Rate mal, wer dran ist
Die Masche ist alt, trotzdem fallen regelmäßig Menschen auf Telefonbetrüger rein. Wie kann das sein? Ein Ehepaar erzählt, warum es einem Wildfremden 20000 Euro gab
Mir würde das nicht passieren. Wie kann man denn auf diesen alten Trick noch reinfallen? Ich würde niemals einem Fremden einfach so tausende Euro geben! Wenn Ludwig und Annemarie Ziegler* Sätze wie diese hören, müssen sie schmunzeln und schütteln gleichzeitig den Kopf: „Das haben wir auch immer gesagt“, erzählen die beiden 74-jährigen Augsburger. Bis zu dem Tag, an dem ihnen genau das eben doch passiert ist.
Von sogenannten Enkeltrickbetrügern hatten sie schon oft gehört und gelesen. Von der immer gleichen Masche, dass sich Betrüger am Telefon als entfernte Verwandte ausgeben, eine Notlage vortäuschen und schließlich um Geld bitten. In Schwaben hat die Polizei allein im vergangenen Jahr deutlich über 500 ähnlich gelagerte Betrugsdelikte oder -versuche registriert und immer wieder davor gewarnt. „Wir haben uns immer gefragt, wie es sein kann, dass Menschen darauf reinfallen“, erzählen die Zieglers. Heute wissen sie es.
An einem Tag im Dezember vor zwei Jahren klingelte am späten Nachmittag das Telefon in der Wohnung des Ehepaares. Ludwig Ziegler ging ran, eine Frauenstimme fragte: „Wer glaubst du ist dran?“ nichts. In den nächsten zwei Stunden rief „Karin“noch ungefähr ein Dutzend Mal an. Erst um abzuklären, ob alles glatt geht. Dann fragte sie, ob das Ehepaar denn schon wieder zu Hause sei. Dann kam ein dringender Termin dazwischen. Dann musste es noch schneller gehen. Dann sollte ein von einem Notar bevollmächtigter Vertreter das Geld abholen. „Das war reinster Telefonterror“, erinnert sich Ludwig Ziegler. Und plötzlich stand dann auch schon ein großer, kräftiger Mann vor der Wohnungstüre und fragte nach dem Geld, das er abholen solle. „Ich war fast wie gelähmt vor Schreck“, sagt Annemarie Ziegler und ihr Ehemann fügt hinzu: „Ich hatte Angst, dass der Mann uns was antut, wenn wir ihm das Geld nicht geben.“Also händigte er ihm den Umschlag aus.
Sekunden später wurde den Zieglers klar: Jetzt ist es auch ihnen passiert. Auch sie sind Opfer von Enkeltrickbetrügern geworden. Zwar gingen sie sofort nach dem Vorfall zur Polizei, doch da war es schon zu spät. Mann weg, Geld weg und die Erkenntnis: „Karin“war gar nicht Karin. „Wir hatten einige Monate lang mit der Sache zu kämpfen. Man macht sich Vorwürfe, fragt sich, warum man nicht anders reagiert hat. Im Nachhinein ist man immer schlauer, aber in dem Moment waren wir wie in einem Tunnel“, erzählt das Ehepaar.
Bei der Polizei kennt man dieses Phänomen. Telefonbetrüger hätten außerordentlich gute kommunikative Fähigkeiten und wüssten sehr genau, wie sie Opfer manipulieren können. Dabei würden sie ihre Masche auch immer wieder variieren. So sei zuletzt der klassische „Enkeltrick“in den Hintergrund gerückt. Dafür seien ganz aktuell bayernweit viele „falsche Polizeibeamte“aktiv. Sie geben am Telefon vor, bei Ermittlungen zu einer Einbruchsserie auf den Namen des Angerufenen gestoßen zu sein. Diesem drohe daher Gefahr, Wertgegenstände und Geld sollten in Sicherheit gebracht werden. Der vermeintliche Polizist bietet daraufhin seine Hilfe an. „Die Betrüger missbrauchen die Glaubwürdigkeit der Polizei“, sagt Christian Eckel, Sprecher des Präsidiums Schwaben Süd/West.
Im Landkreis Dillingen ergaunerte sich ein unbekannter Mann erst kürzlich auf diese Art 32000 Euro von einer 66-jährigen Frau. Als Ludwig und Annemarie Ziegler aus Augsburg davon erfahren, nicken sie mit dem Kopf. Sie wissen nur zu gut, wie sich das anfühlt.
*Namen geändert Weil er einen Reisenden am Augsburger Hauptbahnhof auf die Gleise schubsen wollte, ist ein 29-jähriger Mann vorerst in die Psychiatrie eingewiesen worden. Der 29-Jährige hatte den Mann am Sonntag vor einen einfahrenden Zug stoßen wollen – es gelang ihm aber nicht. Die Männer kannten sich offenbar nicht, es soll zuvor auch keinen Streit gegeben haben. Laut Polizei machte der 29-Jährige einen verwirrten Eindruck. Ein psychiatrischer Gutachter soll ihn untersuchen. (jöh) Der Gallenbacher Berg bei Aichach hat als Unfallschwerpunkt traurige Berühmtheit erlangt. Um den Autoverkehr hier sicherer zu machen, wird die Bundesstraße 300 bis Herbst 2018 vierspurig ausgebaut. Gestern wurde ein neues Teilstück am Gallenbacher Berg eröffnet. Es wird später zur westlichen Spur der B 300 von Aichach Richtung Dasing gehören. Derzeit rollt der Verkehr auf ihm einspurig in jede Richtung, bis die östliche Fahrbahn fertig ist. (nsi)