Ständchen für ein Geburtstagskind
das die Songs textsicher mitsingen konnte – hat sich doch der Titel „Musik sein“seit Wochen als fester Bestandteil im MainstreamRadioprogramm festgesetzt: „Ey, da müsste Musik sein. Überall wo du bist. Und wenn es am schönsten ist, spiel es wieder und wieder.“
Die Lieder seien meist auf der Akustikgitarre oder am Klavier entstanden, sagte Weiss und stimmt den melancholischen Song „Herz Los“an: „Ich fühl’ mich herzlos, wenn du mich vermisst. Aber ich weiß, dass es so besser ist. Ich lasse dein Herz los, ich lasse es zieh’n. Da draußen ist jemand, der es verdient“, lautete die bittere Botschaft an die Menschen, um die sich der Sänger aus Zeitmangel nicht kümmern könne, wie er zugibt.
Umso präsenter zeigte sich Weiss für die Konzertbesucher. So war dem Sänger auch nicht entgangen, dass sich unter den Ulmer Fans ein Geburtstagskind befand, für das er ein Ständchen anstimmte. Diese spontane Einlage begeisterte auch das restliche Publikum, das den Sän- ger während seines über einstündigen Konzerts durchweg feierte. Ganz tief in sein Herz blicken durften die Fans bei dem Lied, das er für seine 13-jährige Schwester geschrieben hat: „Ganz egal, wo du bist, wie sehr du mich vermisst, wie viel Zeit uns auch trennt und wie schnell sie auch rennt: Es ist gar nicht so schwer – Ich bin doch nur einen Herzschlag entfernt.“
Mit seinen 24 Jahren scheint Weiss schon jede Menge Lebenserfahrung in seinen Texten unterbringen zu können. Doch gibt er dabei nicht den altklugen Mittzwanziger, sondern bringt vielmehr die Hoffnungen, Enttäuschungen und Schmerzen der endenden Jugend auf den Punkt. Dabei kratzt er jedoch manchmal nur an der Oberfläche.
Mit schnörkellosen Melodien legt Weiss den Fokus auf die Aussage seiner Texte. Seine Band aus zwei Gitarristen, einem Bassisten, einem Schlagzeuger und einem Keyboarder muss sich dezent im Hintergrund halten. Keine ausgedehnten Solis, kein Stargehabe oder gewagten musikalischen Experimente. Vielmehr stellt sich Weiss hörbar in die Reihe der neuen deutschen Songwriter wie Mark Forster, Philipp Poisel oder Max Giesinger, die mit einfacher Poesie offenbar kaum anecken und schon gar nicht provozieren wollen.
Das Showgeschäft kennt der Sänger, der aus Schleswig-Holstein kommt, übrigens schon seit einigen Jahren: 2013 schaffte er in der RTLShow „Deutschland sucht den Superstar“den Sprung ins Recall. Jurymitglied Dieter Bohlen bemerkte damals schon dessen Potenzial: „Das passt, wie die Faust aufs Auge.“Bleibt abzuwarten, ob sich Weiss’ Talent auch auf seinem neuen Album widerspiegelt.
Langsam beginnt bei den Machern des Ulmer Zelts das große Kribbeln: „Nur noch 49 Tage“zeigt heute der Zähler auf der Website des Festivals an. Doch die Verantwortlichen können einigermaßen entspannt nach vorne blicken – denn hinter ihnen liegt ein erfolgreiches Jahr. Das erfuhren die Mitglieder des Vereins zur Förderung der freien Kultur Ulm bei der Jahresversammlung.
Die 30. Zelt-Spielzeit schloss im Juli 2016 mit einem positiven finanziellen Ergebnis. Dieses, so war zu erfahren, ist auf die nochmals gestiegene Anzahl zahlender Zuschauer (plus sieben Prozent) zurückzuführen. Durch dieses gute Resultat habe man dringend erforderliche Investitionen tätigen können. Die Zuschauerrückgänge aus der Vergangenheit sind so nach den erfolgreichen Spielzeiten 2015 und 2016 fast vergessen. Thomas Grassmann vom Zelt-Team: „Das hochkarätige und vielfältige Programm und das große Engagement der Zelt-Mitarbeiter hält uns auf sicherem Kurs.“Das gemeinnützige und vorwiegend ehrenamtlich organisierte Ulmer Zelt ist optimistisch, dass sich dieser Erfolg in der Spielzeit 2017 fortsetzt.
Im Jahresbericht des Vorstandes verwies Reinhard Bleß auch darauf, dass das kostenfreie Kinder- und Lounge-Programm ebenfalls auf sehr positive Resonanz gestoßen seien. Insgesamt hatte das Ulmer Zelt in der Jubiläumsspielzeit trotz durchwachsenen Wetters circa 87000 Besucher. Bleß: „Dieser Zuspruch ist einerseits eine tolle Bestätigung und andererseits ein großer Ansporn für die neue Spielzeit.“
Deren vollständiges Programm wird am 26. April veröffentlicht. Einige Veranstaltungen befinden sich bereits im Vorverkauf: Für Rapper Maeckes, Soulsänger Seven, Deutschpop-Star Laith Al-Deen, den isländischen Musiker Helgi Jonsson und Bluesröhre Andreas Kümmert gibt es Tickets unter love-your-artist.de/ulmer-zelt. (az)