Trainer Baum trägt nicht allein die Schuld
Wie der FC Augsburg gegen den FC Ingolstadt aufgetreten ist, das war besorgniserregend. Die Profis auf dem Rasen vermittelten den Eindruck, als hätten sie den Ernst der Lage nicht erkannt. Als wüssten sie nicht, dass ihnen der Gang in die Zweitklassigkeit droht. Selbst der Relegationsplatz ist nach diesem blutleeren Auftritt in Gefahr. Dass der FCA lediglich mit einem Tor Unterschied gegen Ingolstadt unterlag, beschönigte, wie chancenlos die Mannschaft von Trainer Manuel Baum letztlich war. Sie hat sich wenige Tage nach dem Debakel in München erneut wie ein Absteiger präsentiert.
Nachdem der FCA Baum Mitte Dezember zum Bundesliga-Cheftrainer befördert hatte, überzeugte der Fußballlehrer durch Fachwissen. Der 37-Jährige traf den Zeitgeist, in dem hippe, teils unbekannte Nachwuchscoaches Spitzenpositionen einnehmen. Dass Baum eigene Nachwuchsspieler bei den Profis einband, befriedigte zudem Sehnsüchte von Vereinsromantikern. Baum hat die Videoanalyse perfektioniert, Spieler studieren Filmchen auf ihren Smartphones. Der Beweis, dass sie den Lernstoff verstanden haben, steht aus.
In der Theorie mag Erfolg planbar sein, die Praxis stellt sich gegenteilig dar. Die Belastung eines Abstiegskampfes lässt sich nicht mit Flipcharts simulieren. Es mag eine Floskel sein, aber: Die Wahrheit liegt nun mal auf dem Platz. Fußballspiele werden nicht am Reißbrett gewonnen, sie werden überwiegend mit Einstellung, Leidenschaft und Wille entschieden. Erst recht in der entscheidenden Phase des Abstiegskampfes.
Baum ist jetzt als Menschenfänger gefragt. Als Motivator. Die zuletzt erschreckend schwachen Auftritte lassen stark zweifeln, ob er die Spieler erreicht und mitreißen kann. Wobei sich die Frage stellt, wer die derzeitige Talfahrt des FC Augsburg tatsächlich zu verantworten hat. Baum? Die Spieler? Oder doch der erfahrene, tonangebende Manager Stefan Reuter? Durch seine permanente Einmischung – er gibt sogar am Spielfeldrand Kommandos – schwächt er die Autorität des Trainers.
Zudem hat Reuter den Kader gemeinsam mit dem technischen Direktor Stephan Schwarz zusammengestellt. Gegen Ingolstadt fehlten die Neuzugänge Schmid, Usami und Leitner gänzlich auf dem Spielberichtsbogen. Das sagt einiges über deren Form und Qualität aus. In anfänglicher Baum-Euphorie wurde zudem verklärt, dass nicht jedes Nachwuchstalent, nur weil es mit den FCA-Profis trainiert, Erstligaformat erreicht.
Der Tabellenstand allein ist schon bedrohlich genug, hinzu gesellt sich außerdem ein anspruchsvolles Restprogramm gegen Topteams. Bei schlechter Leistung und schlechtem Ergebnis in Berlin könnten die Tage von Manuel Baum als FCA-Trainer bereits gezählt sein.