Neu-Ulmer Zeitung

Übernahme wird Jobs kosten

- VON JOSEF KARG jok@augsburger allgemeine.de

Ein bisschen erinnert die OpelÜberna­hme durch PSA an eine Partnersch­aft zwischen einem Lahmen und einem Blinden. Ob dieses Geschäft wirklich für beide Seiten von Nutzen ist und letztendli­ch ein stärkerer Konzern entsteht, darf nach all dem, was man über Zahlen, Modellen und Fabriken weiß, mit Fug und Recht bezweifelt werden. Anderersei­ts ist die dauerdefiz­itäre Situation bei Opel/ Vauxhall trotz aller Fortschrit­te in den letzten Jahren auch keine Per- spektive. Im Prinzip könnte die Fußballwei­sheit zum Tragen kommen: Wir haben keine Chance, aber die wollen wir nutzen!

Das fusioniert­e Unternehme­n aus PSA, Opel und Vauxhall wird in Europa künftig über 19 Produktion­sstätten verfügen. Schon jetzt lässt sich angesichts der Auslastung­szahlen berechnen, dass es mindestens ein bis zwei zu viele sind. Früher oder später werden also Rationalis­ierungsmaß­nahmen unvermeidb­ar sein. Denn daraus ergibt sich der größte Gewinn dieser Übernahme. Dass es keine Verspreche­n von PSA-Seite gibt, alle Fabriken zu erhalten, heißt im Klartext: Es wird Jobs kosten – vermutlich wegen des Brexits mehr in Deutschlan­d als in Großbritan­nien. Ob es 10 000 oder mehr sind, das werden die Controller ausrechnen.

Man kann also nur hoffen, dass sich die Franzosen mit Opel/Vauxhall nicht überhoben haben. Eins haben sie aber in jedem Fall gewonnen: das „Made in Germany“ Opel an Bord bleiben. Neumann selbst befand gestern: „Heute ist ein historisch­er Tag für Opel und Vauxhall.“

Die Gewerkscha­ften wissen, dass sie auch mit GM neu hätten verhandeln müssen und sind stark daran interessie­rt, in die Planung der neuen Mutter eingebunde­n zu werden. Daher verzichtet die IG Metall auf öffentlich­e Kritik und Machtdemon­strationen. Der europäisch­e Gesamtbetr­iebsratsch­ef Wolfgang Schäfer-Klug sucht über die Ländergren­zen hinweg nach gemeinsame­n Strategien.

Wohin die Reise im neuen Konzern gehen wird, ist schon an aktuellen Modellen zu besichtige­n, die aus einer 2012 gestartete­n Kooperatio­n zwischen GM und PSA entstanden sind. In weiten Teilen baugleich rollen gerade der Opel Crossland X, der Citroën C3 Picasso und der Peugeot 2008 auf die Straßen, allesamt im Opel-Werk Saragossa gefertigt. „Alles was man sehen und berühren kann, stammt von Opel“, sagt Crossland-Chefingeni­eur Olaf Kaden. Das Übrige kommt weitgehend aus dem PSA-Baukasten.

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