Zurück in die Zukunft
Wer viel mit dem Zug unterwegs ist, wird vom Leid geprüft. Verspätungen? Sei’s drum. Schlimm kann es werden, wenn man die Kopfhörer für sein Smartphone vergisst. Schutzlos der Geräuschkulisse ausgeliefert, gibt es ungefragt einiges zu hören. Alltagsgeplauder zum Beispiel. Und plötzlich taucht die alte Binsenweisheit auf: „Früher war doch vieles besser“, sagt jemand. Das beschwört doppelten Ärger herauf: Erstens über die eigene Dusseligkeit (keine Kopfhörer), zweitens über mangelnde Leidensbereitschaft (Räuspern, laute Nachfrage, was denn früher besser gewesen sein soll). Aber dann kommt die Erkenntnis: Viele Leute haben die Vergangenheit wohl wirklich lieb. Auf den Skipisten tauchen schrille Farbtöne der 90er wieder auf, Cafés servieren selbstbewusst (und alternativlos) Filterkaffee und durch manch angesagtes Viertel von Großstädten kann man kaum flanieren, ohne versehentlich auf einen Retro-Schallplattenspieler zu treten. Woher diese Lust am Alten kommt, haben Psychologen angeblich herausgefunden: Im Nachhinein meinen wir, unsere Erlebnisse seien viel Interessanter gewesen, als sie es wirklich waren. Man merke sich Gutes besser als Schlechtes. Ein Beispiel: Der erste Kuss – abgespeichert. Das stundenlange Händchenhalten davor und danach – verdrängt.
Was uns das alles nun sagen will? Ist doch klar: Kommt zurück in die Zukunft, lebt im Jetzt! Gründe gibt’s einige: Skihosen in Neonfarben tun den Augen beim Hinschauen weh, Kaffee schmeckt mit Crema besser und bei Musikstücken auf dem Smartphone knackt nix. Müsste man eben nur noch die Kopfhörer dabei haben.