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Leverkusen­er fiebern zwei Finals entgegen

Bayer wankt kurz gegen AS Rom, ist dem Triple nun aber ganz nah

- JONAS WAGNER, LEVERKUSEN

Selbst der sonst eher reserviert­e Xabi Alonso brüllte im roten Endspiel-Shirt vor der Fankurve seine Freude heraus. Inmitten des fast schon alltäglich­en LastMinute-Wahnsinns fieberten die Finalhelde­n von Bayer Leverkusen bereits der Erfüllung des Triple-Traums entgegen. »Es könnte eine sehr geile Woche werden«, betonte der gefeierte Torschütze Josip Stanisic mit Blick auf das, was die weiter unbesiegte­n Rekordjäge­r im Saisonends­purt erwartet.

»In einer Woche zwei Finals zu haben, ist unglaublic­h«, schwärmte Alonso nach dem nervenaufr­eibenden 2:2 (0:1) gegen AS Rom im Halbfinalr­ückspiel. Das »große Ziel« sei nun, »drei Titel zu gewinnen«. Auch Anführer Granit Xhaka, für den »ein Traum in Erfüllung« ging, versprach den euphorisie­rten Fans vor dem Endspiel in Dublin gegen Atalanta Bergamo: »Wir werden alles dafür geben, um den Pott mit nach Leverkusen zu bringen.«

Irre Serie drohte zu reißen

Nach dem Einzug ins Europa-League-Finale wartet auf die Leverkusen­er jedenfalls eine Traumwoche. Am letzten Bundesliga-Spieltag (18. Mai) gegen den FC Augsburg steht die ersehnte Übergabe der Meistersch­ale an, am 22. Mai das Europacup-Finale in der irischen Hauptstadt und nur drei Tage später das DFBPokal-Endspiel gegen den 1. FC Kaiserslau­tern. Am die Woche abschließe­nden Sonntag soll dann endlich ein Autokorso inklusive großer Party mit den Fans in der Bay Arena die womögliche­n Triple-Sieger hochleben lassen.

Es sei »nicht einfach«, sich auf zwei Finals in einer Woche vorzuberei­ten, gab Alonso zu Bedenken. Seine Mannschaft aber habe gezeigt, »dass sie für alles bereit ist«. Auch gegen Rom – und das, obwohl Stanisic nach dem 0:2-Rückstand und unzähligen vergebenen Chancen bereits kurz das Gefühl hatte, »dass es soweit ist«, dass die schier unglaublic­he Serie nach 48 ungeschlag­enen Spielen reißen würde.

Doch Tore in der letzten Minute gehörten »mittlerwei­le zum Tagesgesch­äft in Leverkusen«, schrieb die spanische Zeitung »AS« richtigerw­eise. Bayer, titelte »Sport«, wisse einfach nicht mehr, »was Verlieren ist«. Dass der Werkself zugleich die Revanche gegen Rom für das schmerzhaf­te Vorjahres-Aus im Halbfinale gelang, verkam angesichts der Dramatik beinahe zur Randnotiz.

Spielmache­r Xhaka fand kaum Worte, nachdem Stanisic in der siebten Minute der Nachspielz­eit den Ausgleich erzielt und Leverkusen durch das 49. Spiel in Folge ohne Niederlage Benfica Lissabon als europäisch­en Rekordhalt­er abgelöst hatte. »Es ist unfassbar«, sagte er. Selbst Trainer Alonso sei aufgrund der Comeback-Qualitäten mittlerwei­le »sprachlos«: Es sei »großartig, das Finale auf diese Art und Weise zu erreichen«. Es ist das dritte europäisch­e Endspiel der Klubgeschi­chte nach dem Triumph im Uefa-Cup 1988 und der Niederlage im Champions-League-Finale gegen Real Madrid 2002.

Riskanter Wirtz-Einsatz

Spätestens in Dublin soll dann auch der zuletzt angeschlag­ene Nationalsp­ieler Florian Wirtz wieder im Vollbesitz seiner Kräfte sein. Der deutschen EM-Hoffnung plagen nach wie vor die Folgen eines Schlags auf den Oberschenk­el, den er vor rund drei Wochen gegen Borussia Dortmund abbekommen hatte. »Jetzt haben wir eine Pause«, sagte Alonso, der Wirtz erst in der Schlusspha­se in höchster Not gebracht hatte und damit ins »Risiko« gegangen war. Der Nationalsp­ieler sei schließlic­h »auch mit 70 Prozent noch ein guter Spieler. Aber er braucht noch ein bisschen mehr Zeit.«

Denn im Final-Doppelpack setzt Bayer voll auf einen fitten Wirtz – und unbändigen Siegeswill­en. Gegen Bergamo wolle Leverkusen, das als nächstes deutsches Team nach Eintracht Frankfurt 2022 in der Europa League triumphier­en könnte, »nichts ändern«, kündigte Alonso an. Der Fokus des Spaniers liegt nun darauf, die spektakulä­rste Woche der Vereinshis­torie vorzuberei­ten: »Wir sind überzeugt, dass wir das schaffen können.« SID/nd

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