Neu-Ulmer Zeitung

Die Chorgemein­schaft ist verstummt

Die Aufheimer Sänger haben schweren Herzens am Wochenende die Auflösung ihres Vereins beschlosse­n. Was die Gründe für diese Entscheidu­ng sind

- VON ANGELA HÄUSLER

Allen Bemühungen zum Trotz ist es wahr geworden: Die Chorgemein­schaft Frohsinn Aufheim ist Geschichte. Am Samstagabe­nd stimmte der überwiegen­de Teil der Mitglieder der Auflösung des Vereines zu – nach langer Diskussion und mit Bedauern.

Eine „schmerzlic­he Frage“sei es, sagte der Vorsitzend­e Hans Peters, die er zur Abstimmung stellen müsse: Nämlich, ob die Chorgemein­schaft Frohsinn, nach 114-jährigem Bestehen, nun aufgelöst werden soll. 13 von 16 Stimmberec­htigten hoben schließlic­h die Hand, wenn auch ungern. Angekündig­t hatte sich die Entwicklun­g bereits über Jahre. So fanden sich im Frühling 2016 keine Kandidaten mehr für die Vorstandsä­mter, die turnusgemä­ß hätten gewählt werden müssen. Peters hatte schon zuvor angekündig­t, nicht weitermach­en zu wollen. Über- gangsweise führte er den Verein, der seine Sangesakti­vitäten eingestell­t hatte, dennoch weiter. Nachwuchs fehlte schon lange, trotzdem hegten die Mitglieder die Hoffnung auf eine spätere Wiederbele­bung durch neue Sänger.

Immer wieder hatte Peters in den vergangene­n Jahren öffentlich­e Aufrufe gestartet, um weitere, auch jüngere Hobbysänge­r zum Mitmachen zu motivieren. Das Durchschni­ttsal- ter des Vereins liege bei 77 Jahren, berichtete er am Samstag. Die Mitglieder­werbung jedoch sei auf „minimales bis gar kein Interesse“gestoßen. Ihren letzten Auftritt schließlic­h hatten die 20 Aktiven bei der vereinsint­ernen Ehrungsfei­er für langjährig­e Mitglieder im November 2015, ein monat- licher Stammtisch ersetzte da schon die Chorproben. „Wir haben einfach keine Perspektiv­e auf eine Verbesseru­ng der Altersstru­ktur“, resümierte Peters nun, „ich sehe keine Zukunft“. Ganz unwiderspr­ochen blieb das nicht, zwei der treuesten Mitglieder, Herta und Anton Schweigart, mochten sich von „Frohsinn“nicht so schnell verabschie­den. Schließlic­h sei der Verein lange Zeit ihr Leben gewesen. „Es tut mir in der Seele weh“, sagte Herta Schweigart, die selbst 15 Jahre lang Vorsitzend­e war.

In ihren besten Zeiten präsentier­te sich die Chorgemein­schaft in früheren Jahrzehnte­n regelmäßig bei Sängerfest­en, Veranstalt­ungen und Theaterauf­führungen vor großem Publikum. So sind es nicht nur Noten und Kulissen, sondern auch Zeichen schöner Erinnerung­en, die schon bald auf einer Inventarli­ste zusammenge­tragen und verteilt werden müssen.

Die Versammlun­g erwog, den Verein weiter ruhen zu lassen, sprich: keine Singstunde­n, keine Auftritte, keine Beiträge, keine Zuschüsse. Das habe zum Beispiel in Gerlenhofe­n Erfolg gehabt. Tatsächlic­h wurde der dortige Chor von einigen Neumitglie­dern wiederbele­bt. Doch auch ein ruhender Verein brauche, zumindest formal, einen Vorstand, sagte Peters. Für den aber gibt es in Aufheim keine Kandidaten. Eine Leitungsfu­nktion bräuchte es auch, wenn sich die Sänger einem anderen Verein anschließe­n würden, etwa als eigene Abteilung. So drehte sich die Diskussion im Kreis.

Der Verein wird jetzt abgewickel­t, in einer weiteren Sitzung soll entschiede­n werden, was mit den Habseligke­iten sowie dem Geld auf den Vereinskon­ten geschieht. Mit Stadt und Sängergau werden sich die Vereinsver­treter beraten. Immerhin: Den monatliche­n Treff wollen sie auch ohne Verein beibehalte­n.

Kommentarl­os zur Kenntnis genommen hat der Marktgemei­nderat in seiner jüngsten Sitzung die Jahresabsc­hlüsse 2015 für die Sporthalle und die Fotovoltai­kanlagen des Marktes. Beide vom Bayerische­n Kommunalen Prüfungsve­rband erstellten Abschlüsse weisen Verluste aus. Bei der Sporthalle sind es ungefähr 108600 Euro, bei der Erzeugung von Energie aus Sonnenlich­t etwa 116 Euro.

Dabei stehen für den Betrieb der Halle Erträge und Abschreibu­ngen in Höhe von jeweils 70000 Euro zu Buche. Weitere Aufwendung­en für Material und Personal sowie Zinsen entspreche­n damit in etwa der Höhe des Defizits. Bei den Fotovoltai­kanlagen erreichen Abschreibu­ngen, Zinsen und sonstige Aufwendung­en nicht ganz die erzielten Erträge. Für Bürgermeis­ter Josef Walz ist das ein Ergebnis im Rahmen der Erwartunge­n: „Wir haben ja auch keinen Gewinn angestrebt.“(pth)

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Fotos: Angela Häusler Öffentlich­e Auftritte hatte die Aufheimer Chorgemein­schaft Frohsinn schon lange keine mehr. Das Foto zeigt sie bei der Maibaumauf­stellung 2014.
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Hans Peters

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