Was ist deutsch?
Land der Dichter und Denker, durch Auschwitz gezeichnete Nation, Wirtschaftsmacht in der Mitte Europas: Die Frage, wer wir sind, ist historisch prekär – und aktuell von Bedeutung
Da war kürzlich die Sache mit Björn Höcke. Der AfD-Mann aus Thüringen sprach vom „Denkmal der Schande“und meinte das monumentale Holocaust-Mahnmal im Herzen Berlins. Es stehe dafür, dass man sich als Deutscher nur negativ auf eigene Geschichte beziehen dürfe. Positiver Patriotismus dagegen werde als Nationalismus geächtet. Höcke, dessen Parteifreunde schon mal behaupten, Angela Merkel sei eben aufgrund jener historischen Last so offen mit den Flüchtlingen umgegangen, erntete die erwartete Empörung – selbst aus der AfD droht ihm nun der Ausschluss.
Kurz darauf wurde in Berlin nach langem Streit und Jahren des Hinauszögerns der Bau eines Einheitsdenkmals beschlossen, in Form einer in ihrer Übergröße eher albern als monumental wirkenden Wippe – inzwischen steht sie wieder auf der Kippe. Und in jenen Tagen sprach auch Joachim Gauck, einst im Osten Deutschlands ein Einheits-Akteur, in seiner Abschiedsrede als Bundespräsident von seiner Liebe zu diesem Land. Zeigte sich also betont als positiver Patriot, mit einem Bekenntnis zur Verfassung.
Drei Geschehnisse, die zeigen, dass im Deutschland des Jahres 2017 die Frage nach der Identität virulent ist: Wer sind wir? Deutsch sein – was heißt das im Angesicht der Geschichte und vor den Fragen der Gegenwart? Es ist ein altes Problem,