Brezeln, Bier und Blaulicht
Krämermarkt und offene Läden locken Tausende Kunden nach Senden
Senden Wo sonntags nur vereinzelt Spaziergänger das Straßenbild in Senden prägen, drängten sich gestern die Besucher dicht an dicht auf dem Marktplatz, der Hauptstraße und dem Gewerbezentrum im Norden der Stadt.
Mit erfolgreichem Beispiel gingen in den vergangenen Monaten die Einzelhändler in der Nachbarschaft voran. Erst vor einer Woche strömten Tausende Kunden am Sonntag nach Ulm, als die Geschäfte geöffnet hatten. Mit Märkten auf dem Münsterplatz und rund um das Rathaus sei es gelungen, Besucher in die Stadt zu locken, sagte Citymanagar Henning Krone.
Ebenfalls als Erfolg bezeichnete der Neu-Ulmer Citymanager Norman Roßberg den verkaufsoffenen Sonntag, der vor fünf Wochen auf der anderen Seite der Donau unter anderem mit einem Töpfermarkt und einer Oldtimerausstellung für Leben in der Innenstadt sorgte.
So war auch der Vorsitzende des Sendener Industrie-, Handels- und Gewerbeverbands (IHGV), Joachim Reck, mit den ersten Eindrücken, die sich ihm am gestrigen Sonntag boten, zufrieden. War doch die für den Kraftverkehr gesperrte Hauptstraße mit dem Krämermarkt Ziel vieler Einkaufsbummler. Buden und Stände boten Textilien, Obst, Gemüse und Süßigkeiten oder Nützliches für den Haushalt an. In der Luft mischten sich die Gerüche von gegrillten Würsten, getrockneten Kräutern und gebrannten Mandeln. Und auch schon Schwaden aus einem Glühweintopf zogen durch die Reihen der vielen Besucher.
Weniger Begeisterung für den Krämermarkt konnte Dorothea Wasnick aufbringen. Auf einem Campingtisch hat die Dame ihre selbst gemalten Aquarellpostkarten und bunte Dekosträußchen ausgestellt. In zwei Kartons liegen bunte Wollknäuel und an einem Kleiderständer hängen verzierte Textilien. Schon seit vielen Jahren würde sie auf dem Krämermarkt als Händlerin teilnehmen, aber das Interesse der Kunden würde stetig abnehmen, so Wasnick. Für sie sei es das letzte Mal, dass sie sich hier aufstellen würde, sagt sie.
Als Attraktion auf dem Marktplatz präsentierten sich in diesem Jahr die Rettungskräfte von Feuerwehr, Rotem Kreuz, Polizei, Bergwacht und Technischem Hilfswerk. Hier konnten sich die Besucher mit der Drehleiter aus 30 Metern Höhe einen Überblick über das Geschehen verschaffen. Für die kleinen Besucher hatten sich die Beamten der Sendener Polizeiwache eine originelle Aktion einfallen lassen: Kinder durften mit Fingerfarben einen Streifenwagen bunt bemalen. Doch der Leiter der Polizeistation, Thomas Merk, stellte klar, dass das Fahrzeug so nicht auf Sendens Straßen zu sehen sein wird. Vielmehr handele es sich um einen Ersatzwagen aus dem Fahrzeugpool der Direktion.
Im Gewerbepark im Norden der Stadt freute sich der Geschäftsführer des Saturn-Elektrohandels, Faruk Begovic, über die zahlreichen Besucher. Das Sonntagsmotto „Oktoberfest bei Saturn“sei offensichtlich bei den Kunden gut angekommen. Kein Wunder, denn schon am Eingang wurden die Besucher mit Freibier oder anderen kostenlosen Getränken empfangen. Dazu wurden ins- gesamt 500 Brezeln verschenkt, die schon nach einer Stunde vergeben gewesen seien, so Faruk.
Der Sonntag dient der Erbauung des Menschen
Eine Alternative zum lebhaften Treiben wollten die Mitglieder der Katholischen Arbeitnehmerbewegung (KAB) bieten. Im Kirchencafé der Pfarrkirche von St. Josef der Arbeiter machten sie darauf aufmerksam, dass der Sonntag der „Erbauung der Menschen dient“. Der KAB-Sekretär des Kreisverbandes, Wolfgang Milde-Lang, will hinter der sonntäglichen Verkaufsveranstaltung keinen gesellschaftlichen Wert erkennen. Vielmehr seien ge- rade die Frauen wieder die Leidtragenden, wenn sie nun auch am Sonntag hinter der Ladentheke für mehr Umsatz stehen müssten. Darüber hinaus würden auch viele Anwohner in Senden um die Ruhe am Sonntag gebracht werden, wenn sich die Fahrzeuge der zahlreichen Besucher durch die Stadt bewegen. Als eine „unselige Geschichte“bezeichnete Milde-Lang die Entwicklung, die vor einigen Jahren mit dem verkaufsoffenen Sonntag von Senden aus auch nach Ulm und NeuUlm weiterging. Doch zeigt er sich angesichts der Menge von Kunden auch resigniert: „Mit ein paar Aktivisten kommen wir dagegen nicht an.“