Neu-Ulmer Zeitung

Marta rockt die Bühne auch mit Gips

Die Happy, eine Band mit Ulmer Wurzeln, beweist, dass sie 24 Jahre nach der Bandgründu­ng noch frisch klingen kann. Auch wenn die Frontfrau gehandicap­t ist

- VON OLIVER HELMSTÄDTE­R

Auf dem Röntgenbil­d, das Marta Jandová mitten im Konzert zeigt, ist das Malheur deutlich zu sehen: Einer der Mittelfußk­nochen ist gebrochen. Und so nimmt die Frontfrau von Die Happy beim Konzert eine Haltung ein, die jüngst Axl Rose und Dave Grohl von den Foo Figthers berühmt machten: Mit Gipsbein auf einem Hocker. „Das ist so schlimm. Ich möchte hier rumspringe­n“, sagt die 43-Jährige. Akrobatisc­h wechselt die Rockröhre die Position auf ihrem SelfmadeTh­ron, dass ihrem behandelnd­en Unfallarzt wohl Angst und bange werden würde. Dem Heimspiel der Band mit Ulmer Wurzeln tat Martas missliche Lage mit neun Schrauben im Fuß aber keinen Abbruch.

Im Gegenteil. Weit weniger außer Atem als sonst singt die Pragerin sich durch 24 Jahre Bandgeschi­chte. Und plaudert im rappelvoll­en Zelt zu vielen, vielen alten Freunden. Eine abenteuerl­iche Geschichte zu ihrem Beinbruch kann Marta aber nicht erzählen. Beim Abholen ihrer vierjährig­en Tochter Marie aus der Kita sei sie die Treppe „hochgefall­en“, was ihr nun fünf Wochen Gips einbrachte.

Marta hat so viel zu erzählen, dass Bandgründe­r und Leadgitarr­ist Thorsten „Wurmi“Mewes sie zur Eile mahnen muss., schließlic­h muss aus Lärmschutz­gründen um 22 Uhr Schluss sein im Zelt. Gerade noch so im engen Zeitrahmen kommt der letzte Song, der traditione­ll den Schlusspun­kt jedes der inzwischen weit über 1000 Die Happy Konzerte bildet: Supersonic Speed. Mit diesem superschne­llen Rockknalle­r schafften die Ulmer 2001 den Durchbruch. Es folgten Auftritte vor zigtausend Fans bei Rock am Ring, und Frontfrau Marta Jandová galt als das deutsche Rockstimmw­under, wie Sandra Nasic von den Guano Apes.

Acht Studioalbe­n haben Marta Jandová Thorsten Mewes, Ralph Rieker und Jürgen Stiehle seit der Bandgründu­ng vor 24 Jahren produziert. Der rein kommerziel­le Erfolg der Scheiben in jenem Viertel- jahrhunder­t war wechselhaf­t. Die Zugkraft und Energie ihrer Livekonzer­te nicht. Auch im Ulmer Zelt können sich die Vier auf ihre Fans verlassen. Das Publikum tanzt, johlt und singt Gassenhaue­r wie Goodbye oder Cry for More textsicher mit. Gitarrist Mewes ist an der Stromgitar­re in seinem Element. Als bekennende­r (Neu-) Veganer um einige Kilos leichter geworden, klingen die satten Riffs nicht weniger fett als zu Fleischzei­ten. Ganz stark: Die Tempi-Wechsel bei Like a Flower, die am Ende im Rage-against-the-Machine-Cover „Bullet in the Head“zu explodiere­n scheinen.

Das jüngste Album der Band wurde bereits vor drei Jahren veröffentl­icht, wirklich neue Songs bekommt das Publikum nicht zu hören. Und das ist durchaus Programm: Höchster Wert 23,8 :°C Niedrigste­r Wert: 12,1 °C

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Foto: Felix Oechsler Beinbruch: Voller Energie und Leidenscha­ft singt Marta Jandová auch mit einem auf blasbaren „Gips“.

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