Verliebt in Wald und Wolken
Zum 150. Geburtstag von Anton Müller-Wischin zeigt das Heimatmuseum Weißenhorn eine Auswahl seiner Werke. Ein Großteil bleibt nach Ausstellungsende der Fuggerstadt erhalten
Weißenhorn Der große Franz von Lenbach hatte eine hohe Meinung vom Anton Müller-Wischin (1865– 1949): „Ich rede keinem zu, Maler zu werden, eher ab; Ihnen rate ich, hängen sie den Lehrerberuf an den Nagel und werden sie Maler!“Er stand mit seinem Urteil nicht alleine da: Der gebürtige Weißenhorner hatte in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts einen wichtigen Platz im Münchner Kunstleben, seine Bilder zierten wichtige Ausstellungen und erfreuten sich bei der bürgerlichen Kundschaft großer Beliebtheit. Anlässlich seines 150. Geburtstages widmet das Heimatmuseum der Fuggerstadt Müller-Wischin eine Ausstellung – und zeigt, dass der Autodidakt einen Platz in der Kunstgeschichte verdient hat.
Auf den ersten Blick ist dieser kein unproblematischer Künstler: Denn zwischen 1937 und 1944 war er einer der wichtigsten Teilnehmer bei der „Großen Deutschen Kunstausstellung“(GDK) im Haus der Kunst, der von den Nationalsozialisten propagierten Leistungsschau „Wahrer Deutscher Kunst“. Laut Matthias Kunze, Vorsitzender des Weißenhorner Museumsvereins und kommissarischer Leiter des Heimatmuseums, jedoch wohl kein Zeichen für Nähe zur NS-Ideologie: Der zu diesem Zeitpunkt bereits betagte Müller-Wischin, der niemals Mitglied in der NSDAP wurde, sei eine Art „Grandseigneur“der Münchner Kunstszene gewesen.
Mit der heute kaum erträglichen deutschtümelnden Feinmalerei anderer GDK-Teilnehmer hat die Kunst des im oberbayerischen Schrobenhausen aufgewachsenen Lehrersohns, den eine enge Freundschaft mit dem Komponisten Richard Strauss verband, wenig zu tun: Sein Fokus lag auf unpolitischen Stillleben und Landschaften. Sein Stil verrät zwar auch Einflüsse des Symbolismus und Cézanne, hat aber seine Wurzeln tief im 19. Jahrhundert: Kunsthistoriker Kunze sieht Anklänge an englische und französische Landschaftsmaler, vor allem an John Constable und die „Schule von Barbizon“, aber ebenso an die deutsche Romantik: „Als Autodidakt hat er sich von überall Anregungen geholt“, sagt Kunze. Und Müller-Wischin verstand es, diese Inspirationen zu verarbeiten: Vor allem seine Wald- und Wolkenbilder überzeugen mit technischer Finesse und dramatischer Bewegtheit, vor allem nach der Restaurierung durch Museumskonservatorin Nicola Spies. Seine für bürgerliche Salons gemalten Blumen-Stillleben sind – aus heutiger Sicht – freilich eher dekorativ.
Die nach dem oben zitierten Lenbach-Ausspruch „Werden Sie Maler!“getaufte Ausstellung wird großteils mit Bildern des Hamburger Sammler-Ehepaars Karin und Edgar Wilken bestritten, zu denen das Heimatmuseum seit einer ersten Müller-Wischin-Schau im Jahr 1999 einen guten Draht hat. Dieser Kontakt zahlt sich nun aus: Interims-Direktor Kunze zufolge überlassen die Wilkens 35 Werke aus ihrer Sammlung dem Museum. Eine Auswahl davon soll künftig dauerhaft in der geplanten Gemäldegalerie im Alten Rathaus zu sehen sein – falls diese nach dem Hin und Her der vergangenen Jahre endlich realisiert werden sollte. Kunze ist optimistisch: „Ich rechne damit, dass wir 2019 so weit sind.“OAusstellung:
„Werden Sie Maler! – Zum 150. Geburtstag von Anton Müller- Wischin“wird heute, Freitag, um 19 Uhr eröffnet. Danach läuft sie bis 15. November. Öffnungszeiten: Donnerstag bis Sonntag, jeweils 14 bis 17 Uhr.