In Augsburg schlägt der Puls Europas
Zeitgleich gehen in 84 Städten in zwölf Ländern die Menschen auf die Straße, um sich für die EU einzusetzen. In Ausburg überrascht der Andrang die Initiatoren
Der Puls Europas schlägt jetzt auch in der Region. In Augsburg haben sich rund 1000 Menschen am Sonntag auf dem Rathausplatz versammelt, um die Stimme für Europa und gegen einen drohenden Zerfall der Europäischen Union zu erheben. In Sonthofen waren es immerhin circa 600. Die Aktion fand zeitgleich in 84 Städten in zwölf Ländern statt.
Seit rund einem halben Jahr gibt es die Bürgerbewegung Pulse of Europe, die ihren Anfang in Frankfurt genommen hat. Unter dem Eindruck des Brexit-Votums und der Trump-Wahl und vor den Wahlen in den Niederlanden und in Frankreich hatten dort Menschen das Bedürfnis, sich zu treffen und für die europäische Idee einzusetzen. Zur ersten Kundgebung auf dem Pariser Platz im Frankfurter Europaviertel kamen 150 Menschen – heute gehen in der Stadt jeden Sonntag mehr als 4000 Menschen auf die Straße.
In Augsburg hat die Zahl der Teilnehmer die Organisatoren völlig überrascht, wie Initiator Armin Baier berichtet. Angesichts der schnell steigenden Teilnehmerzahl mussten in aller Eile zusätzliche Ordner bestimmt werden. Gerechnet hatte man mit 150 bis maximal 300 Menschen. „Ich bin völlig überwältigt“, so Baier angesichts der 1000 Menschen, die ihre blauen EU-Fähnchen und lauthals die Europahymne, Beethovens Ode an die Freude, mitsangen. Ein Merkmal der Bewegung ist, dass sie überparteilich und überkonfessionell ist. Parteipolitisches Engagement ist auf den Veranstaltungen nicht erwünscht, die gesamte Organisation geht von Privatleuten aus. Auf der offenen Bühne kann jeder seine Gedanken zu Europa mitteilen, dazu gibt es Musik und es wird gemeinsam gesungen. Augsburgs Oberbürgermeister Kurt Gribl, gemäß dem Pulse-of-Europe-Gedanken als Privatmann in Jeans und ohne Krawatte, sprach davon, dass man 70 Jahre Frieden in Europa nicht für selbstverständlich nehmen dürfe. Es sei jedes Engagement und jede Mühe wert, für den Frieden einzutreten.
Die Bewegung hat eine zehnteilischwenkten ge Agenda, die auf dem Rathausplatz verlesen wurde. Darin geht es um Selbstverantwortung, um Grundrechte und Rechtsstaatlichkeit sowie Reformen und Teilhabe. Die Demonstranten auf dem Rathausplatz nahmen die Agenda mit lautem Klatschen auf.
Auch bei den Menschen vor der Bühne war Frieden das zentrale Thema. „Die EU ist unsere einzige Zukunft, ohne sie schaut es düster aus“, sagte Peter Halke, der seine eigene EU-Fahne mitgebracht hatte. „Der Friede in Europa ist durch nichts aufzuwiegen – Separatismus führt zu Unfrieden zwischen den Völkern“, so der Demonstrant. Auch die europafeindlichen Bewegungen und Parteien in einigen Ländern macht vielen Menschen Angst. „Die antieuropäischen Stimmen sind stark – wir wollen zusehen, dass die proeuropäischen Stimmen stärker werden“, sagte Demonstrantin Marie-Luise Fritscher.
Für den Leiter des Augsburger Europabüros, Markus Hodapp, ist Pulse of Europe ein veritabler Glücksfall. „In zehn Jahren haben wir noch nie so eine breite Unterstützung aus der Mitte der Gesellschaft erfahren“, sagt er. Das Europabüro koordiniert die Aktion in Augsburg und unterstützt die Initiatoren. Pulse of Europe soll bis zum Europatag am 7. Mai jeden Sonntag um 14 Uhr auf dem Rathausplatz stattfinden.
Der Thüringer AfD-Chef Björn Höcke behält sich eine Teilnahme am Kölner Bundesparteitag in drei Wochen vor – trotz eines Hausverbotes im Tagungshotel. „Ich gehe davon aus, dass der Bundesvorstand einen rechtskonformen Bundesparteitag organisieren wird“, sagte Höcke am Samstag bei einem Landesparteitag in Berlstedt. „Die Lage der Partei ist angespannt. Turbulenzen können möglich sein.“
Deshalb könne es notwendig sein, dass er „persönlich auch mal in Köln oder bei den kommenden Parteitagen in den nächsten zwei Jahren die Stimme Thüringens“erheben müsse. Die Thüringer Parteibasis stellte Höcke mit etwa 91 Prozent der Stimmen als einen von insgesamt 35 Delegierten für künftige Bundesparteitage auf. Ob er tatsächlich nach Köln reist und welche Konsequenzen das für den Parteitag hätte, blieb offen.
Wegen seiner umstrittenen Rede zum deutschen Geschichtsverständnis hatte der AfD-Bundesvorstand im Februar ein Ausschlussverfahren gegen Höcke beschlossen. Bei einem Auftritt in Dresden hatte er am 17. Januar eine „erinnerungspolitische Wende um 180 Grad“gefordert und beklagt, die positiven Elemente der deutschen Historie würden im Vergleich zu den Gräueltaten der NaziZeit nicht genügend beachtet.