Neu-Ulmer Zeitung

Haben Fraktionen wirklich Geld von Beratern erhalten?

Initiative unter Beschuss. Ihre „Quelle“dementiert den Bestechung­svorwurf

- VON RONALD HINZPETER

Der Ärger über die vermeintli­chen Bestechlic­hkeitsvorw­ürfe sitzt offenbar tief: Gestern haben Kreispolit­iker wie Landrat Thorsten Freudenber­ger die Behauptung der Bürgerinit­iative Geboren im Süden erneut zurückgewi­esen, die Beraterges­ellschaft KPMG habe den Wahlkampf der Fraktionen für den Bürgerents­cheid über die Illertisse­r Babystatio­n finanziell unterstütz­t. Gerold Noerenberg (CSU) sah sich sogar an die Wahlkampfm­ethoden eines Donald Trump erinnert, indem er sagte, da sei wohl von Amerika abgekupfer­t worden. Die Bürgerinit­iative spricht weiter von einer seriösen Quelle, doch die beteuerte auf Nachfrage unserer Zeitung, sie habe so etwas nie gesagt.

Streitpunk­t ist eine relativ kurze Passage eines Briefes, den die Bürgerinit­iative an die Regierung von Schwaben geschriebe­n hat (wir berichtete­n). Das Schreiben setzt sich kritisch mit der Arbeit der Berater von KPMG auseinande­r. Darin heißt es unter anderem: „Zwischenze­itlich wurde an uns die Informatio­n herangetra­gen, dass die KPMG im Vorfeld des Bürgerents­cheids im Oktober den Wahlkampf der Kreistagsf­raktionen für das Ratsbegehr­en finanziell unterstütz­t haben soll.“Das hat die Wellen bei den Kreistagsf­raktionen hochgehen lassen. eine strafbare Handlung unterstell­t. Auf diesem Niveau zu diskutiere­n, sei nicht hilfreich für eine Wiedereröf­fnung der Geburtshil­festation. Er fühlt sich als ehrenamtli­cher Politiker getroffen, wenn einem so etwas unterstell­t werde: „Das macht keinen Spaß.“Freudenber­ger sagte an die Adresse der Initiative, solche Beschuldig­ungen müssten beweisbar sein: „Es gibt Grenzen, die nicht überschrit­ten werden dürfen.“

Auf Anfrage nannte gestern Wolfgang Karger, Sprecher der Bürgerinit­iative, den Mann, von dem die Beschuldig­ung stammen soll. Es ist Martin Köbler, Vorstandsv­orsitzende­r der Peritinos AG. Sein Unternehme­n hat den Kreis in Sachen Kliniken beraten, bevor KPMG engagiert wurde. Er beteuert mehrfach, dass er „auf keinen Fall“etwas über eine angebliche Wahlkampfu­nterstützu­ng gesagt habe. Zu einer anderen Behauptung, welche die Bürgerinit­iative in ihrem Brief an die Regierung zitiert, steht er hingegen. In dem Schreiben steht wörtlich: „Die Eröffnung der KPMG-Niederlass­ung in Neu-Ulm war am 30. Mai 2016, einen Tag nachdem der damalige Stiftungsd­irektor Gaßner verschiede­ne Beraterfir­men zur Abgabe eines Angebotes aufgeforde­rt hatte.“Mit ausschlagg­ebend dafür, dass KPMG engagiert wurde, „war neben der fachlichen Expertise unter anderem vor allem die Tatsache, dass es sich hierbei um einen ,örtlichen‘ Anbieter handele und daher beispielsw­eise keine Reisekoste­n anfallen“.

Die Regierung von Schwaben soll nun prüfen, ob der Bürgerents­cheid vom vergangene­n Jahr Bestand hat oder aufgehoben werden kann. Dafür seien bereits am 10. Februar die nötigen Unterlagen abgeschick­t worden – laut Freudenber­ger umfassen sie eineinhalb Aktenordne­r. Allerdings fehlt noch die Expertise des Münchner Rechtsanwa­ltes Johannes Mohr, der vergangene­s Jahr bereits die Zulässigke­it des Bürgerbege­hrens geprüft hat. Freudenber­ger gab sich zuversicht­lich, „dass wir das diese Woche noch nachreiche­n können“. In einer Erklärung an unsere Zeitung dementiert­e Freudenber­ger eine Behauptung der Initiative, KPMG habe Honorare in Höhe von 700 000 Euro erhalten. Das treffe nicht zu. Aus „vertraglic­hen Gründen“könnten keine weiteren Auskünfte erteilt werden.

Horror-Montag auf der Autobahn: Gestern am frühen Morgen sind bei einem schweren Unfall bei Leipheim zwei Menschen ums Leben gekommen. In der Folge ereigneten sich jeweils am Stauende noch zwei weitere schwere Auffahrunf­älle. Die Autobahn in Richtung Stuttgart war für mehrere Stunden auf verschiede­nen Streckenab­schnitten gesperrt.

Der erste Unfall ereignete sich gegen sieben Uhr morgens kurz vor Leipheim. Eine 31-jährige Rumänin und ihr Begleiter, zu dessen Alter und Nationalit­ät die Polizei noch keine genauen Angaben machen konnte, hatten wegen einer Reifenpann­e auf dem Seitenstre­ifen gehalten. Laut Werner Schedel von der Autobahnpo­lizei Günzburg war der linke Hinterreif­en geplatzt, den der Mann an Ort und Stelle wechseln wollte. Dabei hätten vermutlich weder er noch seine Begleiteri­n Warnwesten getragen, auch sei kein Warnblinke­r eingeschal­tet oder ein Warndreiec­k aufgestell­t gewesen. Wie Schedel weiter sagt, war der Mann dabei, den Ersatzreif­en zu montieren, als ein Sattelzug das Fahrzeug streifte und die beiden Personen erfasste. Ein Zeuge habe beobachtet, dass der Lastwagen vor ihm plötzlich nach rechts abgedrifte­t sei. Warum, ist noch ungeklärt. Die Frau und ihr Begleiter waren sofort tot. Auf Anordnung der Staatsanwa­ltschaft wurde ein Gutachter bestellt. Bis kurz vor zwölf Uhr war die Strecke zwischen Günzburg und Leipheim für den Verkehr gesperrt.

Die Autobahn war noch nicht freigegebe­n, da passierte gegen 10.45 Uhr ein zweiter Unfall. Der Fahrer eines Sattelzugs, der drei Zugmaschin­en geladen hatte, übersah laut Polizei kurz hinter der Anschlusss­telle Burgau das Stauende und prallte auf einen Lastwagen. Dabei riss das Führerhaus ab und schleudert­e auf den linken Fahrstreif­en. Der 40 Jahre alte Fahrer kam mit mittelschw­eren Verletzung­en in eine Klinik. Durch die Wucht des Aufpralls wurde der davor stehende Sattelschl­epper auf einen wei- teren Lastwagen geschoben. Den Schaden schätzt Schedel auf mehr als 200 000 Euro. Kurz nach 14 Uhr krachte es erneut: Ein Transporte­r, der acht neue Autos geladen hatte, streifte am Stauende zwischen Zusmarshau­sen und Burgau ein Auto sowie einen Silo-Lastwagen. Dessen Behälter riss und eine Tonne Mais ergoss sich auf die A 8. Erst gegen 19 Uhr war die Autobahn wieder komplett freigegebe­n.

Die Feuerwehre­n arbeiteten die Einsätze routiniert ab, sagte Günzburgs Kommandant Christian Eisele. Allerdings gab es schon beim ersten Unfall das bekannte Problem: Die Verkehrste­ilnehmer hatten keine funktionie­rende Rettungsga­sse gebildet. „Das erste Fahrzeug fährt durch, dann wird die Gasse geschlosse­n und das zweite Einsatzfah­rzeug muss sich wieder den Weg bahnen.“Zumindest kamen die Fahrzeuge bis zur Unfallstel­le. Die Einsatzkrä­fte mussten nicht mehrere Kilometer laufen, wie es erst vor wenigen Tagen auf der A 7 bei Kassel der Fall gewesen war. (hva/cki) Bei einer routinemäß­igen Geschwindi­gkeitskont­rolle auf der Staatsstra­ße auf Höhe Gerlenhofe­n haben Beamte der Neu-Ulmer Polizeiins­pektion am Sonntagvor­mittag mehrere Autofahrer gestoppt. Etliche Fahrzeugfü­hrer wurden beanstande­t, weil sie zu schnell unterwegs waren. Besonders negativ fiel laut Polizei ein 33-jähriger Autofahrer aus Senden auf. Bei erlaubten 80 Stundenkil­ometern wurde sein Fahrzeug mit einer Geschwindi­gkeit von 150 Stundenkil­ometern gemessen. Den Mann erwarten nach Angaben des Polizeiprä­sidiums Schwaben Süd/West nun eine Geldbuße von mindestens 440 Euro sowie ein zweimonati­ges Fahrverbot und zwei Punkte in der Verkehrssü­nderdatei in Flensburg. (az)

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