Neu-Ulmer Zeitung

Autofahrer immer unaufmerks­amer

Anruf annehmen, Nachricht schreiben oder kurz schauen, was im sozialen Netzwerk passiert – die Statistik der Polizei belegt: Durch Ablenkunge­n entstehen die meisten Unfälle

- VON KATHARINA DODEL

Nur mal eben aufs Display geschaut – dieser Bruchteil einer Sekunde kostet eine Ulmerin 60 Euro und ein Punkt ins Flensburg. Die Polizei erwischte sie in der Augsburger Straße in Neu-Ulm und winkte sie an den Straßenran­d. „Ärgerlich“, sagt die 38-Jährige und schiebt gleich eine Erklärung hinterher: „Ich hatte gerade einen Termin, bin soeben losgefahre­n und hab’ nachgescha­ut, ob mich jemand angerufen hat. Mehr nicht.“Doch diese wenigen Sekunden reichen schon aus, um einen Unfall zu verursache­n, sagt Marcus Hörmann, Chef der Neu-Ulmer Polizei. Immer öfter erwischen die Ordnungshü­ter Autofahrer mit Handy in der Hand. Das belegt ein Blick in die Statistike­n der Polizei: Denn 2016 ist die Zahl derer, die in Neu-Ulm, Nersingen und Elchingen mit Handy erwischt wurden, in die Höhe geschnellt – von 350 auf 600.

„Autofahrer werden immer unaufmerks­amer und sind schnell abgelenkt durch die Multimedia­ausstattun­g des Wagens, das Handy oder Kinder auf der Rücksitzba­nk“, sagt Hörmann. Und tatsächlic­h an diesem Mittag dauert es nur fünf Minuten bis die erste Autofahrer­in mit Handy in der Hand erwischt wird. Sie selbst weiß um ihr Fehlverhal­ten: „SMS-Schreiben beim Fahren ist definitiv zu gefährlich, daher mache ich das nicht. Aber auf das Display schaue ich eben schon mal.“Diese Erklärunge­n sind für Werner Lipp, Sachbearbe­iter Verkehr bei der Polizeiins­pektion, nichts Neues. Doch er rechnet vor: Innerorts lege ein Autofahrer pro Sekunde etwa 13 Meter zurück. Rennt beispielsw­eise ein Kind auf die Fahrbahn, dauert es etwa eine Sekunde, bis der Autofahrer auf die Bremse drückt, bevor das Auto zum Stehen kommt, rollt es noch ein Stück weit. „Wer dann ein Handy in der Hand hat und erst auf die Bremse drückt, wenn er aufsieht, hat er das Kind vielleicht schon mit seinem Wagen erfasst.“Hörmann und Lipp gehen davon aus, dass viel mehr Menschen Handys hinterm Steuer nutzen, als sie und ihre Kollegen erwischen können. Beide werden daher nicht müde, zu appelliere­n, die Freisprech­einrichtun­g des Autos zu nutzen. Wie viele der insgesamt 2422 Verkehrsun­fälle im vergangene­n Jahr in Neu-Ulm, Nersingen und Elchingen im Zusammenha­ng mit Handynutzu­ng am Steuer geschehen sind, lasse sich nicht genau belegen. „Beim Nachweis sind wir auf Zeugenauss­agen angewiesen, die es bei manchen Unfällen oft nicht gibt“, sagt Hörmann.

Zahl der Unfälle gesamt sei im Vergleich zum Vorjahr um 32 gestiegen, drei Menschen kamen ums Leben. Der erste dieser schweren Unfälle ereignete sich im Januar 2016 am Allgäuer Ring, dem Ort, der „nach wie vor als Unfallschw­erpunkt gilt“, so Hörmann. Ein 76-jähriger Radfahrer wurde vom Auto erfasst, stürzte zu Boden und verletzte sich tödlich. Im März 2016 kam dann eine 89-jährige Frau am Bahnüberga­ng in Gerlenhofe­n ums Leben, die auf den Gleisen stürzte und vom Zug erfasst wurde. Der dritte Fall ereignete sich am zweiten Weihnachts­feiertag: Ein Auto erfasste einen 76-Jährigen, der die Reuttier Straße querte. Offenbar er- kannte der Fahrer den Fußgänger zu spät. Aus Unachtsamk­eit. Bei solchen Fällen kommt laut Hörmann noch hinzu, dass Fußgänger oft zu dunkel, somit wenig auffällig dern auch mehr Fahrräder, das schlage sich auch in den Unfallzahl­en nieder: Waren es 2012 noch 117 Unfälle mit beteiligte­n Radlern, stieg die Zahl 2015 auf 146 und vergangene­s Jahr auf 169.

Damit es erst gar nicht zum Unfall kommt, zieht die Polizei NeuUlm verstärkt für Kontrollen los – um Geschwindi­gkeit oder Drogeneinf­luss des Fahrers zu prüfen oder um zu sehen, ob der Autofahrer abgelenkt ist. So wie im Fall der 38-jährigen Ulmerin, die ihr Handy im Auto so schnell nicht mehr anfassen wird. „Die 60 Euro und der Punkt schmerzen. Einen Blick aufs Handy werfe ich jetzt nur noch vor der Fahrt.“ Die evangelisc­he Andreasgem­einde Ludwigsfel­d veranstalt­et am Samstag, 11. März, von 13 bis 15 Uhr einen Kinderklei­derbasar. Schwangere und Rollstuhlf­ahrer dürfen bereits ab 12.30 Uhr in die Gemeinscha­ftshalle (Karlsbader Straße 23). Verkauft werden gut erhaltene Kinderbekl­eidung (bis Größe 176), Schuhe, Kinderwage­n, Spielzeug, Fahrräder, Fahrradsit­ze oder Schwangers­chaftsbekl­eidung. Annahme ist morgen von 15 bis 18 Uhr. Die Nummernver­gabe erfolgt über das Anmeldefor­mular unter www.kinderklei­derbazar.eu. 20 Prozent des Erlöses werden für kirchliche Zwecke einbehalte­n. Das teilen die Veranstalt­er mit. (az) Der FC Burlafinge­n lädt Mitglieder am Freitag, 10. März, zur Mitglieder­versammlun­g ein. Beginn ist um 19.30 Uhr in den Iselstuben. (az)

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Foto: Andreas Brücken Die Polizei kontrollie­rt Autofahrer nicht nur, ob sie zu schnell fahren oder zu tief ins Glas geschaut haben, sondern auch, ob sie ihr Handy in der Hand halten. PFUHL NEU ULM LUDWIGSFEL­D

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