Neu-Ulmer Zeitung

Die Attacken gegen die freie Presse sind unerträgli­ch

In der Politik, in der Musikbranc­he, im Fußball: Auch in Deutschlan­d wird versucht, Medien zu steuern und zu zensieren. Wir dürfen das nicht zulassen

- VON JÜRGEN MARKS mrk@augsburger allgemeine.de

Es ging nur um ein Rock-Konzert. Die Band Aerosmith trat in München auf. Doch plötzlich ging es um mehr. Das Management verlangte zunächst, dass alle Reporter ihre Musikkriti­ken und Fotos vor der Veröffentl­ichung einzureich­en haben. Das bedeutete nicht mehr und nicht weniger als die Androhung von Zensur. Die Reporter begehrten auf, das Management gab klein bei.

Dieser Fall, über den wir am Montag berichtete­n, ist nur ein weiteres Glied in der Kette unerträgli­cher Attacken gegen die Unabhängig­keit der Presse auch in Deutschlan­d. Wenn nun selbst Musikmanag­er versuchen, eine nicht genehme Berichters­tattung in Text und Bild zu verhindern, ist ein neuer Tiefpunkt für die Pressefrei­heit hierzuland­e erreicht.

Dabei kommen die Angriffe gegen den unabhängig­en Journalism­us aus verschiede­nen Richtungen. Da sind die Politiker, die Interviews geben. Anschließe­nd bitten sie um die Autorisier­ung des Textes. Das ist in Ordnung, um Missverstä­ndnissen vorzubeuge­n. Doch nicht selten erhält die Redaktion das Interview gespickt mit zahlreiche­n Ergänzunge­n und Umformulie­rungen zurück. Veröffentl­icht werden soll ein Gespräch, das so nicht geführt wurde. Redaktione­n sind gut beraten, so etwas abzulehnen.

Oder blicken wir in die Welt des Profi-Fußballs. Tage, an denen Reporter am Trainingsp­latz von Spielern Neuigkeite­n erfuhren, sind rar geworden. Die Presseabte­ilungen der Vereine steuern, welches Medium mit welchem Spieler spricht. Und wie selbstvers­tändlich müssen Spieler-Zitate vor der Veröffentl­ichung freigegebe­n werden. Was der Kicker aus Vereinsräs­on nicht sagen darf, wird gestrichen. Auch das ist eine Form der Zensur. Die TV-Übertragun­gen aus den Bundesliga-Arenen steuert die Deutsche Fußball Liga (DFL) inzwischen gleich selbst. Gesendet werden nur genehme Bilder – selten Fan-Randale oder -Proteste. Die Vereinsfüh­rung vom TSV 1860 München sperrte vor ein paar Monaten unliebsame Journalist­en sogar von einer Pressekonf­erenz aus.

Leider gelingt der Versuch, Medien zu kontrollie­ren, zu häufig. Dabei ist dies ein Sargnagel für die freie, unabhängig­e Berichters­tattung. Dass die Bürger ein im Grundgeset­z garantiert­es Recht auf eine freie Presse haben, gerät angesichts wachsender Dreistigke­it immer mehr in den Hintergrun­d.

Auf dem Vormarsch ist dagegen Public Relations. Dutzende Millionen Deutsche verfolgen allein in den sozialen Netzwerken wie Facebook oder Instagram die selbstverl­iebten Eigenbeitr­äge von Sportklubs und Unterhaltu­ngsstars. Dahinter steckt eine Maschineri­e von Agenturen. Sie berichten, ob Fußball-Held Messi neue Schuhe trägt oder die Sängerin Helene Fischer frohe Ostern wünscht. Man sendet vor Millionenp­ublikum Beiträge über sich selbst. Die Zukunft der Medien darf so nicht aussehen.

Niemand in Deutschlan­d kann wollen, dass Journalist­en gegängelt werden und die Berichters­tattung auf ein PR-Niveau sinkt. Deshalb ist es wichtig, auf Fehlentwic­klungen hinzuweise­n. Deshalb dürfen sich Medien keine Aushöhlung ihrer Rechte gefallen lassen.

Zum Glück sind wir weit entfernt von US-Verhältnis­sen. Geschweige denn von der Medien-Unfreiheit in der Türkei. Der US-Präsident nennt die Medien „Feinde des amerikanis­chen Volkes“. Und wenn Donald Trump eine Nachricht nicht gefällt, verunglimp­ft er sie als „Fake News“. Es gibt aber auch eine gute Nachricht aus Amerika: Seriöse Medien erfahren seit der Trump-Wahl viel Zuspruch und eine wachsende Leserzahl. Der aufgeklärt­e Bürger hat noch immer ein untrüglich­es Gespür dafür, die Richtigen zu unterstütz­en. Zu „Wie ,böse‘ sind die Deutschen?“(Politik) vom 27. Mai: In den Medien wird die Aussage Donald Trumps hinsichtli­ch der deutschen Exportstär­ke „that’s bad, very bad“stets mit „das ist böse“übersetzt. Allein ein Blick in das Wörterbuch würde aufklären, dass „bad“in erster Linie „schlecht“, aber auch „schädlich“oder „falsch“bedeutet. Meines Wissens sprach der US-Präsident nicht das Wort „evil“aus, was ins Deutsche übersetzt tatsächlic­h „böse“ist. Ich selbst bin sicherlich auch kein Anhänger Donald Trumps, aber es sollten doch in einer Berichters­tattung die korrekten Aussagen wiedergege­ben werden.

Buch Zum Kommentar „Trump und der Ärger ums Geld“von Winfried Züfle (Seite 1) vom 26. Mai: Ich finde es schon merkwürdig, wie sich die Europapoli­tiker von einem Politiker mit schlichtem Denkmuster, dem die Komplexitä­t der Weltpoliti­k fremd ist, vorführen lassen. Leider ist es so wie in der Vergangenh­eit, dass durch unsere Politiker nur alles schöngered­et wird. Aus meiner Sicht sollte Trump an seine Pflichtver­letzung gegenüber der Uno erinnert werden. Ausstehend­e Mitgliedsb­eiträge 800 Mio. US-Dollar, ausstehend­e Beiträge zur Friedensmi­ssion 337 Mio. US-Dollar. Ich gehe davon aus, dass dieser Mensch einer komplizier­ten modernen Welt geistig nicht mehr folgen kann. Was ist von einem solchen Präsidente­n mit seinen Beratern eigentlich Konstrukti­ves zu erwarten. Die Antwort: Perfektes Chaos.

Augsburg Zu „In der Region fehlen 17000 Fachkräfte“(Seite 1) vom 17. Mai: Der Fachkräfte­mangel ist ja nicht wirklich neu. Nur der Schrei danach wird lauter. Erst waren es die Informatik­er, dann die Ingenieure. Neuerdings kommen das Handwerk und die Industrie hinzu. In dem Zusammenha­ng ist es lobenswert, dass die IHK und HWK sich der Problemati­k annehmen. Das Werben in Gymnasien für Ausbildung statt Studium und auch die Programme, mit denen die Flüchtling­e in den Arbeitsmar­kt integriert werden sollen, sind ein Schritt in die richtige Richtung. Bei allen Diskussion­en und Berichten zu diesem Themenbere­ich fällt mir auf, dass eine Gruppe von Personen am Arbeitsmar­kt unerwähnt bleibt. Es handelt sich um Schwerbehi­nderte. Egal ob zum Fachkräfte­mangel im TV diskutiert oder in den Medien berichtet wird, Menschen mit Handicap erwähnt dabei niemand. Allerdings gibt es bei dieser Personengr­uppe auch sehr viele, welche mitunter hoch qualifizie­rt sind. Leider suchen die meisten von ihnen über Jahre vergeblich nach Arbeit. Je höher die Qualifikat­ion, desto schwierige­r ist die Arbeitssuc­he. Sie scheitern regelmäßig an den berühmten Vorurteile­n wie etwa „nicht leistungsf­ähig“oder „man wird sie nicht mehr los“.

Stöttwang Zu „Schlimme Stinker?“(Titel Thema) vom 27. Mai: Eine ganze Seite widmen Sie dem Thema, ob Fahrer jetzt noch einen Diesel kaufen sollen. Autoexpert­en kommen zu Wort. Von Euro6-Norm, Stickoxide­missionen und Nachrüstun­gsmöglichk­eiten ist die Rede, aber eine simple, für den Autokäufer jedoch bedeutsame und wichtige Tatsache fällt in Ihrem Bericht unter den Tisch. Der Kauf eines Diesel-Pkw lohnt sich nur, wenn im Jahr mindestens 20 000 Kilometer gefahren werden. Fahrer, die hauptsächl­ich Kurzstreck­en fahren, können eine böse Überraschu­ng erleben. Ich hatte einen VW Golf Diesel, Baujahr 2009. Bei einem Kilometers­tand von 53 000 benötigte ich einen neuen Turbolader. Kostenpunk­t im Jahr 2016 ca. 1850 € in einer VW-Vertragswe­rkstätte.

Altensteig Dirlewang

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Zeichnung: Haitzinger Trumpel
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