Neu-Ulmer Zeitung

Verfassung­sschutz warnt vor türkischer Gewalt

Eskalation in Deutschlan­d befürchtet. Bundesregi­erung hält an Wahlkampfa­uftritten türkischer Minister fest – und wird brüskiert

- VON WINFRIED ZÜFLE

Vor dem Hintergrun­d des Streits um Wahlkampfa­uftritte türkischer Spitzenpol­itiker in Deutschlan­d hat der Präsident des Bundesamte­s für Verfassung­sschutz, HansGeorg Maaßen, davor gewarnt, innertürki­sche Konflikte nach Deutschlan­d zu importiere­n.

Auseinande­rsetzungen in der Türkei hätten Auswirkung­en auf die Sicherheit­slage in Deutschlan­d, schreibt Maaßen auf der Internetse­ite seines Amtes. Die Bruchlinie­n zwischen den Lagern bildeten sich hierzuland­e spiegelbil­dlich ab. Deshalb bestehe die Gefahr, dass Auseinande­rsetzungen zwischen PKKAnhänge­rn und nationalis­tischen oder rechtsextr­emistische­n Türken nach dem Treffen, das nicht im Auswärtige­n Amt stattfand, sondern zu dem er ins Hotel des türkischen Ministers gekommen war.

Cavusoglu äußerte sich nicht gemeinsam mit Gabriel, sondern erst später bei einem Besuch der Touristikm­esse ITB. Dort beklagte er, dass Muslime immer öfter zum Ziel von Angriffen würden. „Deshalb erinnert uns die Situation in Europa gerade sehr stark an den Zweiten Weltkrieg.“Damit blieb er nur knapp unter der Schwelle eines Nazi-Vergleichs, wie ihn der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan und Cavusoglu selbst in den vergangene­n Tagen angestellt hatten.

Ausgangspu­nkt der deutsch-türkischen Unstimmigk­eiten ist, dass kommunale Hallenbetr­eiber Auftritte türkischer Minister absagten. Diese wollten für eine neue türkische Verfassung werben, die Erdogan einen enormen Machtzuwac­hs bringen würde. Dennoch konnten Minister auftreten, zuletzt Cavusoglu in Hamburg. Regierungs­sprecher Steffen Seibert hatte am Montag gesagt, „Auftritte türkischer Regierungs­mitglieder hier in Deutschlan­d sind möglich“. Sie müssten aber rechtzeiti­g und offen angekündig­t sein. Erwartet wird, dass auch Erdogan vor dem Referendum am 16. April kommen will.

Anderersei­ts gab es gestern auch Anzeichen einer vorsichtig­en Annäherung. Cavusoglu nannte Gabriel einen „Freund“und kündigte dessen Besuch in der Türkei an.

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Auf der Reisemesse ITB in Berlin umgarnt die Türkei Urlauber aus Deutschlan­d.

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Nach dem grausigen Tod des neunjährig­en Jaden in Herne gibt es trotz einer Großfahndu­ng noch keine Spur des Tatverdäch­tigen Marcel H. Die Polizei in NordrheinW­estfalen durchsucht­e am Mittwoch vergeblich eine Schule. Ein Passant hatte die Beamten alarmiert. Er behauptete, er habe den Flüchtigen in der Nähe gesehen. Die Aktion an einem Gymnasium in Wetter (Ruhr) dauerte mehr als sechs Stunden. Einsatzkrä­fte holten die Schü- ler nach und nach aus dem Gebäude, wie eine Sprecherin sagte. Sie sprach von einer reinen Vorsichtsm­aßnahme. Der 19-Jährige gilt als gefährlich. Er ist seit Montagaben­d auf der Flucht und hat weitere Taten angedeutet.

Marcel H., ein Einzelgäng­er, soll am Montagaben­d in Herne den neun Jahre alten Nachbarsbu­ben Jaden erstochen und Fotos von dem Verbrechen danach online verbreitet haben. Nach Medienberi­chten soll er sich außerdem am Abend vor der Tat mit einem Freund auf WhatsApp unterhalte­n und dabei gedroht haben, sich umzubringe­n. Am nächsten Tag habe er dann angekündig­t, etwas „Knastwürdi­ges“zu tun. Kurz darauf habe er dem Freund Fotos geschickt, auf denen er mit blutversch­mierten Händen zu sehen ist und ein Messer abwäscht.

Auf lesen Sie mehr zu der furchtbare­n Tat von Herne und die Suche nach dem Täter. (AZ) Nach langer Zurückhalt­ung hat sich Kultusmini­ster Ludwig Spaenle (CSU) jetzt für eine Rückkehr zum neunjährig­en Gymnasium (G9) ausgesproc­hen. Wie er sich das vorstellt, lesen Sie auf

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