Der Kommissar geht um
Für Gönners Geburtstagsempfang schwänzt Oettinger die Sicherheitskonferenz
Mit Sicherheit war das der bedeutsamere Termin: die Münchner Sicherheitskonferenz. Dort war EUKommissar Günther Oettinger einer von vielen gewichtigen Gästen. Dennoch schwänzte er am Samstagvormittag die Rede des US-Vizepräsidenten Mike Pence, um zu einem mehr privaten denn offiziellen Besuch nach Ulm zu eilen: Zum Geburtstagsempfang für den einstigen Oberbürgermeister Ivo Gönner, der an diesem Tag 65 Jahre alt wurde. Statt in München dem mächtigen Amerikaner zu lauschen, hörte er in Ulm lieber den Ausführungen des schwäbischen Polit-Pensionärs zu – und sprach selber ein wenig: Oettinger war der Star- und Überraschungsgast des Empfangs, den die Stadt ihrem einstigen Oberhaupt ausgerichtet hatte. Es war für den EU-Kommissar und einstigen Ministerpräsidenten von Baden-Württemberg der mit Sicherheit kurzweiligere Termin.
An Gönners Wunsch, es möge eine zeitlich knapp bemessene Veranstaltung werden, hielten sich alle Beteiligten, auch Festredner Oettinger, von dessen Kommen Gönner nichts wusste. Er lobte die Ulmer dafür, dass sie seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs stets „die Richtigen“ins Rathaus gewählt hätten. Ulm sei von herausragender Attraktivität und strahle mit ihrer Partnerstadt Neu-Ulm „bis weit ins Bayerische hinein“. In seiner Amtszeit als Ministerpräsident hatte Oettinger öfter mit Gönner, der damals dem Städtetag vorstand, zu tun und zu verhandeln. Er habe ihn als ergebnisorientierten, fairen Verhandlungspartner erlebt, der sich Kompromissen nicht verschloss und „auch mal Fünfe grade sein lassen konnte“. Die Begegnungen mit ihm seien prägend und kurzweilig gewesen. Oettinger trug sich noch in das Goldene Buch der Stadt ein, was nach den Worten von Oberbürgermeister Gunter Czisch eine rare Ehre darstellt: „Wir gehen sparsam damit um, damit man nicht dauernd ein neues Buch kaufen muss.“
A propos Gebundenes: Als besonderes Geschenk bekam Gönner ein Karikaturenbuch überreicht, das diverse Zeitgenossen versammelt, mit denen er als OB zu tun hatte. Die Zeichnungen stammen aus der Feder des einstigen Ulmer Hautarztes Burkhart Tümmers, der oft und gern das Leben am Theater Ulm skizziert hat. Zu jedem hat Gönner eine Würdigung abgegeben – ohne zu wissen, dass die einmal in einem Buch landen sollen. Die übrigen Texte stammen von dem Ulmer Journalisten Hans-Uli Thierer, der eigentlich ebenso gut in die Galerie der Zeitgenossen gepasst hätte.
Gönner selbst, nach einem Klinikaufenthalt („Nichts Schlimmes“) sichtbar schlanker, hielt dann auch noch eine kurze und unterhaltsame Rede, in der er unter anderem versicherte, er werde sich weiterhin aus der Kommunalpolitik heraushalten – auch wenn ihm beim Gang durch die Stadt weiterhin Zettel mit Bürgerwünschen zugesteckt werden. Die reiche er wie gehabt an die Verwaltung weiter: „Das hat ja immer gut funktioniert.“
Vier Verletzte sowie ein Gesamtschaden von mehr als 20000 Euro – das ist die Bilanz von vier staubedingten Verkehrsunfällen, die sich am Samstag auf der A 7 ereignet haben. So krachte etwa ein Autofahrer, der in Richtung Süden unterwegs war, bei Illertissen in ein Stauende. Dadurch kam es nur eine Minute später zu einem Folgeunfall in gleicher Fahrtrichtung, weil ein Pkw-Lenker nicht rechtzeitig bremsen konnte. Am Nachmittag übersah ein 76-Jähriger das Stauende bei Bellenberg und prallte gegen den Wagen eines 28-Jährigen. Dabei wurde der Unfallverursacher schwer, sowie drei Insassen im Auto des Unfallgeschädigten leicht verletzt. In Gegenrichtung kam es zu einer staubedingten Kollision bei Heimertingen. (az)