Marta rockt die Bühne auch mit Gips
Die Happy, eine Band mit Ulmer Wurzeln, beweist, dass sie 24 Jahre nach der Bandgründung noch frisch klingen kann. Auch wenn die Frontfrau gehandicapt ist
Auf dem Röntgenbild, das Marta Jandová mitten im Konzert zeigt, ist das Malheur deutlich zu sehen: Einer der Mittelfußknochen ist gebrochen. Und so nimmt die Frontfrau von Die Happy beim Konzert eine Haltung ein, die jüngst Axl Rose und Dave Grohl von den Foo Figthers berühmt machten: Mit Gipsbein auf einem Hocker. „Das ist so schlimm. Ich möchte hier rumspringen“, sagt die 43-Jährige. Akrobatisch wechselt die Rockröhre die Position auf ihrem SelfmadeThron, dass ihrem behandelnden Unfallarzt wohl Angst und bange werden würde. Dem Heimspiel der Band mit Ulmer Wurzeln tat Martas missliche Lage mit neun Schrauben im Fuß aber keinen Abbruch.
Im Gegenteil. Weit weniger außer Atem als sonst singt die Pragerin sich durch 24 Jahre Bandgeschichte. Und plaudert im rappelvollen Zelt zu vielen, vielen alten Freunden. Eine abenteuerliche Geschichte zu ihrem Beinbruch kann Marta aber nicht erzählen. Beim Abholen ihrer vierjährigen Tochter Marie aus der Kita sei sie die Treppe „hochgefallen“, was ihr nun fünf Wochen Gips einbrachte.
Marta hat so viel zu erzählen, dass Bandgründer und Leadgitarrist Thorsten „Wurmi“Mewes sie zur Eile mahnen muss., schließlich muss aus Lärmschutzgründen um 22 Uhr Schluss sein im Zelt. Gerade noch so im engen Zeitrahmen kommt der letzte Song, der traditionell den Schlusspunkt jedes der inzwischen weit über 1000 Die Happy Konzerte bildet: Supersonic Speed. Mit diesem superschnellen Rockknaller schafften die Ulmer 2001 den Durchbruch. Es folgten Auftritte vor zigtausend Fans bei Rock am Ring, und Frontfrau Marta Jandová galt als das deutsche Rockstimmwunder, wie Sandra Nasic von den Guano Apes.
Acht Studioalben haben Marta Jandová Thorsten Mewes, Ralph Rieker und Jürgen Stiehle seit der Bandgründung vor 24 Jahren produziert. Der rein kommerzielle Erfolg der Scheiben in jenem Viertel- jahrhundert war wechselhaft. Die Zugkraft und Energie ihrer Livekonzerte nicht. Auch im Ulmer Zelt können sich die Vier auf ihre Fans verlassen. Das Publikum tanzt, johlt und singt Gassenhauer wie Goodbye oder Cry for More textsicher mit. Gitarrist Mewes ist an der Stromgitarre in seinem Element. Als bekennender (Neu-) Veganer um einige Kilos leichter geworden, klingen die satten Riffs nicht weniger fett als zu Fleischzeiten. Ganz stark: Die Tempi-Wechsel bei Like a Flower, die am Ende im Rage-against-the-Machine-Cover „Bullet in the Head“zu explodieren scheinen.
Das jüngste Album der Band wurde bereits vor drei Jahren veröffentlicht, wirklich neue Songs bekommt das Publikum nicht zu hören. Und das ist durchaus Programm: Höchster Wert 23,8 :°C Niedrigster Wert: 12,1 °C