Diese Schleckers
Anton Schlecker, der einstige Drogeriekönig, steht vor Gericht. Und mit ihm seine Familie. Sie sollen ein Vermögen beiseitegeschafft haben, ehe ihr Unternehmen pleiteging. Es geht um millionenschwere Blitzüberweisungen, überzogene Rechnungen und einen fra
Anton Schlecker bemüht sich um Gelassenheit. Nur manchmal sucht sein Blick irgendwo Halt. Dann fixiert der hagere 72-Jährige Staatsanwalt Thomas Böttger. Sein Gesicht wirkt fahl, er zeigt kaum eine Regung. Für Schlecker, den Mann, der die Öffentlichkeit scheut wie kaum ein anderer, muss der Auftritt im Saal 18 des Stuttgarter Landgerichts eine Qual sein. Dutzende Auslöser klicken, Kameras zeichnen vor Beginn der Hauptverhandlung jede seiner Bewegungen auf. Die Fotografen, so scheint es, können nicht genug bekommen. Es sind die ersten Fotos von Anton Schlecker nach 18 Jahren.
Im Vorfeld wurden Wetten abgeschlossen, ob der einstige Drogeriemarktkönig wieder eines jener knallbunten Hemden trägt, die er in besseren Tagen bevorzugt hat. Aber Schlecker, dessen Haare schlohweiß geworden sind, kommt im dunklen Nadelstreifenanzug und passenden Rollkragenpullover. Statt im Porsche fährt er mit seiner Frau Christa, die mitangeklagt ist und ebenfalls schwarz trägt, im Taxi vor. Durch den Hintereingang schaffen sie es in den Gerichtssaal.
Eine Stunde, bevor der Prozess wegen vorsätzlichem Bankrott, Betrug und Insolvenzverschleppung beginnt, sitzen schon die ersten sei zudem für Schlecker unvorstellbar gewesen. „Diese Firma war sein Lebenswerk.“
Wie komplex der Fall ist, zeigt allein die Anklageschrift, die 270 Seiten fasst. Hinzu kommt: Jeder Unternehmer kann als eingetragener Kaufmann seinen Kindern Reisen bezahlen oder Firmenvermögen übertragen. Strafbar wird das erst, wenn sich eine Insolvenz abzeichnet. Die Frage, welche Leistungen zu welchem Zeitpunkt angemessen waren, dürfte einer der Hauptstreitpunkte im Prozess sein. Scharf kündigt an, dass Anton Schlecker aussagen wird – nur nicht am ersten Tag. Offensichtlich spekuliert er darauf, das große Medieninteresse werde schnell nachlassen.
Die Zahlungsströme, die die Anklage auflistet, bestreitet die Verteidigung nicht, allerdings den Vorwurf des vorsätzlichen Bankrotts. Verteidiger Scharf setzt dem eine Äußerung von Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz entgegen. Der vertrete die Ansicht, Schlecker hätte problemlos Millionen in seinen Auslandsgesellschaften beiseiteschaffen können, habe dies aber nicht gemacht. Geiwitz hat mit Schlecker einen Vergleich geschlossen und 10,1 Millionen Euro zurückgeholt.
Zugleich geht es um die Frage, ob die Familie tatsächlich noch ein Vermögen in mittlerer zweistelliger Millionenhöhe besitzt. Der Spiegel