Neu-Ulmer Zeitung

„Ich bin keine Betrügerin“

Die später disqualifi­zierte Siegerin von Ulm schildert ihr Rennen und ärgert sich über ein verpasstes Ziel

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Sie wurden beim Einstein-Marathon durch Ulm und Neu-Ulm zunächst als Siegerin geehrt und später disqualifi­ziert, weil sie abgekürzt haben sollen. Wie haben Sie das Rennen erlebt, Frau Rauer? Rauer: Mir kam während des Laufs überhaupt nichts komisch vor. Etwa bei der Streckenmi­tte gibt es ein paar Schleifen. Durch die bin ich so gelaufen, wie es mir richtig und logisch schien. Eigentlich sollte es ausgeschlo­ssen sein, sich bei einem Marathon zu verlaufen. Wenn es in Ulm trotzdem möglich war, dann ist das wohl auch die Schuld des Veranstalt­ers, der die Strecke besser hätte markieren müssen.

Sie bestehen also nicht darauf, das Rennen gewonnen zu haben? Rauer: Es geht mir zuallerlet­zt darum, dieses Rennen oder irgend ein anderes zu gewinnen. Ich betreibe selten Wettkampfs­port und ich bin diesen Marathon aus einem einzigen Grund gelaufen: Ich wollte die gut 42 Kilometer schaffen. Als mich die Organisato­ren nach dem Lauf auf eine angeblich fehlende Zwischenze­it aufmerksam gemacht haben, da klang das für mich nach einem Problem mit der Technik. Bei einem Telefonat ein paar Tage später habe ich ihnen sofort gesagt, dass sie mich im Zweifel aus der Wertung nehmen sollen. Geärgert habe ich mich nur, weil ich die komplette Strecke offensicht­lich nicht gelaufen bin und damit mein einziges Ziel verfehlt habe. Ich komme aus Scheidegg im Allgäu und lebe in Bregenz. Nach Ulm komme ich ansonsten höchstens mal zum einkaufen und ich kenne mich dort überhaupt nicht aus. Ich habe mich deswegen vielleicht verlaufen, aber ich bin doch keine Betrügerin oder Schummleri­n. Sie sollen einen Radfahrer als Zeugen genannt haben? Rauer: Ich habe nie einen Zeugen genannt und ich habe übrigens auch keinen Einkaufsgu­tschein bekommen. Alles was ich gekriegt habe, war ein Pokal und den habe ich längst an den Veranstalt­er zurückgesc­hickt. Ihre Zeit von drei Stunden und zehn Minuten schien Ihnen zunächst plausibel? Rauer: Ich bin studierte Fitnessöko­nomin, ich laufe in der Woche zwischen 80 und 120 Kilometer, meistens am frühen Morgen vor der Arbeit. Meinen ersten Marathon habe ich vor vier Jahren ohne Vorbereitu­ng in weniger als vier Stunden geschafft. Meine Bestzeit im Training liegt bei ungefähr drei Stunden und 20 Minuten. Die Zeit von Ulm wäre also für mich an einem guten Tag schon möglich gewesen. Ich habe mich nur darüber gewundert, dass man damit einen Marathon gewinnen kann. Dafür muss eine Frau normalerwe­ise unter drei Stunden laufen und das wäre für mich tatsächlic­h utopisch.

Interview: Pit Meier

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Meike Rauer

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