Universität plant eine öffentliche Veranstaltung
des Hämatologen mit dem NS-System. Nun ist auch in Ulm und Günzburg eine Diskussion angestoßen worden, ob im Lichte der neuen Erkenntnisse die nach dem Arzt benannten Straßen einen neuen Namen bekommen sollen. Zudem kündigte die Universität Ulm an, die Vergangenheit ihres Gründungsrektors wissenschaftlich aufzuarbeiten.
„Ludwig Heilmeyer bleibt unser Gründungsrektor, dem wir viel zu verdanken haben. Davon unabhängig sind wir als Universität verpflichtet, seine Rolle im Nationalsozialismus möglichst lückenlos aufzuklären“, sagte Uni-Präsident Michael Weber. „Die Ergebnisse dieser wissenschaftlichen Aufarbeitung werden selbstverständlich veröffentlicht und wir planen, diese bei einer allgemein zugänglichen Veranstaltung im zweiten Halbjahr zu diskutieren.“Mit der Aufgabe betraut wurde Professor Florian Steger, Direktor des Instituts für Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin. Er hat bereits mit dem Studium der Quellen begonnen.
Die Freiburger Kommission, die den Stein ins Rollen brachte, kommt in ihrem Abschlussbericht zu folgendem Schluss: „Die medizinischen Leistungen Heilmeyers sind unbestreitbar, seine politische Haltung wurde hingegen bei den Ehrungen durch die Hochschulen und Preisbenennungen übersehen.“Als freiwilliges Mitglied des Freikorps Epp, dem unter anderem Ernst Röhm und Rudolf Heß angehörten, habe Heilmeyer an der blutigen Niederschlagung der Münchner Räterepublik teilgenommen. Später habe sich Heilmeyer im antidemokratisch ausgerichteten Stahlhelm engagiert, der 1933/1934 in die SA überführt wurde. An der Universität Jena habe sich der Mediziner an der Gründung eines Nationalsozialistischen Deutschen Dozentenbundes nicht nur beteiligt, er sei als Oberarzt von NS-Landesminister
Fritz Wächter vielmehr ausdrücklich damit beauftragt und erster dortiger Dozentenschaftsführer geworden. Als sehr fragwürdig bezeichnet die Kommission auch das Engagement Heilmeyers im Kontext des Nürnberger Ärzteprozesses. So setzte er sich für die Rehabilitierung des KZ-Arztes Wilhelm Beiglböck ein, der in Dachau Menschenversuche an Sinti und Roma durchgeführt hatte. „Ludwig Heilmeyer eignete sich auch fremde Leistungen von aus dem Amt vertriebenen jüdischen Wissenschaftlern an“, heißt es