Übernahme wird Jobs kosten
Ein bisschen erinnert die OpelÜbernahme durch PSA an eine Partnerschaft zwischen einem Lahmen und einem Blinden. Ob dieses Geschäft wirklich für beide Seiten von Nutzen ist und letztendlich ein stärkerer Konzern entsteht, darf nach all dem, was man über Zahlen, Modellen und Fabriken weiß, mit Fug und Recht bezweifelt werden. Andererseits ist die dauerdefizitäre Situation bei Opel/ Vauxhall trotz aller Fortschritte in den letzten Jahren auch keine Per- spektive. Im Prinzip könnte die Fußballweisheit zum Tragen kommen: Wir haben keine Chance, aber die wollen wir nutzen!
Das fusionierte Unternehmen aus PSA, Opel und Vauxhall wird in Europa künftig über 19 Produktionsstätten verfügen. Schon jetzt lässt sich angesichts der Auslastungszahlen berechnen, dass es mindestens ein bis zwei zu viele sind. Früher oder später werden also Rationalisierungsmaßnahmen unvermeidbar sein. Denn daraus ergibt sich der größte Gewinn dieser Übernahme. Dass es keine Versprechen von PSA-Seite gibt, alle Fabriken zu erhalten, heißt im Klartext: Es wird Jobs kosten – vermutlich wegen des Brexits mehr in Deutschland als in Großbritannien. Ob es 10 000 oder mehr sind, das werden die Controller ausrechnen.
Man kann also nur hoffen, dass sich die Franzosen mit Opel/Vauxhall nicht überhoben haben. Eins haben sie aber in jedem Fall gewonnen: das „Made in Germany“ Opel an Bord bleiben. Neumann selbst befand gestern: „Heute ist ein historischer Tag für Opel und Vauxhall.“
Die Gewerkschaften wissen, dass sie auch mit GM neu hätten verhandeln müssen und sind stark daran interessiert, in die Planung der neuen Mutter eingebunden zu werden. Daher verzichtet die IG Metall auf öffentliche Kritik und Machtdemonstrationen. Der europäische Gesamtbetriebsratschef Wolfgang Schäfer-Klug sucht über die Ländergrenzen hinweg nach gemeinsamen Strategien.
Wohin die Reise im neuen Konzern gehen wird, ist schon an aktuellen Modellen zu besichtigen, die aus einer 2012 gestarteten Kooperation zwischen GM und PSA entstanden sind. In weiten Teilen baugleich rollen gerade der Opel Crossland X, der Citroën C3 Picasso und der Peugeot 2008 auf die Straßen, allesamt im Opel-Werk Saragossa gefertigt. „Alles was man sehen und berühren kann, stammt von Opel“, sagt Crossland-Chefingenieur Olaf Kaden. Das Übrige kommt weitgehend aus dem PSA-Baukasten.