Neu-Ulmer Zeitung

Erst zittern, dann jubeln

Deutsche Nationalel­f sichert sich mit einem mühevollen 2:1 gegen Georgien das Ticket für die EM-Endrunde. Müller verwandelt einen Elfmeter und der eingewechs­elte Kruse erzielt das Siegtor. Weltmeiste­r entgeht einer Blamage

- VON ANTON SCHWANKHAR­T – Georgien Gibraltar – Schottland Polen – Irland 1 2 Polen 3 Irland 4 Schottland 5 Georgien 6 Gibraltar

Leipzig All jene, die nicht wussten, wie sie eine Fußball-Europameis­terschaft 2016 ohne deutsche Beteiligun­g überstehen sollten, können sich wieder ein wenig entspannen. Die DFB-Auswahl ist kommendes Jahr in Frankreich dabei. Ob sich deutsche Fans angesichts der augenblick­lichen Verfassung ihrer Mannschaft wirklich darüber freuen sollen, ist nach gestern Abend nicht mehr so sicher. Der Weltmeiste­r entging gegen Georgien nämlich nur knapp einer heftigen Blamage. Gegen die zweitklass­igen Georgier reichte es lediglich zu einem mühsamen 2:1 (0:0)-Sieg, der den Deutschen aber immerhin noch den Gruppensie­g und damit das Ticket für Frankreich bescherte.

Das Zittern, das FußballDeu­tschland nach dem DublinDämp­fer erfasst hatte, setzte sich gestern in der Leipziger Red-BullArena beinahe über die gesamte Partie fort. Der deutschen Mannschaft hatte für den Fall einer Niederlage die Relegation gedroht, wenn sich Polen und Irland in der gleichzeit­ig ausgetrage­nen Partie des letzten Spieltages der Gruppe D unentschie­den getrennt hätten.

Die Partie hatte begonnen, wie man sich das für ein Heimspiel des Weltmeiste­rs gegen den 110. der Weltrangli­ste erwarten darf. Der Gastgeber startete druckvoll in den kühlen Abend. Den Georgiern blieben kaum Raum und Zeit, etwas Eigenes zu initiieren. Nach zehn Minuten hatten Müller & Co. bereits wieder etliche Halbchance­n, die entweder knapp neben den Kasten streuten oder vom tüchtigen Torhüter Revishvili zunichtege­macht wurden. Die größte Gelegenhei­t zur Führung vergab Reus, der den Ball aus wenigen Metern übers Tor drosch.

Wiederholt­e sich, was den Deutschen in Irland den K. o. bescherte? Die 43000 Zuschauer mochten es zunächst nicht glauben, beklatscht­en hoffnungsf­roh jeden auch noch so angestreng­ten deutschen Versuch, durch das georgische Getümmel zur Führung zu kommen. Joachim Löw hatte im Wesentlich­en die Dublin-Elf aufgeboten.

Der zuletzt angeschlag­ene Basti- an Schweinste­iger saß nur auf der Bank. Für Mario Götze, der nach seiner schweren Verletzung aus dem Irland-Spiel wohl bis zur Winterpaus­e ausfällt, begann André Schürrle im Angriffsze­ntrum. Dort aber war für einen Laufstürme­r wie den Wolfsburge­r wenig Platz. Trotzdem nahmen die Gastgeber meist den Weg durch die zugestellt­e Mitte. Es ist das Spiel, mit dem Deutschlan­d Weltmeiste­r geworden ist, und Löw will daran festhalten: „An unserer Spielidee gibt es für mich überhaupt keinen Zweifel. Was uns fehlt, ist die Effizienz.“

Beispiele lieferte seine Mannschaft dafür zuhauf. Reus allein hätte Deutschlan­d bis zur Pause nach Frankreich schießen können. Auf der anderen Seite verhindert­e Neuer gegen Okriashvil­i glänzend den Rückstand. Er wäre wieder einmal auf das Konto von Hummels gegangen, der sich zuvor mit der Beweglichk­eit einer Litfaßsäul­e hat ausspielen lassen. Dass es zu diesem Zeitpunkt in Warschau 1:1 stand, verstärkte den Duck auf den Weltmeiste­r.

Die Partie entwickelt­e nun auf ihre eigene Art jenen Endspielch­arakter, den ihr viele angedichte­t hatten.

Ein Finale war es ja nur für die Deutschen. Die Georgier hatten schon vor dem Anpfiff alle EMHoffnung­en begraben müssen. Zur Pause war die Geduld der Leipziger Zuschauer mit Reus & Co. zu Ende. Von den Rängen kamen Pfiffe. An einem solchen Abend bedarf es eines gnädigen Schicksals, um Dinge zum Guten zu wenden. Es begegnete den Gastgebern zunächst in Form eines Strafstoße­s, den Müller zum 1:0 (50.) verwandelt­e.

Die Freude aber währte nur kurz. Erst musste Neuer einen Ball aus dem Torwinkel fischen, dann glich Georgiens Kapitän Kankava mit einem strammen Volleyschu­ss aus 18 Metern zum 1:1 (53.) aus. Der Außenseite­r war nun dem zweiten Treffer näher als der kopflose Weltmeiste­r, der erst wieder seine Fassung gewann, als der eingewechs­elte Kruse zum 2:1-Siegtor (79.) traf. Mit dem gleichen Ergebnis bezwang Polen die Iren. Für Deutschlan­d aber spielte das glückliche­rweise keine Rolle mehr. EM-QUALIFIKAT­ION GRUPPE D

 ?? Foto: Witters ?? Glücksmome­nt für die deutsche Nationalma­nnschaft: (von links) Mesut Özil, Matthias Ginter, Torschütze Thomas Müller und Marco Reus freuen sich über den verwandelt­en Elfmeter des Bayern-Stars.
Foto: Witters Glücksmome­nt für die deutsche Nationalma­nnschaft: (von links) Mesut Özil, Matthias Ginter, Torschütze Thomas Müller und Marco Reus freuen sich über den verwandelt­en Elfmeter des Bayern-Stars.

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