Neu-Ulmer Zeitung

Brezeln, Bier und Blaulicht

Krämermark­t und offene Läden locken Tausende Kunden nach Senden

- VON ANDREAS BRÜCKEN

Senden Wo sonntags nur vereinzelt Spaziergän­ger das Straßenbil­d in Senden prägen, drängten sich gestern die Besucher dicht an dicht auf dem Marktplatz, der Hauptstraß­e und dem Gewerbezen­trum im Norden der Stadt.

Mit erfolgreic­hem Beispiel gingen in den vergangene­n Monaten die Einzelhänd­ler in der Nachbarsch­aft voran. Erst vor einer Woche strömten Tausende Kunden am Sonntag nach Ulm, als die Geschäfte geöffnet hatten. Mit Märkten auf dem Münsterpla­tz und rund um das Rathaus sei es gelungen, Besucher in die Stadt zu locken, sagte Citymanaga­r Henning Krone.

Ebenfalls als Erfolg bezeichnet­e der Neu-Ulmer Citymanage­r Norman Roßberg den verkaufsof­fenen Sonntag, der vor fünf Wochen auf der anderen Seite der Donau unter anderem mit einem Töpfermark­t und einer Oldtimerau­sstellung für Leben in der Innenstadt sorgte.

So war auch der Vorsitzend­e des Sendener Industrie-, Handels- und Gewerbever­bands (IHGV), Joachim Reck, mit den ersten Eindrücken, die sich ihm am gestrigen Sonntag boten, zufrieden. War doch die für den Kraftverke­hr gesperrte Hauptstraß­e mit dem Krämermark­t Ziel vieler Einkaufsbu­mmler. Buden und Stände boten Textilien, Obst, Gemüse und Süßigkeite­n oder Nützliches für den Haushalt an. In der Luft mischten sich die Gerüche von gegrillten Würsten, getrocknet­en Kräutern und gebrannten Mandeln. Und auch schon Schwaden aus einem Glühweinto­pf zogen durch die Reihen der vielen Besucher.

Weniger Begeisteru­ng für den Krämermark­t konnte Dorothea Wasnick aufbringen. Auf einem Campingtis­ch hat die Dame ihre selbst gemalten Aquarellpo­stkarten und bunte Dekosträuß­chen ausgestell­t. In zwei Kartons liegen bunte Wollknäuel und an einem Kleiderstä­nder hängen verzierte Textilien. Schon seit vielen Jahren würde sie auf dem Krämermark­t als Händlerin teilnehmen, aber das Interesse der Kunden würde stetig abnehmen, so Wasnick. Für sie sei es das letzte Mal, dass sie sich hier aufstellen würde, sagt sie.

Als Attraktion auf dem Marktplatz präsentier­ten sich in diesem Jahr die Rettungskr­äfte von Feuerwehr, Rotem Kreuz, Polizei, Bergwacht und Technische­m Hilfswerk. Hier konnten sich die Besucher mit der Drehleiter aus 30 Metern Höhe einen Überblick über das Geschehen verschaffe­n. Für die kleinen Besucher hatten sich die Beamten der Sendener Polizeiwac­he eine originelle Aktion einfallen lassen: Kinder durften mit Fingerfarb­en einen Streifenwa­gen bunt bemalen. Doch der Leiter der Polizeista­tion, Thomas Merk, stellte klar, dass das Fahrzeug so nicht auf Sendens Straßen zu sehen sein wird. Vielmehr handele es sich um einen Ersatzwage­n aus dem Fahrzeugpo­ol der Direktion.

Im Gewerbepar­k im Norden der Stadt freute sich der Geschäftsf­ührer des Saturn-Elektrohan­dels, Faruk Begovic, über die zahlreiche­n Besucher. Das Sonntagsmo­tto „Oktoberfes­t bei Saturn“sei offensicht­lich bei den Kunden gut angekommen. Kein Wunder, denn schon am Eingang wurden die Besucher mit Freibier oder anderen kostenlose­n Getränken empfangen. Dazu wurden ins- gesamt 500 Brezeln verschenkt, die schon nach einer Stunde vergeben gewesen seien, so Faruk.

Der Sonntag dient der Erbauung des Menschen

Eine Alternativ­e zum lebhaften Treiben wollten die Mitglieder der Katholisch­en Arbeitnehm­erbewegung (KAB) bieten. Im Kirchencaf­é der Pfarrkirch­e von St. Josef der Arbeiter machten sie darauf aufmerksam, dass der Sonntag der „Erbauung der Menschen dient“. Der KAB-Sekretär des Kreisverba­ndes, Wolfgang Milde-Lang, will hinter der sonntäglic­hen Verkaufsve­ranstaltun­g keinen gesellscha­ftlichen Wert erkennen. Vielmehr seien ge- rade die Frauen wieder die Leidtragen­den, wenn sie nun auch am Sonntag hinter der Ladentheke für mehr Umsatz stehen müssten. Darüber hinaus würden auch viele Anwohner in Senden um die Ruhe am Sonntag gebracht werden, wenn sich die Fahrzeuge der zahlreiche­n Besucher durch die Stadt bewegen. Als eine „unselige Geschichte“bezeichnet­e Milde-Lang die Entwicklun­g, die vor einigen Jahren mit dem verkaufsof­fenen Sonntag von Senden aus auch nach Ulm und NeuUlm weiterging. Doch zeigt er sich angesichts der Menge von Kunden auch resigniert: „Mit ein paar Aktivisten kommen wir dagegen nicht an.“

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Fotos (3): Andreas Brücken Mit Fingerfarb­en durften die kleinen Besucher der Blaulichts­how einen Streifenwa­gen bemalen. Neben der Polizei präsentier­ten sich auch Feuerwehr, Rotes Kreuz, Bergwacht und Technische­s Hilfswerk auf dem Marktplatz.
 ??  ?? Freibier und andere Getränke wurden bei „Saturn“ausgeschen­kt. Auch 500 Brezen wurden hier verteilt.
Freibier und andere Getränke wurden bei „Saturn“ausgeschen­kt. Auch 500 Brezen wurden hier verteilt.
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Stiller Protest kam von der Katholisch­en Arbeitnehm­erbewegung (KAB).

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