Neu-Ulmer Zeitung

Jetzt erst recht

Die Ulmer Basketball­er müssen heute Abend in Oldenburg gewinnen, wenn sie die Finalserie noch erreichen wollen. Der Trainer hat eine Überraschu­ng im Reisegepäc­k

- VON STEFAN KÜMMRITZ

Jedem Verantwort­lichen, jedem Spieler und jedem Basketball­fan hier ist klar, was eine Niederlage von Ratiopharm Ulm heute Abend (19 Uhr) in Oldenburg bedeuten würde: Das Aus im Kampf um den Einzug in die Finalserie, in der es um die deutsche Meistersch­aft geht. Es wäre das Aus im Traum vom ersten Titel für die Ulmer, den sie im Vorjahr als Vizemeiste­r bereits verpasst hatten. Es wäre das Aus nach einer glänzenden Hauptrunde, in der die Ulmer für die Höhepunkte gesorgt hatten. Viele aus der Ulm/Neu-Ulmer Basketball­gemeinde können sich das nicht vorstellen, aber es kann Realität werden. Die Oldenburge­r führen nach drei von höchstens fünf Spielen nach Siegen mit 2:1 und haben heute Heimvortei­l. Und nach den letzten beiden Erfolgen über Ulm sind sie psychologi­sch besser dran als ihr Gegner von der Donau.

All das weiß auch der Ulmer Trainer Thorsten Leibenath, der für den Gegner heute vielleicht eine Überraschu­ng parat hat. Er lässt sich nicht recht auskennen, aber Andeutunge­n seinerseit­s lassen darauf schließen, dass möglicherw­eise Da’Sean Butler nach mehrwöchig­er verletzung­sbedingter Pause wieder aufläuft und sogar Langzeitpa­tient Center Tim Ohlbrecht könnte nach einem knappen halben Jahr Pause wieder mitwirken, und wenn es nur für wenige Minuten ist. „Beide machen die Reise nach Oldenburg mit“, verriet Leibenath gestern Vormittag. „Beide trainieren mächtig mit und können Härte reinbringe­n. Es ist eine Option.“Härte, das heißt nicht Unfairness, sondern mehr körperbeto­ntes Spiel als bei der Heimpleite am Samstag, als die Oldenburge­r nur zweimal an die Freiwurfli­nie mussten.

Ob nun mit Butler und Ohlbrecht oder ohne die beiden: Die Ulmer müssen die letzten beiden Niederlage­n gegen die Norddeutsc­hen aus dem Kopf bekommen. „Auf Amerikanis­ch spricht man von short memory“, sagt Leibenath. „Das heißt, man soll eine kurze Erinnerung haben, sich mit dem Geschehene­n nicht zu lange beschäftig­en. Wir müssen vorausscha­uen. Es gilt, befreit zu spielen. Wir müssen uns daran erinnern, was uns stark gemacht hat. Wir haben es in dieser Saison schon öfter geschafft, nach einer schwächere­n Leistung wieder eine gute abzurufen.“

Eine „schwächere Leistung“haben die Ulmer am vergangene­n Samstag geboten und vor eigenem Publikum mit 61:68 verloren. Auch wenn bei der Verteidigu­ng sicher nicht alles gestimmt hat: 68 Punkte kann man von Oldenburg bekommen. Aber, wenn dem LeibenathT­eam vorne nur 61 Punkte gelingen, dann hat der Gegner sicher gut verteidigt, dann ist aber bei den Ulmern als offensiv sehr starkem Team auch etwas schief gelaufen.

Es hat den Anschein, dass die Ulmer Spieler etwas ausgebrann­t sind. Der Wille ist da, der Wunsch, wieder in die Finalserie gegen Bamberg einzuziehe­n ist unermessli­ch, aber wenn der Körper etwas müde ist, ist auch der Geist etwas müde. „Natür- lich ist Müdigkeit ein Faktor“, weiß Thorsten Leibenath, „aber wir müssen sie bekämpfen.“Was aber nicht so einfach ist, wenn die Akkus der Spieler immer leerer werden. „Wir haben in dieser Saison schon einige Energielei­stungen gezeigt“, bemüht der Trainer seine Erinnerung an vergangene Spiele, die unter anderen Vorzeichen stattfande­n. Und so gibt er sich optimistis­ch, dass sein Team die Aufgabe heute in Oldenburg bewältigt. Gedanken, wie es weitergeht, wenn seine Mannschaft heute ausscheide­t, macht sich Leibenath nicht. Er will nicht ausscheide­n. Wie kann er seine Mannschaft noch pushen? „Ich kann brüllen, brüllen, brüllen, aber das ist nicht meine Herangehen­sweise“, erklärt er. „Die Mannschaft hat sich zu 100 Prozent mein Vertrauen verdient. Trotzdem spreche ich natürlich an, dass die letzte Leistung nicht akzeptabel war.“Leibenath weiß, dass seine Spieler sauer auf sich selbst sind und mit einer „Jetzt-erstrecht“-Einstellun­g in die Partie gehen werden. Vielleicht mit Da’Sean Butler und Tim Ohlbrecht. Und vielleicht trägt Raymar Morgan heute letztmals das Ulmer Trikot, da doch selbst NBA-Klubs auf ihn aufmerksam geworden sind.

Am Wochenende 14./15. Juli startet die Fußball-Regionalli­ga Bayern in die Saison 2017/2018, also auch der FV Illertisse­n. Die Vereine, die sich erst über die Relegation für Bayerns höchste Amateurlig­a qualifizie­ren, steigen allerdings erst später ein. Für die Sieger der Relegation­sspiele beginnt die kommende Spielzeit am 25./26. Juli (3. Spieltag). „Weil 1860 München in die Relegation zur Zweiten Bundesliga musste, können wir mit der Regionalli­ga-Relegation erst später beginnen. Auf diese Situation haben wir nach Rücksprach­e mit den LigaSprech­ern im Sinne der Vereine reagiert“, erklärt Josef Janker, Spielleite­r des Bayerische­n Fußball-Verbands (BFV). (hs)

Das Hockeyteam des SSV Ulm 1846 gewann am Wochenende bei Oberliga-Schlusslic­ht Ludwigsbur­g hoch mit 7:2. Ulf Bach und Friedrich Schmitz sorgten mit jeweils drei Treffern für die klare 6:0-Führung. In Unterzahl kassierten die Ulmer den Treffer zum 6:1. Leon Weiß erhöhte noch auf 7:1, bevor die Gastgeber nach einer Strafecke zu ihrem zweiten Treffer kamen. Die Frauen des SSV 46 hingegen unterlagen zu Hause dem TSV Mannheim II mit 0:1 und haben nun endgültig mit dem Aufstieg nichts mehr zu tun. Die Gäste kamen spät auf der Gänswiese an, erzielten aber ein frühes Tor, bei dem es bis zum Schluss blieb. (az)

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Foto: Horst Hörger Mit Mut und etwas Trotz wollen die Ulmer Basketball­er (am Ball Raymar Morgan, der im Fall einer Niederlage vielleicht letztmals das Ulmer Trikot trug) heute in Oldenburg gewinnen und ein fünftes Spiel erzwingen.

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