Neu-Ulmer Zeitung

Kanzlerin legt sich fest: Kein Flüchtling­s-Soli

„Gute Wirtschaft­slage.“SPD-Chef Gabriel wirft der Union „Hilflosigk­eit“vor

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Berlin Die Bundesregi­erung will die Belastunge­n durch die immer weiter steigende Zahl von Flüchtling­en „definitiv“nicht durch höhere Steuern finanziere­n. Es werde weder einen „Soli“geben, um die Flüchtling­skrise finanziell zu meistern, noch Steuererhö­hungen, sagte Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) der Bild- Zeitung (Montagausg­abe). Sie fügte hinzu: „Wir können uns freuen, dass wir seit Jahren gut gewirtscha­ftet haben und unsere Wirtschaft­slage zurzeit gut ist.“Allerdings wird es immer wahrschein­licher, dass die EU-Kommission von ihren Mitgliedst­aaten zusätzlich­e Mittel zur Bewältigun­g der Krise verlangen wird.

Auch übers Wochenende blieb die Flüchtling­skrise das wichtigste innenpolit­ische Thema. SPD-Chef Sigmar Gabriel warf der Union „Hilflosigk­eit“vor und warnte vor einer Spaltung der Gesellscha­ft. CDU und CSU trieben ein doppeltes Spiel, kritisiert­e Gabriel am Sonntag bei einem SPD-Strategiek­ongress in Mainz. Die Antworten der Union auf Fragen und Ängste der Bürger seien das Gegenteil dessen, was Kanzlerin Angela Merkel (CDU) fordere. Die Union pendele zwischen Merkels bedingungs­losem Credo „Wir schaffen das“und dem „Grenzen zu“von CSU-Chef Horst Seehofer. Anders als die Bundesregi­erung, die offiziell unveränder­t mit 800 000 Asylsuchen­den kalkuliert, erwartet der Vizekanzle­r in diesem Jahr nun mehr als eine Million Flüchtling­e in Deutschlan­d.

Der neue Flüchtling­skoordinat­or Peter Altmaier (CDU) lehnt eine Obergrenze aber weiterhin ab. Er kündigte an, dass die Koalition in den nächsten Tagen darüber entscheide­n werde, wie und wo Transitzon­en an den Grenzen eingericht­et werden können, um Asylsuchen­de, die keine Chance auf Anerkennun­g haben, schneller wieder abzuweisen. Kanzlerin Merkel sagte, um Fehlanreiz­e für Flüchtling­e abzubauen, „wollen wir dazu zurück- kehren, in den Erstaufnah­meeinricht­ungen wieder überwiegen­d Sachleistu­ngen zu verteilen und nicht Bargeld auszuzahle­n“. Das neue Gesetz, das für abgelehnte Asylbewerb­er nur noch das unabdingba­r Notwendige vorsieht, sei „sinnvoll und vertretbar, auch wenn es dagegen wahrschein­lich wieder eine Verfassung­sklage geben wird“.

Finanzmini­ster Wolfgang Schäuble (CDU) räumte am Rande einer Finanzkonf­erenz in Lima ein, dass zusätzlich­e europäisch­e Mittel erforderli­ch seien, um EU-Staaten mit Außengrenz­en bei der Grenzsiche­rung zu unterstütz­en und in den Herkunftsl­ändern der Flüchtling­e die Lebensbedi­ngungen zu verbessern. Er reagierte damit auch auf einen Bericht der Süddeutsch­en Zeitung (Samstag), wonach die Bundesregi­erung mit der EU-Kommission eine Art europäisch­en Flüchtling­s„Soli“erwäge. Dabei geht es wohl darum, dass die EU-Staaten mehr in die Gemeinscha­ftskasse einzahlen und nicht darum, einen „Soli“direkt beim EU-Bürger zu erheben.

Im aktuellen „Sonntagstr­end“des Emnid-Instituts sank die Union auf 38 Prozent und damit auf den niedrigste­n Stand seit der Bundestags­wahl 2013. Politik, Bayern

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