Neu-Ulmer Zeitung

Alle Einseitigk­eit ist schädlich

Überlastun­g, Unterforde­rung und mangelnde Koordinati­on lassen für die Gelenk-Gesundheit heutiger Kinder in Zukunft nichts Gutes erwarten, sagen Experten

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schon über mehr Stabilität im Kniegelenk, vor allem aber komme es auf die Ansteuerun­g und Koordinati­on der einzelnen Muskelgrup­pen an. Ablesbar sei die Fähigkeit zur Koordinati­on anhand einer ganz einfachen Übung: dem Einbeinsta­nd. „Wenn der nicht gut klappt, verdeutlic­ht das, dass die unbewusste Ansteuerun­g der Muskeln über das Rückenmark nicht gut funktionie­rt.“Umso bedenklich­er sei, was die Statistik der Einschulun­gsuntersuc­hungen zeige: „Den Einbeinsta­nd beherrsche­n heute weit weniger Kinder als vor 30 Jahren.“

Ursache sei die allgemein geringere Fitness und Aktivität. Früher seien mehrere Kilometer lange Fußwege zu Schule oder Arbeit selbstvers­tändlich gewesen. „Heute wird ein Kind 800 Meter weit zur Schule gefahren, damit es nicht verunglück­t.“Auch Fahrradfah­ren dürften viele Kinder kaum mehr. Für das Verletzung­srisiko bedeute das nichts Gutes, betont Halle. Nachholen lasse sich einmal Versäumtes kaum. „Koordinati­on ist nicht das ganze Leben gleicherma­ßen gut trainierba­r“, erklärt Halle. „Diese nervlichen Verschaltu­ngen werden vor allem in den ersten fünf, sechs Jahren angelegt.“Spezialisi­erte Sportarten wie Tennis seien dabei weniger eine Hilfe als wildes Herumgetob­e. „Springseil, Gummitwist, Balanciere­n, Hüpfekästc­hen – solche Sachen bieten die richtigen Bewegungsm­uster dafür.“

Der Mangel an Koordinati­on sei es, der dem typischen 39-jährigen Freizeitsp­ortler zum Verhängnis werde, wenn er mit seinen Kumpels kicken gehe und es ihnen noch mal so richtig zeigen wolle. „Er überlastet sich total, pfeift aus dem letzten Loch, die Koordinati­on ist dahin – und bei der kleinsten Drehung ist das Knie verletzt“, sagt Halle. Für die Zukunft sei zu befürchten, dass die Kinder von heute mit 39 Jahren aus weit nichtigere­m Anlass solche Verletzung­en bekommen.

Die Inaktivitä­t werde zunehmend für Probleme sorgen, ist auch Froböse überzeugt. Die Bewegungsr­äume für Kinder würden immer kleiner. Fernsehen und Computer verdrängte­n das freie Spiel draußen. Eltern ließen aus einem höheren Sicherheit­sbedürfnis heraus weniger Freiräume. „Darum ist es leider ein Fakt, dass Kinder sich immer weniger bewegen.“Knorpel und Knochen aber hingen quasi am Tropf von Bewegung und degenerier­ten ohne stetes Walken, Zerren, Zupfen, Schieben und Drücken recht schnell.

Wer gerne Nüsse verzehrt, für den haben Wissenscha­ftler der Friedrich-Schiller-Universitä­t Jena gute Nachrichte­n. Nüsse, so zeigen ihre aktuellen Studienerg­ebnisse, können das Wachstum von Krebszelle­n im Darm reduzieren.

„Bereits seit längerem wissen wir, dass Nüsse voller Inhaltssto­ffe stecken, die gut sind für das HerzKreisl­auf-System, die vor Übergewich­t schützen oder Diabetes“, sagt Dr. Wiebke Schlörmann. Auch ihre vor Darmkrebs schützende Wirkung deutet sich bereits in zahlreiche­n Studien an. „Was wir bislang noch nicht im Detail wussten, ist, worauf die protektive Wirkung von Nüssen beruht.“Auf diese Frage können Schlörmann und ihre Kollegen vom Lehrstuhl für Ernährungs­toxikologi­e der Uni Jena nun konkrete Antworten geben. In einer jüngst im Fachmagazi­n Molecular Carcinogen­esis veröffentl­ichten Untersuchu­ng legen sie Ergebnisse vor, die die molekulare­n Mechanisme­n dieser Schutzwirk­ung beleuchten.

Demnach beruht die gesundheit­sfördernde Wirkung von Nüssen unter anderem darauf, dass die körpereige­ne Abwehr zur Entgiftung von reaktiven Sauerstoff­spezies aktiviert wird. Solche Substanzen, die beispielsw­eise durch ultraviole­tte Strahlung oder verschiede­ne Chemikalie­n entstehen, können Zellschäde­n verursache­n, die zur Krebsentst­ehung führen. „Der Körper verfügt aber über eine ganze Reihe von Schutzmech­anismen, die reaktive Sauerstoff­spezies unschädlic­h machen“, erläutert Schlörmann. Diese, so haben die Jenaer Ernährungs­wissenscha­ftler nun gezeigt, werden durch Nüsse und ihre Inhaltssto­ffe angekurbel­t.

Untersucht haben die Forscher die Wirkung von insgesamt fünf verschiede­nen Nusssorten: Macadamia-, Hasel- und Walnuss sowie Mandeln und Pistazien. Dazu sind die Nüsse künstlich – im Reagenzgla­s – „verdaut“worden. Die so entstanden­en Verdauungs­produkte haben die Wissenscha­ftler anschließe­nd auf ihre Wirksamkei­t an Zelllinien untersucht. Dabei haben sie festgestel­lt, dass etwa die Aktivität von Schutzenzy­men in den behandelte­n Zellen ansteigt. Außerdem wird durch die Verdauungs­produkte in den behandelte­n Krebszelle­n der sogenannte programmie­rte Zelltod induziert.

„Diese Wirkung haben wir bei allen untersucht­en Nusssorten nachweisen können“, unterstrei­cht Prof. Michael Glei, der die Studie geleitet hat. (AZ)

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Foto: Fotolia Kinder und Jugendlich­e sollten sich möglichst vielfältig bewegen, anstatt nur eine einzige Sportart zu trainieren.
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Foto: imago Gesunder Snack: Nüsse.

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