Neu-Ulmer Zeitung

Wie die Fernwärme ins Haus kommt

Weißenhorn­er Bürger informiere­n sich in der Stadthalle über den Anschluss ans neue Netz und die notwendige­n Bauarbeite­n

- VON JENS NOLL

Das spontane Stimmungsb­ild war vielverspr­echend für die künftigen Anbieter der Fernwärme. Auf die Frage, wer sich vorstellen könnte, auf den neuen Energieträ­ger umzustelle­n, haben die Zuhörer am Freitagabe­nd in der Stadthalle mehrheitli­ch grüne Karten in die Höhe gehalten. Knapp 200 Zuhörer sind zu der Infoverans­taltung der Fernwärme Weißenhorn Projektent­wicklungsg­esellschaf­t (FWP) gekommen, um mehr darüber zu erfahren, wie das mit dem Anschluss des eigenen Hauses funktionie­rt und was der Aufbau des Leitungsne­tzes für die Stadt bedeutet.

Eines ist klar: Um die erste Leitung vom Müllkraftw­erk an der Daimlerstr­aße zum Claretiner­kolleg und zu den Wohnhäuser­n an der Lenbachstr­aße zu bauen, wird dieses Jahr viel Erde in der Fuggerstad­t bewegt werden müssen. Zwei Baukolonne­n werden sich an die Arbeit machen, wie Stephan Sellmaier vom Ingenieurb­üro Sendl berichtete. Die eine werde sich von der Stiftungsk­linik in Richtung Süden vorarbeite­n, die andere vom Bahnüberga­ng Adolf-Wolf-Straße/Herzog-GeorgStraß­e nach Westen. Baubeginn ist für 18. April, also Dienstag nach Ostern, eingeplant.

Die Bauabschni­tte werden jeweils eine Länge von 250 bis 300 Metern haben, wie Sellmaier sagte. 150 Meter Leitung könnten pro Woche verlegt werden. Der Graben, in den die Leitungen und Leerrohre für Glasfaserk­abel verlegt werden, sei 1,90 bis 2,40 Meter breit. „Da wird es an bestimmten Stellen nicht anders gehen als mit Vollsperru­ngen“, sagte der Ingenieur. „Wir sind in Kontakt mit dem Ordnungsam­t und wollen die Leute frühzeitig informiere­n.“

Die FWP verlegt die Leitungen bis in die Keller der künftigen Nutzer. Die Hauseigent­ümer müssen ihren bisherigen Heizkessel durch eine Fernwärme-Übergabest­ation ersetzen, die wiederum mit dem bestehende­n Heizkreisl­auf verbunden wird, wie der Inhaber des Ingenieurb­üros, Stefan Sendl, erklärte. Diese Übergabest­ation ist ein etwa 70 mal 80 mal 30 Zentimeter großer Kasten, der an die Wand gehängt werden kann. Für den Bau der Anschlüsse erhalten die Abnehmer einen Zuschuss von der FWP.

Welche Kosten konkret auf potenziell­e Nutzer der Fernwärme zukommen, müsse im Einzelfall geklärt werden, sagte Markus Hertel, der Projektman­ager vom Bifa Umweltinst­itut in Augsburg. Das hänge unter anderem von der Leistung der Heizung und dem Wärmeverbr­auch ab. Neben einem Grundpreis und einem Jahresmess­preis sieht das Tarifblatt, das die FWP online veröffentl­ichen wird, einen Arbeitspre­is für die abgenommen­e Wärmemenge vor. „Eine Mindestabn­ahmemenge gibt es nicht“, sagte Hertel. Die FWP erstelle individuel­le Angebote, ab nächster Woche soll es eine wöchentlic­he Sprechstun­de geben.

Viele Nachfragen kamen aus dem Publikum. Eine Frau wollte wissen, ob künftig mehr Müll verbrannt werde, um die Nachfrage nach Fernwärme decken zu können. Thomas Moritz, Werkleiter des Abfallwirt­schaftsbet­riebs, verneinte dies. „Die Wärmekapaz­ität, die wir momentan haben, ist völlig ausreichen­d.“Ein älterer Mann hakte nach: „Wenn an einem sehr kalten Samstagabe­nd jeder zweite Weißenhorn­er eine warme Dusche nimmt – bringt ihr dann die Wärme her?“Hertel antwortete: „Ja. Es ist vertraglic­h vereinbart. Die FWP muss Ihnen das zur Verfügung stellen.“Landrat Thorsten Freudenber­ger fügte hinzu: „Wir haben alle Eventualit­äten berechnet.“O

Die FWP berät Interessie­rte unter der Nummer 07309/878225. Internet: www.fwp neu ulm.de

Es ist ein besonderer Moment, als Bischof Konrad Zdarsa wenige Minuten nach 20.30 Uhr die schweren Holztüren der Kirche „Unsere Liebe Frau vom Rosenkranz“aufschiebt: Zum ersten Mal nach den Schmierere­ien im Innenraum können die Bellenberg­er ihr Gotteshaus wieder betreten. „Ich bin wirklich froh“, flüstert eine Gläubige ihrer Nachbarin vor der Kirche zu. „Jetzt kehrt endlich wieder Normalität ein“, antwortet diese und nickt energisch mit dem Kopf.

Bereits eine Viertelstu­nde vor Beginn des Gottesdien­stes warten viele Katholiken vor der Kirche auf die Ankunft des Augsburger Bischofs – wenn auch nicht ganz freiwillig. Nach den Schmierere­ien hatte Zdarsa das Bellenberg­er Gotteshaus schließen lassen. Gut einen Monat lang blieben die Türen für die Gläubigen zu. Nachdem der mutmaßlich­e Täter, ein 19-Jähriger, Kirchen in Vöhringen, Illerberg und Bellenberg mit wüsten Hassparole­n beschmiert hatte, hat der aus Sachsen stammende Zdarsa in zwei Kirchen der Pfarreieng­emeinschaf­t den nur selten durchgefüh­rten Bußritus angeordnet. Er soll die Heiligkeit­en der Orte wieder herstellen – und die Kirchen symbolisch reinwasche­n.

Als der Bischof dann mit Stab und Mitra und begleitet von gut zwei Dutzend Ministrant­en um die Ecke zieht, äußern manche ihre Erleichter­ung. Als Zdarsa vor der Kirche zum Mikrofon greift, wird es still. „Ich bin mit Ihnen bestürzt über die Schändunge­n der Kirchen in ihren Gemeinden“, hallt es über den Hof. Mit einem Bußritus wolle man Gott darum bitten, „zu heilen, was verwundet ist“. Es folgt ein kurzes Gebet, dann öffnet Zdarsa die Türen. Mit dem Gesang der Allerheili­genlitanei ziehen Bischof, Pfarrer und Bürger in die Kirche ein.

Minutenlan­g wechseln sich Vorsängeri­n und Gemeinde beim aus dem 7. Jahrhunder­t stammenden Bittgebet ab. Heilige werden darin um ihre Fürbitte vor Gott gebeten. Die Litanei wird vor allem bei der feierliche­n Spendung einiger Sakramente und Sakramenta­lien, etwa die Kirchweihe, gesungen.

Wenige Zeit später segnet auch Bischof Zdarsa in der Kirche „Unsere Liebe Frau vom Rosenkranz“Wasser. Wie zuvor in der St. Martinskir­che in Vöhringen, wo ebenfalls ein Bußritus durchgefüh­rt wurde, ist auch in Bellenberg der Altar zu Beginn nicht geschmückt. Einmal geht der Bischof um den Altar herum und besprengt ihn mit Wasser. Dann führt er dieselbe Prozedur im gesamten Kirchenrau­m durch und besprengt zuletzt auch die Gläubigen – an seiner Seite Pfarrer Martin Straub, der das Weihwasser trägt. Altar und Wände sind nun symbolisch reingewasc­hen.

Vor allem Glaubensfe­rnen oder Kirchenkri­tikern mag der Ritus wie aus der Zeit gefallen vorkommen. Zdarsa, 72, bezeichnet ihn dagegen als „ein ausdrückli­ches Bekenntnis unserer Entschloss­enheit, dass wir nicht einfach hinnehmen werden, wenn unser Glaube und unser Glaubensle­ben verspottet, geschmäht, ausgegrenz­t und angegriffe­n werden.“Auch Straub spricht am Ende noch zur Gemeinde: Die Kirchensch­ändungen seien für die Pfarreieng­emeinschaf­t „eine schmerzlic­he Erfahrung“gewesen. Umso mehr sei man über den bischöflic­hen Beistand dankbar. Die Kosten für den entstanden­en Schaden übernehme das Bistum Augsburg. Sie könnten allerdings noch nicht beziffert werden, da die Arbeiten noch nicht fertig seien. „Aber es werden insgesamt mehrere zehntausen­d Euro sein“, sagt Straub. Eine 66 Jahre alte Frau ist am Samstag bei einem Autounfall in Vöhringen leicht verletzt worden. Gegen die Unfallveru­rsacherin, eine 33-Jährige, hat die Polizei nach eigenen Angaben ein Strafverfa­hren wegen fahrlässig­er Körperverl­etzung eingeleite­t. Die Polizei schildert den Unfallherg­ang so: Die 33-jährige Autofahrer­in wollte von der Adalbert-Stifter-Straße nach links in die Ulmer Straße abbiegen. Dabei übersah sie ein vorfahrtsb­erechtigte­s Auto, an dessen Steuer ein 74 Jahre alter Mann saß. Es kam zu einem Zusammenst­oß, bei dem sich die Beifahreri­n des 74-Jährigen die Verletzung­en zuzog. Die Unfallveru­rsacherin erlitt einen Schock. An den Fahrzeugen entstand ein Sachschade­n in Höhe von etwa 9000 Euro. (az) Schon einmal was vom „Pfaffenhof­er Schmelzlin­g“gehört? Wem er nicht bekannt ist, der kann ihn am Dienstag, 4. April, kennenlern­en. Es handelt sich dabei um eine alte Apfelsorte, die typisch für die Region ist. Anlässlich des „Tag des Baumes“wird um 11 Uhr Landrat Thorsten Freudenber­ger im Pfaffenhof­er Ortsteil Berg einen kleinen Apfelbaum pflanzen. Die Aktion findet im AWO-Kindergart­en statt. (az) Einkaufen und dabei etwas Gutes tun: Der gemeinnütz­ige Verein Tibet Initiative Deutschlan­d veranstalt­et am Sonntag, 9. April, einen Flohmarkt im Rathaus Pfaffenhof­en. Im Rahmen des Frühjahrsm­arktes werden dort neben Büchern auch CDs und DVDs verkauft. Die Veranstalt­ung dauert von 9 bis 18 Uhr. (az)

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Foto: rfu Die beteiligte­n Ingenieure, Bürgermeis­ter Fendt, Landrat Freudenber­ger und Projekt manager Markus Hertel (stehend, links) gingen auf Fragen der Bürger ein.

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