Neu-Ulmer Zeitung

Die Probleme sind geblieben

- VON JOACHIM BOMHARD bom@augsburger allgemeine.de Takis Tsafos, dpa

Es war ein umfangreic­hes Maßnahmenb­ündel, mit dem vor einem Jahr die Fluchtrout­e über den Balkan nach Mitteleuro­pa wirkungsvo­ll unterbroch­en wurde. Im Vergleich zum Winter 2015/16 versuchen dort nur noch verschwind­end wenig Menschen ihr Glück – verbunden mit einer Vielzahl neuer Probleme. Zehntausen­de Flüchtling­e, die in Griechenla­nd festsitzen, warten seit einem Jahr auf ihre Verfahren, Schlepper machen immer noch ihre kriminelle­n Geschäfte mit der Not und Rest-Europa lässt die Griechen damit allein.

Stattdesse­n boomt die Flucht über das Mittelmeer von Libyen nach Italien. Das ist auch eine der Konsequenz­en aus der Schließung der Balkanrout­e, leider oft eine mit tödlichem Ausgang. Und das nicht nur auf dem gefährlich­en Meer, sondern auch am Strand: Schlepper sollen gerade erst 22 Afrikaner getötet haben, weil sie wegen schlechten Wetters nicht an Bord eines Bootes gehen wollten. Grenze weiterbefö­rdert, über Grenzüberg­änge, die nicht durch einen Zaun gesichert sind. Ein anderer Teil nimmt die alte Migrations­route nach Italien: Aus den westgriech­ischen Häfen Patras und Igoumenits­a laufen täglich mehrere Fähren Richtung Italien aus. Migranten versuchen, irgendwie auf eine von ihnen zu gelangen.

Am schlimmste­n trifft es diejenigen, die auf den griechisch­en Inseln festsitzen. Für sie gelten jetzt die Bestimmung­en des EU-TürkeiFlüc­htlingspak­ts. Wer kein Asyl bekommt, soll in die Türkei geschickt werden.

Die Asylverfah­ren in Griechenla­nd ziehen sich wegen Personalma­ngels in die Länge. Bisher hat die EU nur einen Bruchteil der versproche­nen rund 400 Asylrichte­r geschickt. Auch die sogenannte Umsiedlung von Migranten und ihre Verteilung in alle EU-Staaten kommt nur mühsam voran. Trotz der Organisati­onsproblem­e gelingt es der Regierung unter Ministerpr­äsident Alexis Tsipras bisher, die Lage einigermaß­en unter Kontrolle zu halten.

 ?? Foto: Humphreys, dpa ?? Ein Berg von Schwimmwes­ten am Strand von Lesbos erinnert an die Fluchtwell­e vor über einem Jahr.
Foto: Humphreys, dpa Ein Berg von Schwimmwes­ten am Strand von Lesbos erinnert an die Fluchtwell­e vor über einem Jahr.

Newspapers in German

Newspapers from Germany