VW-Manager fliegen auf Firmenkosten nach Hause
Die Abgas-Affäre wird Volkswagen Milliarden kosten. Der Konzern will nun sparen
Augsburg Eines hat der neue Volkswagen-Chef Matthias Müller klargemacht: Beim Autobauer ist nichts mehr so, wie es vor dem Skandal um manipulierte Abgaswerte war. Abläufe sollen künftig transparenter sein, Entscheidungsprozesse vereinfacht werden. Und es wird gespart. Alle Investitionen müssten auf den Prüfstand, stellte Müller klar. Zwar ist kaum absehbar, wie teuer die Affäre um manipulierte Abgaswerte für den Konzern genau wird. Doch fest steht: Der Schaden für Volkswagen geht in die Milliarden.
Einen gewissen Luxus gönnt man sich im VW-Konzern aber nach wie vor: Eine Reihe von Top-Managern fliegt am Wochenende kostenlos im Firmenjet. Das bestätigte ein Firmensprecher der Bild am Sonntag (BamS). Danach haben alle Konzernvorstände, viele Vorstände der zwölf Marken sowie etliche Generalbevollmächtigte den Anspruch auf Gratis-Heimflüge. Volkswagen unterhält dafür eine eigene Flugzug-Flotte. Zehn Jets stehen dafür am Flughafen Braunschweig bereit. Sie bringen die Manager am Freitagnachmittag ins Wochenende – und kehren am Montag zurück.
Wie viel die Heimflüge der TopManager kosten, kann VW demnach nicht beziffern. Auch, wie lange es das Privileg noch geben soll, ist unklar. Die BamS zitiert einen Aufsichtsrat mit den Worten: „Freiflüge im Firmenjet gehen gar nicht und gehören zügig abgeschafft.“Gesamtbetriebsratschef Bernd Osterloh sagte der Zeitung: „Wir erwarten, dass der Vorstand jeden Ein- schnitt, den er bei der Belegschaft vornimmt, in gleicher Relation auch sich selbst abverlangt.“
Sparpotenzial scheint im ZwölfMarken-Konzern durchaus vorhanden zu sein. Die Zeitung schreibt von 2000 Führungskräften, die kaltgestellt sind, aber weiter ihr volles Gehalt beziehen, von jahrelang üblichen Partys, bei denen sich der Autobauer gern mit Stars schmückte. Robbie Williams war schon da, Lenny Kravitz oder die Pet Shop Boys. Sparen, zitiert die BamS einen hochrangigen VW-Mann, sei im Konzern „ein Fremdwort“gewesen.
Das dürfte sich künftig ändern. Vor allem die Sponsoren-Tätigkeit soll eingeschränkt werden. Das könnte etwa das großzügige Engagement für Kunst und Kultur treffen. Oder den Motorsportbereich, wo der Konzern dem Zeitungsbericht zufolge einen dreistelligen Millionenbetrag einsparen will. Welche Wettbewerbe betroffen sind, ist aber noch unklar. VW fördert etwa die Deutsche Tourenwagen-Masters (DTM) und das 24-StundenRennen von Le Mans.
Auch die deutsche Fußball-Welt zittert. Schließlich ist Volkswagen der größte Sponsor und wichtiger Geldgeber für 17 Klubs der ersten und zweiten Bundesliga. Weitreichender könnten die Konsequenzen für den VfL Wolfsburg sein, der als hundertprozentige Konzerntochter jährlich mit einem hohen zweistelligen Millionenbetrag unterstützt wird. VW-Chef Müller hat jedenfalls in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung klargestellt: „Wir drehen jeden Stein um und werden uns auch das ansehen.“
Das dürfte auch für den DFB-Pokal gelten, wo Volkswagen seit 2012 als Hauptsponsor agiert. Der Vertrag für drei weitere Jahre soll bereits ausgehandelt sein, schreibt die BamS. In Wolfsburg wolle ihn aber derzeit keiner mehr unterschreiben. Der Deutsche Fußball-Bund äußerte sich gestern nicht zu dem Thema, ebenso wie VW. Klar ist nur: Bei Volkswagen kommt nun alles auf den Prüfstand.
Der deutsche Fußball bangt um seinen größten Sponsor