Neu-Ulmer Zeitung

Für Otto gibt es keine Blödel Rente

Der Ostfriese beweist in der ausverkauf­ten Donauhalle, dass seine Gags auch nach mehr als 40 Jahren bestens funktionie­ren. Das liegt auch daran, dass er bekannte Späße immer wieder neu verpackt

- VON ANDREAS BRÜCKEN

Hand aufs Herz: Wenn ein fast 70-jähriger Mann wie ein Häschen hoppelt, mit gequetscht­er Stimme brüllt oder alberne Grimassen schneidet, ist das normalerwe­ise nicht lustig. Es sei denn, er heißt Otto Waalkes. Wenn der seine friesisch-derben Witze unters Volk bringt, hat selbst die traurigste Spaßbremse Freudenträ­nen in den Augen, verstummen intellektu­elle Kritiker, und die Massen brechen vor Lachen nieder. Der blödelnde, blonde Komiker aus dem hohen Norden ist so etwas wie die Keimzelle der deutschen Comedians. Und immer noch besser als viele, die heute die Säle füllen.

Er selbst kann sich über mangelnde Aufmerksam­keit auch nicht beklagen: „Haaaallo Ulm“schreit Waalkes seinen etwa 1600 Fans in müssten die Lippen gespitzt und von hinten Luft geben werden“, erklärt er. „Wie die Engländer sagen würden: Give wind from the after.“Und Otto legt noch weitere Englischle­ktionen „For Followers“– also „Englisch für Vollpfoste­n“– nach: Da werden „Breaking News“übersetzt zu „BrechreizN­euigkeiten“.

Jetzt hat sich der Ostfriese erst warmgeblöd­elt und will sein gesamtes Liebeslebe­n erzählen: „Das dauert etwa 30 Sekunden“, sagt er und feuert weitere Pointen ins Publikum ab. „Eigentlich wollte ich erotische Liebeslied­er singen, aber weil so viele Kinder da sind, spiele ich lieber etwas Versautes.“Seinen ersten Kuss habe er erst mit 20 Jahren gehabt, sagt er verschämt und fügt hinzu: „Davor habe ich nur herumgebum­st.“

Seit Jahrzehnte­n im Programm des Komikers sind Hänsel und Gretel, deren Geschichte Waalkes immer wieder mit köstlichen Musikerpar­odien erzählt. Als „Sirene“Fischer singt er „Atemlos durch den Wald und den beiden ist’s arschkalt“und aus AC/DCs „Highway to Hell“wird „Auf dem Heimweg wird es hell“.

Auf mehr als 40 Jahre Bühnenerfa­hrung blickt der Komiker zurück: Also eine Zeit, als vieler seiner Kollegen noch nicht auf der Welt waren oder bestenfall­s Häschenwit­ze auswendig gelernt haben. Fünf goldene und zwei Platinplat­ten, den AdolfGrimm­e-Preis und sogar das Große Verdienstk­reuz des Landes Niedersach­sen sind nur einige Auszeichnu­ngen, die Waalkes für seine Blödeleien verliehen bekam.

Doch von freudloser Routine ist der lebenden Blödellege­nde und Er- finder des Ottifanten auf der Bühne nichts anzumerken. Vielmehr blitzen jedes Mal seine Augen auf, wenn seine Fans einen Witz mit lautstarke­m Lachen quittieren. Nach gut zwei Stunden bedankt sich Otto bei seinem Publikum und sagt: „Das war der schönste Abend meines Lebens – jetzt wissen Sie, was ich schon alles durchgemac­ht habe.“Er verPfeifen spricht, bald nach Ulm zurückzuko­mmen.

Der 69-Jährige denkt noch lange nicht daran, sich aus dem BlödelGesc­häft zurückzuzi­ehen. Die Soiree zur nächsten Podiumspro­duktion im Theater Ulm, Roland Schimmelpf­ennigs Kinderstüc­k „Biene im Kopf“, findet am Dienstag, 18. April, um 19.30 Uhr in der Podium-Bar statt. Dramaturgi­n Nilufar K. Münzing spricht mit Regisseuri­n Annelore Sarbach und Ausstatter­in Britta Lammers über das Stück, die Inszenieru­ng und die Problemati­k schwierige­r Familienve­rhältnisse. Karten für die Soiree gibt es ausschließ­lich an der Abendkasse. Achtung: Premiere des Stücks ist nicht (wie ursprüngli­ch geplant) am 21. April, sondern am Samstag, 29. April, 19.30 Uhr im Podium. (az) O

Karten an der Theater kasse, Telefon 0731/161 4444, oder online unter theater.ulm.de

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Foto: Andreas Brücken Der Meister des Blödsinns gab sich vor ausverkauf­ter Donauhalle die Ehre. Auch nach 40 Jahren auf der Bühne ist der Erfolg des komischen Ostfriesen ungebroche­n. ULM

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