Für Otto gibt es keine Blödel Rente
Der Ostfriese beweist in der ausverkauften Donauhalle, dass seine Gags auch nach mehr als 40 Jahren bestens funktionieren. Das liegt auch daran, dass er bekannte Späße immer wieder neu verpackt
Hand aufs Herz: Wenn ein fast 70-jähriger Mann wie ein Häschen hoppelt, mit gequetschter Stimme brüllt oder alberne Grimassen schneidet, ist das normalerweise nicht lustig. Es sei denn, er heißt Otto Waalkes. Wenn der seine friesisch-derben Witze unters Volk bringt, hat selbst die traurigste Spaßbremse Freudentränen in den Augen, verstummen intellektuelle Kritiker, und die Massen brechen vor Lachen nieder. Der blödelnde, blonde Komiker aus dem hohen Norden ist so etwas wie die Keimzelle der deutschen Comedians. Und immer noch besser als viele, die heute die Säle füllen.
Er selbst kann sich über mangelnde Aufmerksamkeit auch nicht beklagen: „Haaaallo Ulm“schreit Waalkes seinen etwa 1600 Fans in müssten die Lippen gespitzt und von hinten Luft geben werden“, erklärt er. „Wie die Engländer sagen würden: Give wind from the after.“Und Otto legt noch weitere Englischlektionen „For Followers“– also „Englisch für Vollpfosten“– nach: Da werden „Breaking News“übersetzt zu „BrechreizNeuigkeiten“.
Jetzt hat sich der Ostfriese erst warmgeblödelt und will sein gesamtes Liebesleben erzählen: „Das dauert etwa 30 Sekunden“, sagt er und feuert weitere Pointen ins Publikum ab. „Eigentlich wollte ich erotische Liebeslieder singen, aber weil so viele Kinder da sind, spiele ich lieber etwas Versautes.“Seinen ersten Kuss habe er erst mit 20 Jahren gehabt, sagt er verschämt und fügt hinzu: „Davor habe ich nur herumgebumst.“
Seit Jahrzehnten im Programm des Komikers sind Hänsel und Gretel, deren Geschichte Waalkes immer wieder mit köstlichen Musikerparodien erzählt. Als „Sirene“Fischer singt er „Atemlos durch den Wald und den beiden ist’s arschkalt“und aus AC/DCs „Highway to Hell“wird „Auf dem Heimweg wird es hell“.
Auf mehr als 40 Jahre Bühnenerfahrung blickt der Komiker zurück: Also eine Zeit, als vieler seiner Kollegen noch nicht auf der Welt waren oder bestenfalls Häschenwitze auswendig gelernt haben. Fünf goldene und zwei Platinplatten, den AdolfGrimme-Preis und sogar das Große Verdienstkreuz des Landes Niedersachsen sind nur einige Auszeichnungen, die Waalkes für seine Blödeleien verliehen bekam.
Doch von freudloser Routine ist der lebenden Blödellegende und Er- finder des Ottifanten auf der Bühne nichts anzumerken. Vielmehr blitzen jedes Mal seine Augen auf, wenn seine Fans einen Witz mit lautstarkem Lachen quittieren. Nach gut zwei Stunden bedankt sich Otto bei seinem Publikum und sagt: „Das war der schönste Abend meines Lebens – jetzt wissen Sie, was ich schon alles durchgemacht habe.“Er verPfeifen spricht, bald nach Ulm zurückzukommen.
Der 69-Jährige denkt noch lange nicht daran, sich aus dem BlödelGeschäft zurückzuziehen. Die Soiree zur nächsten Podiumsproduktion im Theater Ulm, Roland Schimmelpfennigs Kinderstück „Biene im Kopf“, findet am Dienstag, 18. April, um 19.30 Uhr in der Podium-Bar statt. Dramaturgin Nilufar K. Münzing spricht mit Regisseurin Annelore Sarbach und Ausstatterin Britta Lammers über das Stück, die Inszenierung und die Problematik schwieriger Familienverhältnisse. Karten für die Soiree gibt es ausschließlich an der Abendkasse. Achtung: Premiere des Stücks ist nicht (wie ursprünglich geplant) am 21. April, sondern am Samstag, 29. April, 19.30 Uhr im Podium. (az) O
Karten an der Theater kasse, Telefon 0731/161 4444, oder online unter theater.ulm.de