Asyl: Nur ein Zwilling darf bleiben
Saber Qurbani lebt seit zwei Jahren in Donauwörth. Nun droht dem jungen Afghanen die Abschiebung. Seiner Schwester aber nicht. Die Familie steht vor einer dramatischen Entscheidung
Sind Abschiebungen nach Afghanistan zumutbar? Über diese Frage herrscht in Deutschland Uneinigkeit. Während in einigen rot-grün regierten Ländern aktuell ein Abschiebestopp gilt, teilt man in Bayern die Ansicht des Bundesinnenministeriums. Dort herrscht sinngemäß folgende Einschätzung: Die aktuelle Lage in Afghanistan lässt Rückführungen in einige gesicherte Provinzen zu. Kürzlich hob am Münchner Flughafen eine Maschine ab, die 18 alleinstehende junge Männer – ihr Asylantrag wurde abgelehnt – nach Kabul brachte. Dieses Schicksal droht auch Saber Qurbani. Der 19-Jährige lebt seit rund zwei Jahren im nordschwäbischen Donauwörth. Kurios: Während Saber abgeschoben werden soll, darf seine Zwillingsschwester Lina bleiben.
Ihre Heimat ist die afghanische Stadt Masar-i-Scharif. Weil die Familie einer Zwangsverheiratung Linas nicht zustimmte, wurde sie massiv bedroht. Aus Angst um ihr Leben flohen die Qurbanis: Vater Navid, Mutter Ramzia, ihre fünf Kinder und ihr Neffe. Ihr Haus haben sie verkauft, um mit dem Geld die Reise nach Deutschland zu finanzieren. Weitere Angehörige gibt es in Afghanistan nicht. Doch nun soll Saber dorthin zurück. Der Abschiebungsbescheid, der im vergange- nen Sommer ins Haus geflattert ist, war ein Schock für die Familie: „Wir haben die gleiche Geschichte, werden aber unterschiedlich behandelt. Das können wir nicht verstehen“, sagt Lina, die in Donauwörth die Berufsschule besucht. Ihr Bruder Saber ist bei einer Zeitarbeitsfirma tätig. Dort verdient auch Linas Cousin Ali Safa, 20, sein Geld, der ebenfalls abgeschoben werden soll. „Weil sie Männer sind“, meint Lina. Sie dagegen darf bleiben, ihr wurde die sogenannte Flüchtlingseigenschaft zuerkannt. Das heißt, sie hat für drei Jahre eine Aufenthaltserlaubnis in Deutschland. Für die Eltern und die jüngeren Geschwis- ter gilt ein Abschiebungsverbot von einem Jahr. Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge will sich nicht zu einzelnen Fällen äußern: Datenschutz, Schweigepflicht. Die Behörde erklärt aber auf Nachfrage, Beim Bundesamt herrsche aber „großes Verständnis für die Härte, die unterschiedliche Entscheidungen innerhalb einer Familie für die Angehörigen bedeuten“. Eines steht für die Qurbanis jedenfalls jetzt schon fest: „Wenn Saber und Ali Safa zurückmüssen, gehen wir alle. Wir lassen sie nicht alleine“, betont die 19-jährige Lina. Das sei bereits in der Familie beschlossen worden. Doch so weit soll es nicht kommen. Dafür setzt sich auch die Aktion Anker, die Flüchtlingshilfe für Donauwörth und Umgebung, ein. „Die Familie wüsste ja gar nicht, wo sie hinsoll, wenn sie in Afghanistan aus dem Flugzeug steigt. Sie haben dort kein Haus mehr, keine Verwandten“, sagt Bärbel Stahl von Aktion Anker. Deshalb wurde gegen den Abschiebungsbescheid auch geklagt. Einen Termin vor dem Verwaltungsgericht in Augsburg gibt es aber noch nicht, wie Anwalt Christoph Käss mitteilt. Der Jurist aus Ulm vertritt Saber und Ali Safa Qurbani. Käss meint, dass die gelungene Integration der jungen Männer nicht außer Acht gelassen werden dürfe. Das betont auch Helferin Stahl: „Die Qurbanis sind mittlerweile hier zu Hause, haben Arbeit und Freunde gefunden. Wir werden alles versuchen, dass sie bleiben dürfen.“ Trotz der Entlassung aus der Untersuchungshaft bleibt der Regensburger Oberbürgermeister Joachim Wolbergs (SPD) vorläufig suspendiert. Dies habe eine erneute Überprüfung ergeben, sagte ein Sprecher der Landesanwaltschaft in München. Zudem behält diese die Hälfte der Bezüge von Wolbergs ein, weil der Rathauschef derzeit keine Gegenleistung erbringt. Er bekommt damit laut der Besoldungstabelle für Beamte noch rund 5000 Euro. Wolbergs wird beschuldigt, eine Baufirma bei der Vergabe eines früheren Kasernenareals bevorzugt haben. Im Gegenzug soll der beschuldigte Geschäftsführer einer Bauträgergesellschaft an die Regensburger SPD Spenden in sechsstelliger Höhe gezahlt sowie Oberbürgermeister Wolbergs und ihm nahestehenden Personen geldwerte Vorteile verschafft haben. Das Landgericht Regensburg hatte am Dienstag den Haftbefehl gegen Auflagen außer Vollzug gesetzt. Bei einem Brand in einem Mehrfamilienhaus in Landshut ist am Mittwoch eine Frau gestorben. Bei den Rettungsmaßnahmen seien zudem sechs Polizisten durch Rauchgase leicht verletzt worden, teilte die Polizei mit. Die Beamten hatten drei Wohnungen gewaltsam geöffnet und drei Bewohner unverletzt gerettet. Die 63-Jährige, in deren Wohnung das Feuer ausgebrochen war, konnte nur noch tot geborgen werden. Die Brandursache war gestern zunächst noch unklar.