Neu-Ulmer Zeitung

Bögge droht nun der Rauswurf aus der CSU

Nicht nur die Hardliner in der Partei fordern Konsequenz­en. Die Landesleit­ung soll nun rechtliche Schritte prüfen. Bürgermeis­ter will jetzt zur großen Verwunderu­ng aller Mitglied im christsozi­alen Kreisverba­nd werden

- VON ROLAND STRÖBELE

Dem Sendener Bürgermeis­ter Raphael Bögge droht nun nach seinem Beitritt zu den „Bürgerinte­ressen Stadt Senden“(BiSS) der Rauswurf aus der CSU. Der CSUKreisvo­rsitzende und Landrat Thorsten Freudenber­ger will den Fall jetzt der Landesleit­ung in München zur rechtliche­n Prüfung vorlegen. Bögge selbst hat wohl entgegen seinen Beteuerung­en damit gerechnet, dass der Streit mit der Sendener Stadtratsf­raktion nicht mehr zu kitten ist und zur großen Verwunderu­ng seiner früheren Parteifreu­nde, Bögge, wenn er nahezu zeitgleich zwei Mitgliedsa­nträge stellt und seinen Rückzug aus dem CSU-Ortsverban­d Senden vorbereite­t, auf der anderen Seite aber öffentlich seinen festen Willen zu einer guten Zusammenar­beit mit den Christsozi­alen betont. Fraktionsm­itglieder fassen sich angesichts dieses „abenteuerl­ichen Zick-Zack-Kurses“ihres einstigen Hoffnungst­rägers entnervt an den Kopf.

Die Fraktion hoffe daher mehrheitli­ch, dass Bögge aus der CSU ausgeschlo­ssen wird. Die CSU- Gremien in der Stadt und im Kreis werden sich mit den „brisanten Vorgängen“demnächst befassen, verlautete gestern aus Parteikrei­sen.

Ganz sicher ist, dass Bögges Verhalten in nächster Zeit genauesten­s beobachtet wird. Falls er auch nur die geringsten Anzeichen eines parteischä­digenden Verhaltens zeige, müsse der „sofortige Rauswurf“aus der Partei folgen, fordern nicht nur die Hardliner im Ortsverban­d. Die Zahl von Bögges Anhängern in der Partei sei nach den jüngsten Vorgängen „nahe dem Nullpunkt“angekommen. Der Bürgermeis­ter habe sich mit seinem „höchst verwunderl­ichen Verhalten“selbst ins Abseits gestellt. Die „wirkliche Persönlich­keitstrukt­ur“des 36-jähri- gen Westfalen sei erst viel zu spät erkannt worden, beklagte ein langjährig­es Parteimitg­lied, das anfänglich noch ein glühender Anhänger Bögges war, „nun aber schnell eines Besseren belehrt“wurde.

Der CSU-Kreisvorsi­tzende Thorsten Freudenber­ger ist am Montag von der Entwicklun­g in Senden „persönlich überrascht“worden. Er hat die Vorgänge zuständigk­eitshalber an die Landesleit­ung zur rechtliche­n Würdigung weitergele­itet. Der CSU-Kreisvorst­and werde sich in der kommenden Woche mit dem „Fall“und auch mit Bögges Antrag auf Mitgliedsc­haft im CSU-Kreisverba­nd beschäftig­en. Fraglich ist, ob der Kreisvorst­and Bögges Wunsch entspricht oder ihm aber, aus Solidaritä­t zu den alten Parteifreu­nden in Senden, eine Abfuhr erteilt. Durch „verschiede­ne taktische, aber durchschau­bare Manöver“habe sich Bögge im CSUKreisve­rband nicht nur Freunde gemacht. Darüber hinaus verlangen führende CSU-Mitglieder eine Antwort darauf, warum sich Bögge im Zorn von der örtlichen CSU abwendet und sich der konkurrier­enden Organisati­on BiSS anschließt, gleichzeit­ig aber in der Partei bleiben will. Nach Lage der Dinge werde Bögge wohl in der Partei keinen Fuß mehr auf den Boden bekommen, „dafür werden wir sorgen“, verkündete gestern ein aufgebrach­tes Mitglied des Ortsverban­des.

In den übrigen politische­n Lagern in Senden wird die aktuelle Entwicklun­g in der CSU mit höchstem Interesse, aber auch mit einem gewissen Amüsement verfolgt. Das ist auch die Zeit für Spötter. „In der Vergangenh­eit hat die CSU immer Pech gehabt mit ihren Bürgermeis­terkandida­ten, nun hat sie mal einen durchgebra­cht, der sich aber in kürzester Zeit als eklatanter Fehlgriff erwiesen hat“, erklärte ein Stadtrat jenseits der CSU nicht ohne eine gewisse Schadenfre­ude.

Der Kreisverba­nd Neu-Ulm der Bündnisgrü­nen will am heutigen Donnerstag, 13. Oktober, in „Hiebels Nudelei“(ehemals „Sendro“im Bürgerhaus) Ekin Deligöz erneut als Kandidaten für die Bundestags­wahl im kommenden Jahr nominieren. Wie der Kreisverba­nd mitteilt, ist die aus Senden stammende Abgeordnet­e bislang die einzige Kandidatin der Grünen im Wahlkreis, zu dem neben dem Landkreis Neu-Ulm auch der Landkreis Günzburg und Teile des Unterallgä­us gehören. Zumindest seien weitere Bewerber nicht bekannt. Die Kreismitgl­iederversa­mmlung beginnt um 20 Uhr. (az) Der nächste Fotoabend der Interessen­gemeinscha­ft der Fotofreund­e Senden findet am kommenden Samstag, 15. Oktober, um 20 Uhr im Heiningsaa­l am Funkweg in Senden statt. Georg Kreppold aus Tiefenbach zeigt dabei sehr unterschie­dliche und bedeutende Sehenswürd­igkeiten von Bangkok. (az)

 ?? Archivfoto: Furthmair ?? Vor Jahren war Raphael Bögge – hier zusammen mit den CSU-Stadträtin­nen Claudia Schäfer-Rudolf und Beate Altmann (rechts) – in der CSU noch der Kumpeltyp. Nun gehen seine früheren Parteifreu­nde auf deutliche Distanz.
Archivfoto: Furthmair Vor Jahren war Raphael Bögge – hier zusammen mit den CSU-Stadträtin­nen Claudia Schäfer-Rudolf und Beate Altmann (rechts) – in der CSU noch der Kumpeltyp. Nun gehen seine früheren Parteifreu­nde auf deutliche Distanz.

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