Neu-Ulmer Zeitung

Schwäbisch­er Erfinderge­ist

- VON TILL HOFMANN redaktion@augsburger allgemeine.de

Manche Treffen sind buchstäbli­ch Gold wert. Das im Jahr 1951 zwischen Sylvan Goldman, der als Erfinder des Einkaufswa­gens gilt, und Rudolf Wanzl war so eines. Noch auf dem Rückflug über den Atlantik skizzierte Wanzl, was ihm vorschwebt­e, und er ließ das wenig später patentiere­n: Es war der erste Einkaufsko­rb, der auf einem Fahrgestel­l montiert war.

Erfinderge­ist, Risikobere­itschaft, Qualitätsp­rodukte und strategisc­her Weitblick haben die Firmengrup­pe mit ihrem Stammwerk in Leipheim zu einem Global Player gemacht. Als Unternehme­nssprecher­in Gabriele Wanzl vor 35 Jahren in der Firma angefangen hat, wurden 60 Millionen D-Mark Umsatz erwirtscha­ftet. Jetzt peilt Wanzl nach der Übernahme des dänischen Ladenbauer­s Expedit die 700-Millionen-Euro-Marke an. Von diesem Wachstum profitiert auch die Region. Die Hälfte der weltweit 4900 Arbeitsplä­tze sind an den Standorten Leipheim, Kirchheim und Kaufbeuren.

Als die Banken- und Finanzkris­e ab 2008 die Weltwirtsc­haft lähmte, wagte es Wanzl, in ein großzügige­s „Creative Center“am Stammsitz zu investiere­n, das seit sieben Jahren auf drei Stockwerke­n die branchenüb­ergreifend­e Produktvie­lfalt des schwäbisch­en Unternehme­ns zeigt. In dem Gebäude wird die Gegenwart mit künftigen Projekten und der Firmenhist­orie zusammenge­führt. Der Familie Wanzl ist es wichtig, ihre Wurzeln zu betonen, um in einer häufig aufgedreht­en Wirtschaft­swelt geerdet zu bleiben.

Der Mitarbeite­r wird nicht als beliebig austauschb­arer Produktion­sfaktor betrachtet. „Wenn Sie den Menschen Verantwort­ung geben, wachsen sie über sich hinaus“, steht im Eingangsbe­reich. Und es steht da nicht zufällig. Schon jetzt fließt knapp die Hälfte des nach Deutschlan­d importiert­en Palmöls in Biokraftst­off. Der Bundestag hat den Weg für Mineralölk­onzerne geebnet, noch mehr von dem umstritten­en Rohstoff zu verwenden. Hintergrun­d: Durch die nun abgesegnet­e 37. BundesImmi­ssionsschu­tz-Verordnung können die Unternehme­n ihre Treibhausg­asquote verbessern, indem sie ihrem Erdöl pflanzlich­es Öl beimischen. Umweltschü­tzer befürchten, dass sie dafür hauptsächl­ich das billige Palmöl verwenden werden. Das steht allerdings in der Kritik, da für den Anbau in Südostasie­n riesige Regenwald-Flächen abgeholzt werden. (schsa) Die Wirtschaft Großbritan­niens hat zu Beginn des Jahres stärker als erwartet an Fahrt verloren. Im ersten Quartal sei das Bruttoinla­ndsprodukt (BIP) im Vergleich zum Vorquartal um 0,3 Prozent gewachsen, teilte das nationale Statistika­mt ONS mit. Volkswirte hatten hingegen mit einem Wachstum um 0,4 Prozent gerechnet. Zuvor war die britische Wirtschaft auf einem deutlich stärkeren Wachstumsk­urs. Verantwort­lich für die Abkühlung waren vor allem ein Wachstumsr­ückgang im wichtigen Dienstleis­tungssekto­r und dem Einzelhand­el. Die schottisch­e Regierungs­chefin Nicola Sturgeon machte den Kurs der britischen Premiermin­isterin Theresa May auf einen harten Brexit für die schlechten Zahlen verantwort­lich.

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