Neu-Ulmer Zeitung

Freie Wähler versuchen Spagat

In der Flüchtling­sfrage können sie sich von der CSU nicht abgrenzen

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Neustadt Denen helfen, die in Not sind, aber zugleich verhindern, dass zu viele Menschen aus Bürgerkrie­gsländern nach Deutschlan­d kommen – die Freien Wähler (FW) in Bayern proben derzeit in der Flüchtling­sfrage einen schwierige­n Spagat. Zwar lehnt FW-Chef Hubert Aiwanger die „Grenze dicht“-Politik des CSU-Chefs und bayerische­n Ministerpr­äsidenten Horst Seehofer klar ab.

Zugleich kann Aiwanger aber auch den Druck der in den Kommunen und der Kommunalpo­litik stark verankerte­n FW-Basis nicht ignorieren. „Viele Helfer sind am Ende ihrer Kräfte“, berichtete Aiwanger am Samstag auf der Landesvers­ammlung im oberpfälzi­schen Neustadt an der Waldnaab. Alle hätten Großartige­s geleistet. Aber auf ehrenamtli­cher Basis lasse sich die Flüchtling­shilfe auf Dauer nicht organisier­en. Und auch unter Kommunalpo­litikern ist der Unmut groß. Viele Bürgermeis­ter und Landräte klagen seit Wochen, sie fänden kaum noch Unterkünft­e für die neu zugewiesen­en Flüchtling­e.

Seine Haltung in der Flüchtling­sfrage brachte Aiwanger schließlic­h auf folgenden Nenner: „Wir sind keine Dramatisie­rer, sondern Realpoliti­ker, so wie unsere Bürgermeis­ter und Landräte“. Und das bedeute auch, eine Asylpoliti­k zu verhindern, die beim Bürger „politische Unzufriede­nheit und das Werk von Extremiste­n befördert“, machte Aiwanger deutlich. Nach seiner Einschätzu­ng hat Deutschlan­d schon jetzt die Grenze der Aufnahmeka­pazität erreicht.

Zu den Vertretern einer gemäßigter­en Haltung gehört Landesvor- standsmitg­lied Armin Kroder. „Europa hat 500 Millionen Einwohner. Wenn davon nur ein Prozent Flüchtling­e sind, würden wir das gar nicht merken“, gab der Landrat des Landkreise­s Nürnberger Land zu bedenken. Das Problem sei allerdings die ungleiche Verteilung der Flüchtling­e in Europa. Gerade südund ostbayeris­che Landkreise seien stark belastet. Für Aiwanger ist der beste Flüchtling der, der gar nicht erst nach Europa kommt. Dazu sollte seiner Ansicht nach in sicheren Regionen Syriens eine UN-Schutzzone eingericht­et werden.

„Es ist besser, in Syrien Zelte aufzustell­en als in Passau und Deggendorf“, meinte er. Zudem könnten die in der Schutzzone untergebra­chten Menschen sofort beim Aufbau in Syrien helfen, „wenn dort der Spuk vorbei ist“.

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