Die Probleme sind geblieben
Es war ein umfangreiches Maßnahmenbündel, mit dem vor einem Jahr die Fluchtroute über den Balkan nach Mitteleuropa wirkungsvoll unterbrochen wurde. Im Vergleich zum Winter 2015/16 versuchen dort nur noch verschwindend wenig Menschen ihr Glück – verbunden mit einer Vielzahl neuer Probleme. Zehntausende Flüchtlinge, die in Griechenland festsitzen, warten seit einem Jahr auf ihre Verfahren, Schlepper machen immer noch ihre kriminellen Geschäfte mit der Not und Rest-Europa lässt die Griechen damit allein.
Stattdessen boomt die Flucht über das Mittelmeer von Libyen nach Italien. Das ist auch eine der Konsequenzen aus der Schließung der Balkanroute, leider oft eine mit tödlichem Ausgang. Und das nicht nur auf dem gefährlichen Meer, sondern auch am Strand: Schlepper sollen gerade erst 22 Afrikaner getötet haben, weil sie wegen schlechten Wetters nicht an Bord eines Bootes gehen wollten. Grenze weiterbefördert, über Grenzübergänge, die nicht durch einen Zaun gesichert sind. Ein anderer Teil nimmt die alte Migrationsroute nach Italien: Aus den westgriechischen Häfen Patras und Igoumenitsa laufen täglich mehrere Fähren Richtung Italien aus. Migranten versuchen, irgendwie auf eine von ihnen zu gelangen.
Am schlimmsten trifft es diejenigen, die auf den griechischen Inseln festsitzen. Für sie gelten jetzt die Bestimmungen des EU-TürkeiFlüchtlingspakts. Wer kein Asyl bekommt, soll in die Türkei geschickt werden.
Die Asylverfahren in Griechenland ziehen sich wegen Personalmangels in die Länge. Bisher hat die EU nur einen Bruchteil der versprochenen rund 400 Asylrichter geschickt. Auch die sogenannte Umsiedlung von Migranten und ihre Verteilung in alle EU-Staaten kommt nur mühsam voran. Trotz der Organisationsprobleme gelingt es der Regierung unter Ministerpräsident Alexis Tsipras bisher, die Lage einigermaßen unter Kontrolle zu halten.