Humor ist eine Frage der Haltung
Warum man weder den Fasching lustig finden noch über alles lachen muss, es aber die anderen tun lassen sollte – gerade in Zeiten wie diesen
Die Frage, was Humor ist, lässt sich nicht so leicht beantworten. Das zeigt sich auch in einer Stellenanzeige, die ein amerikanischer Geheimdienst geschaltet hat: Gesucht wurden Sprachwissenschaftler, die den Algorithmen in Zeiten automatisierter Massenüberwachung beibringen sollten, ernst gemeinte von unernsten Texten zu unterscheiden – eine Herausforderung, an der Maschinen bislang in den meisten Fällen gescheitert sind. Doch man muss gar nicht die binäre Logik irgendeines Computerprogramms bemühen, tun sich doch auch Menschen bisweilen schwer mit dem Humor. So kann man sich beispielsweise – um im Bild zu bleiben – gut einen mit Trenchcoat und Schlapphut gekleideten Herrn vorstellen, der in diesen Tagen einer Kappensitzung beiwohnt und sich verzweifelt fragt, was denn nun daran lustig gemeint sein soll… Okay, das war jetzt ein kleiner Scherz, der jedoch zeigt, dass Humor und Humorverständnis auch etwas zutiefst Individuelles sind. Und deswegen – Albtraum einer jeden privatwirtschaftlichen oder staatlichen Kontrollinstanz – so schwer zu identifizieren und einzuhegen.
Humor ist gleichzeitig aber auch etwas zutiefst Gemeinschaftsstiftendes: Noch jeder Witz zielt ja auf das Lachen der anderen ab, und diese Verschränkung macht aus ihm so eine ernste Sache. Denn nichts fürchten beispielsweise autoritäre Regime oder Herrscher mehr als diese Mischung aus individuellen, unkontrollierbaren, die Gepflogenheiten der Standard-Kommunikation unterlaufenden Botschaften, die dennoch zumindest von einer gewissen Gruppe geteilt und verstanden werden. Das (wenn auch bisweilen notgedrungen hinter vorgehaltener Hand) lachende Kollektiv wird so zu einer Keimzelle der Renitenz und des Widerstands. Und so verwundert es nicht, wenn Autokraten wie Recep Tayyip Erdogan bekanntlich noch das harmloseste Witzchen (und gemeint ist damit nicht Böhmermann) mit allen Mitteln bekämpfen lassen, wie überhaupt Zeiten anzubrechen scheinen, in denen nach den Niederungen mancher „Comedy“mitsamt seiner Hausmeisterwitze Humor wieder eine politischere Rolle zu spielen scheint, als sich das ein Mario Barth je hätte vorstellen können. Das zeigte sich auch auf den gestrigen Rosenmontagsumzügen vor allem im Rheinland, wo die Motivwagen so politisch und scharf wie schon lange nicht mehr daherkamen: Trump, Populismus, Nationalismus, Islamismus – das sind die vorherrschenden Themen dieser Tage, und das sind sie nun auch im Fasching beziehungsweise Karneval, der ja seit alters dazu dient, Autoritäten und Mächtige in Frage zu stellen. Was damals aber ein zeitlich streng begrenztes Ventil war, um das Volk bei Laune zu halten (das so gesehen vor allem deswegen lachte, weil es nichts zu lachen hatte), wird heutzutage zur Dauerübung: sich nämlich auch in diesen Zeiten den Humor nicht nehmen zu lassen. Zumal das in unserer Gesellschaft (noch) relativ problemlos möglich ist, auch wenn zuletzt die eine oder andere Auseinandersetzung über Satire, aber auch vermeintliche politische Korrektheit und, mehr noch, der Blick in manches Online-Forum nicht nur erschreckend humorlose Denkweisen offenbaren.
Denn in einem ähneln all die Erdogans und Trumps, all die Nationalund sonstigen „-ismen“den eingangs erwähnten, humorlosen Maschinen: nämlich in ihrem binären beziehungsweise manichäischen Freund-Feind-Denken, in das kein Lachen passt.
Man muss also weder den Fasching lustig finden noch über alles lachen, man sollte es die anderen aber lassen. Humor ist manchmal eine Geschmacks-, manchmal gar eine Überlebensfrage, vor allem aber ist Humor: eine Haltung. Zu „Abgeschoben in die Ungewissheit“und dem Kommentar „Abschieben oder behalten?“von Winfried Züfle (Politik) vom 24. Februar: Dem Kommentar von Winfried Züfle stimme ich vollinhaltlich zu. Afghanistan mit seinen jahrelangen Kriegen und dem ständigen Terror als sicheres Herkunftsland einzuordnen erscheint mir realitätsfremd. Dies haben wohl auch mehrere Bundesländer so erkannt.
Gerade in Bayern, das sich seiner christlich-sozialen Tradition rühmt, hätte ich mehr Mitmenschlichkeit erwartet. Es ist unbestreitbar, dass nicht alle Schutzsuchenden hier aufgenommen werden können, das würde das Land überfordern. Doch gerade deshalb ist es notwendig, bei der Prüfung von Asylanträgen keine pauschalen Festlegungen zu treffen und jeden Einzelfall gezielt zu betrachten. Ich kann nur unterstreichen, dass es inhuman ist, junge Menschen oder Familien, die hier integriert sind und auch ihren Beitrag zur Sozialgemeinschaft leisten wollen, nur aufgrund einer oberflächlichen Festlegung abzuschieben.
So werden Terroristen erzeugt! Es ist die Verpflichtung von Staat und Gemeinschaft, Regelungen zu treffen, die jedem Einzelfall, aber auch der Gemeinschaft gerecht werden, um so unseren christlichabendländischen Wertvorstellungen von Menschenwürde und persönlicher Freiheit entsprechen zu können. Kempten Zu „Sind Brezen zum Aufbacken besser als frische?“(Wirtschaft) vom 24. Februar: Die ideale Breze bedeutet für jede und jeden Konsumenten etwas anderes, Gott sei Dank. Vorkoster und deren Urteile der verschiedenen Institutionen braucht es nicht, der mündige Bürger kann selbst entscheiden, ob ihm seine Breze schmeckt oder nicht, egal, ob vom Bäcker oder Discounter.
Eine einseitige Beurteilung, die die noch wenigen, auch kleinen Bäckereien ausklammert, ist schlechter als gar keine.
Jettingen Scheppach Zu „Die Mozarts musizieren höllisch streng“(Feuilleton) vom 25. Februar: Herr Heinze hat sich allzu weit aus dem Fenster gelehnt, wenn er das abendliche Duett vom Wolferl mit seinem Vater Leopold Mozart als „höllisch schräg“interpretiert. Der Brief von Schwester Nannerl, worin sie diesen Zwiegesang beschreibt, so wie das vom Wolferl selbst getextete Nonsens-Liedchen sagen etwas ganz anderes. Dass die Musiker von damals gerne italienische Fachausdrücke in den eigenen Dialekt eingedeutscht haben, entsprach zeitgemäßer Übung. So ist aus der improvisierten 2. Stimme (ital. „Secondo“) des Vaters eben das salzburgerische „Secund“geworden, was mit dem Intervall Sekund(e) (=Halb- oder Ganztonschritt) nichts zu tun hat. Papa Mozart hätte so etwas „höllisch“Klingendes wie Sekundparallelen seinem kleinen Sohn bestimmt nicht zugemutet, der hätte, sensibel wie er war, zu weinen begonnen und sich gewiss nicht zufrieden zur Ruhe gelegt. Memmingen Zum Leitartikel „Und wieder mal wird Griechenland gerettet“(Meinung & Dialog) vom 22. Februar: Meine Anerkennung für Ihren treffenden Kommentar über die wiederholte Rettung Griechenlands. Ich verbringe seit 1972 fast jedes Jahr mehrere Wochen meinen Urlaub in diesem herrlichen Land.
Die Griechen selbst können einem leidtun. Sie müssen seit Jahren mit unfähigen, korrupten Regierungen und einer unfähigen Verwaltung leben. Ich fürchte, dieses Land wird nie auf die Füße kommen.
Ich kenne das Land von Nord bis Süd und von Ost bis West. Es ist nahezu keine Industrie vorhanden. Woher sollen da Steuern kommen? Es ist auch gang und gäbe, dass bei vielen Einkäufen, in vielen Restaurants keine Rechnungen ausgestellt werden und das eingenommene Geld sicher sofort in der Hosentasche des Gewerbetreibenden und nicht in der Kasse landet. Ich kann die „kleinen Leute“verstehen, dass sie ebenso wie die Reichen möglichst keine oder wenig Steuern zahlen wollen. Die EU wird noch viel Geld in dieses Land pumpen. Kaufbeuren