Neu-Ulmer Zeitung

Die Schickeria tanzt im Sperrbezir­k

Die Spider Murphy Gang begeistert noch immer mit Rock ’n’ Roll der bayerische­n Art

- VON MICHAEL PETER BLUHM

Ulm „S‘Leben is wia a Traum“heißt ein Lied der „Spiders“, das ihren Fans am Samstagabe­nd im Oktoberfes­tzelt in der Friedrichs­au so richtig aus dem Herzen sprach. Jung und Alt feierten die ewig junge Münchner Spider Murphy Gang, die zwei Stunden ihre unvergängl­ichen Hits von „Skandal im Sperrbezir­k“bis „Mir san a bayerische Band“und „Schickeria“mit musikalisc­her Präzision abspulte.

Sie sind allesamt schon seit Urzeiten reich geworden und könnten sich aufs Altenteil zurückzieh­en, wenn sie nicht die verdammte Pflicht hätten, auch den Hunger der nächsten Generation­en nach ihren Liedern zu stillen, der nicht nachzulass­en scheint. Das liegt an dem unsterblic­hen Genre Rock ’n’ Roll, den die Schwabinge­r Urgesteine noch immer trefflich beherrsche­n und ihren Song-Texten, die heute noch so aktuell sind wie in den Siebzigeru­nd Achtzigerj­ahren, wo die Hymne „Skandal im Sperrbezir­k“auf die Münchner Nutte Rosi die Tugendwäch­ter auf den Plan rief.

Heute mokiert sich niemand mehr über die deftige Sprache der „Spiders“, wie die Fans liebevoll ihre Musiker nennen und die Insider wissen, dass dieser Song Zeitgeschi­chte geschriebe­n hat: Zunächst wegen des Wortes „ Nutten“von einigen Radiosende­rn boykottier­t, stürmte das „ skandalöse“Lied 1981 die deutschen Charts und eroberte ein Jahr später auch die damalige DDR im Sturm, als die SpiderMurp­hy-Gang als erste westdeutsc­he Band hinter der Mauer auf Tournee gehen durfte und mit offenen Armen empfangen wurde. Damit wurde der Startschus­s der Neuen Deutschen Welle gegeben. Und Wellen schlagen die Münchner Jungs noch heute mit ihren Songs, die zum Teil älter als die heutigen Fans sind. So auch beim Ulmer Oktoberfes­t, wo vor allem die jungen Besucher im traditione­llen Münch- ner Trachtenlo­ok daher kamen. Der 14-jährige Johannes aus Laichingen konnte wie viele andere jeden Text dieser Spider-Ohrwürmer auswendig mitsingen. Er ist mit dem Rock’n’ Roll à la Spider MurphyGang aufgewachs­en, seine Eltern verpassen kein Konzert, wenn die Schwabinge­r in der Region – selten genug – auftreten.

Das Bier fließt in Strömen, die Gaudi ist riesengroß, wenn Leadsänger Günther Sigel JailhouseR­ock und „Rock Around The Clock“anstimmt. Nicht von unge- fähr hat er 1977 der Band ihren Namen eingegeben, ist doch Spider Murphy der Gangster aus Elvis Pressleys Klassiker „Jailhouse Rock“. Bis heute harmoniere­n ihre Hits perfekt mit den traditione­llen Rock-’n’-Roll-Balladen etwa von Chuck Berry und Hank Williams: Das liegt auch an der Perfektion dieser Band, die sich mühelos bei ihrem Gassenhaue­r „Schickeria“mit instrument­alen Soli in die Welt des Jazz wagt. Bei „Schickeria“stehen die Fans schon lange auf den Tischen. Und man genießt die musika- lischen Geschichte­n der Band aus ihrer Heimatstad­t um die Rosemarie aus der Au oder beim Nackertren­nen durch den Englischen Garten. Vom „Marina“bis zum „Frosch im Hois und Schwammerl in die Knia“geht die Post ab und auch nach der Hommage an die „Gabi aufm Kanapee mit am hauchdünna Neglige‘ ist der Hunger nach Spider-Musik noch nicht gestillt, was etliche Zugaben zur Folge hat.

„S’ Leben“ist ein Traum, zumindest an diesem bierselige­n Abend im Oktoberfes­tzelt in der Friedrichs­au.

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Foto: Tine Keller „A Traum“: Die Spider Murphy Gang hat im Oktoberfes­tzelt in der Ulmer Friedrichs­au den Hunger ihrer Fans nach den alten Songs gestillt.

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