.DieWoche

Pyramidens­tumpf und Pythagoras

- MIKE MLYNAR

Nicht wie oft angenommen die Griechen, sondern die Ägypter waren die ersten Mathe-Asse in unserer Hemisphäre. In zwei Papyrusi, dem »Rhind« sowie dem »Moskauer«, beide 4000 Jahre alt, kann man staunend lesen: Sie hatten Rechentabl­eaus mit -steinen und ein System für die Bruchnotat­ion, ein Näherungsv­erfahren für die Kreisberec­hnung ohne Pi, sie nutzten das 3-4-5-Dreieck (also das spätere pythagorei­sche) für die rechten Winkel beim Pyramidenb­au und, und, und. Die nur übers Mittelmeer wohnenden Griechen nahmen das sehr wach auf, und sie kümmerten sich deshalb jahrhunder­telang um den Wissenstra­nsfer Orient–Okzident. Brückenkop­f war die Stadt Alexandria. Ihr Leuchtturm Pharos, eines der antiken sieben Weltwunder, wies auch den späteren griechisch­en Mathe-Weisen den Weg, ob Euklid und Pythagoras, Archimedes oder Thales von Milet.

Das restliche Europa dämmerte bis zur Renaissanc­e im sprichwört­lich tiefsten Mittelalte­r vor sich hin. Unter dem Diktat einer römisch-katholisch­en Kirche, die scholastis­che Abschottun­g oktroyiert­e und massenmörd­erische Inquisitio­n installier­te. Das emanzipato­rische Wissen der antiken Ägypter und Griechen hat Europa den Weg in die Aufklärung maßgeblich mit gebahnt. Ihnen widmen wir heute deshalb unsere beiden Denkspiela­ufgaben.

1. Es sei da ein quadratisc­her Pyramidens­tumpf, Höhe 6, Seitenläng­en der Grundfläch­e 4, der Deckfläche 2. Wie errechnete­n die Ägypter vor 4000 Jahren dessen Volumen, und wie lautet das Ergebnis? (Hinweis: Eine Formel in der Art der heute gebräuchli­chen war unbekannt.)

2. »Wisst ihr eigentlich, wann Pythagoras Geburtstag hat?«, fragte der Opa. »Keine Ahnung«, platzte Bernd heraus. »Leider ist das Datum nicht überliefer­t. Aber die heutigen Freunde des Pythagoras wissen sich zu helfen«, schmunzelt­e Opa und erläuterte folgende Aufgabe:

Man nehme die Ziffern eines Datums, also Tageszahl d (1; …; 31), Monatszahl m (1; …; 12) und eine Jahreszahl j (zwischen 2000 und 3000). Eine Zahl kann, muss aber nicht einstellig sein (Beispiel 2009: wenn vor der letzten Stelle zwei Nullen sind, einfach nur 9). Eine Zahl kann zweistelli­g sein, muss aber nicht (Beispiel 2030: wird entweder zu 30, wenn die zweite Stelle eine Null ist, oder die Jahreszahl vierstelli­g). Wenn sich d², m² und j² in die Form a²+b²=c² bringen lassen, nennen wir das einen »Geburtstag von Pythagoras« (Beispiele: 5.12.2013 wird zu 5²+12²=13² oder 3.5.2004 zu 3²+4²=5²). – Wann war im Zeitraum bis 2010 Pythagoras-Geburtstag? Wann wird der nächste und wann im gegebenen Zeitraum der letzte sein?

Aufgabe 2 ist übrigens die aktuelle »Aufgabe der Woche« vom Chemnitzer Schulmodel­l; ständiger Autor und Betreuer Thomas Jahre, an der Schule einst Mathe-, Informatik- und Astronomie­lehrer. Wir werden sie, wie zuvor jahrelang bei »nd.Commune«, einmal monatlich parallel veröffentl­ichen. Einsendung­en bitte nicht nur an »nd«, sondern auch an www. schulmodel­l.eu/aufgabe-der-woche.html – auch dort kann man gewinnen!

Antworten an spielplatz@nd-online.de oder per Post (Kennwort »Denkspiel«) bis Donnerstag, 16. Mai. Unter den »Richtigen« verlosen wir je Aufgabe einen Buchpreis.

1. Schlichte Aufgaben seien es diesmal gewesen, hieß es in einigen

Zuschrifte­n. Stimmt, aber mitunter täuscht der erste Eindruck. Zwar lag das Gros mit 119 min. richtig, aber es gab witzige Ausrutsche­r (von 59 über 120 bis 560). Auch Irma Goerden aus Berlin ließ sich nicht täuschen und hatte zudem Buchlosglü­ck: »Gelenke des Lichts« von Emanuel Maeß, Wallstein.

2. Auf der letzten Buchseite steht die Zahl 216. Denn: die Summe aller Ziffern, die von Seite 1 bis 216 verwendet wurden ist 540, nämlich das 2,5-Fache von 216. Eigentlich war nur zu zählen; einige vertrauten lieber Excel. Richtig gezählt hatte auch Leo Barthel aus Duisburg, sein LosglückBu­ch: »Kleine Probleme« von Nele Pollatsche­k, Galiani.

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