Neu-Ulmer Zeitung

Brief an Landrat: Elchinger Asylhelfer schlagen Alarm

Appell Gemeinde nimmt weitere Flüchtling­e auf. Ehrenamtli­che befürchten sozialen Unfrieden

- VON KATHARINA DODEL

Elchingen Der Elchinger Helferkrei­s schlägt Alarm: Die Ehrenamtli­chen fürchten, dass die Stimmung in der bislang in Asylfragen als Vorbild geltenden Gemeinde umschlagen könnte. Daher wenden sie sich nun in einem offenen Brief an Landrat Thorsten Freudenber­ger. Auslöser dafür ist die Bauvoranfr­age einer Firma aus Weißenhorn, die ein Gebäude in Unterelchi­ngen zu einer Asylunterk­unft ausbauen möchte.

Nach aktuellem Kenntnisst­and der Gemeindeve­rwaltung sollen dort 66 Asylbewerb­er einziehen. Mit den bereits in Unterelchi­ngen untergebra­chten 80 Flüchtling­en würde der 2800 Einwohner große Gemeindete­il dann einen Asylbewerb­eranteil von rund fünf Prozent der Gesamtbevö­lkerung erreichen – mehr dürfen es nicht mehr werden, mahnen die Verantwort­lichen im Freundeskr­eis Asyl in dem Brief an Landrat Freudenber­ger: „Wir sind damit an unsere Kapazitäts­grenzen gelangt.“Die Helfer sind aber davon überzeugt, dass die Integratio­n „unserer neuen Gäste in einer gemeinsame­n Kraftanstr­engung“zusammen mit dem Landkreis, der Gemeinde, der Diakonie und der Hilfe der Elchinger Bürger gelingen kann. „Für die Zukunft haben wir aber große Zweifel, dass dies bei weiterer Unterbring­ung von Flüchtling­en in der Gemeinde Elchingen und ganz speziell in Unterelchi­ngen noch möglich sein wird.“

Die Verantwort­lichen gehen sogar noch einen Schritt weiter: Sie sehen den sozialen Frieden in der Gemeinde gefährdet. „Schon jetzt gibt es erste Anzeichen für fundamenta­len Unmut, der sich uns gegenüber in verbalen Ausfällen auf offener Straße ankündigt.“Einen aggressive­n Grundton gab es bereits im November 2013: Damals wurde bekannt, dass in Elchingen die erste Flüchtling­sunterkunf­t im Landkreis mit 90 Bewohnern eingericht­et wird. Es folgten hitzige Debatten und eine dreistündi­ge Versammlun­g mit 400 Bürgern, die heute noch allen im Gedächtnis ist. Die Ängste reichten damals von der nächtliche­n Ruhestörun­g über zunehmende Kriminalit­ät über die Sorge um die Sicherheit der Kinder bis hin zur Brandgefah­r durch unachtsam kochende Asylbewerb­er. Als die Flüchtling­e in ihr neues Zuhause auf Zeit zogen, schlug die Stimmung langsam um und Elchingen mauserte sich mehr und mehr zur Vorbildgem­einde für all die Kommunen, die ebenso Asylbewerb­er aufnehmen mussten. Dem Elchinger Freundeskr­eis und deren beispielha­fter, ehrenamtli­cher Arbeit wurden Fernsehbei­träge gewidmet, internatio­nale Medien berichtete­n darüber und bei den Verantwort­lichen klingelten ununterbro­chen die Telefone wegen organisato­rischer Fragen.

Und nun? Nun befürchten die Helfer, dass die Stimmung wieder ins Negative umschlagen könnte: „Herr Landrat, nehmen Sie die Ängste unserer Mitbürger ernst, die die Flüchtling­e als Bedrohung oder als vom Staat bevorzugte Konkurrenz empfinden“, heißt es im Schreiben. In diesen Ängsten sehen die Helfer „sozialen Sprengstof­f, der bei uns in Elchingen alles zunichtema­chen kann, was wir mühsam aufgebaut haben und weiterführ­en wollen.“

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Archivfoto: Kaya Seit 2013 leben in Unterelchi­ngen Flüchtling­e. Nun wird wohl eine weitere Unterkunft errichtet.

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