Kriegsgerät und Anemonen
Der 13. Juni 1917 ist der Tag, an dem die ersten Langstreckenbomber des Krieges, deutsche Flugzeuge des Typs „Gotha“London angreifen – rund 500 Menschen sollen dabei ums Leben gekommen sein. Es ist ein Doppeldecker mit zwei Mercedes-Motoren, etwa 140 Stundenkilometer schnell, imstande etwa 60 Bomben mit dem Gesamtgewicht von bis zu 600 Kilogramm zu transportieren. Das ist weit mehr als Flugzeuge bis dato hatten leisten können und eröffnete eine neue Form des Krieges. Viele Experten haben lange nicht geglaubt, dass es überhaupt zu nennenswerten Luftkriegen kommen könne, die Zeppeline waren zu explosionsgefährdet, die Jagdflieger bloß für Kurzstrecken geeignet, die bisherigen Kampfflieger zu träge und damit zu leichte Beute. Inzwischen aber waren die Luftkämpfe eskaliert – und haben nun eine neue Dimension erlangt: neue strategische Möglichkeiten. Ein Aufbruch in die Zukunft des Krieges.
An diesem 13. Juni 1917, an der Ostküste der USA, war es ein nebliger Tag, versank hier ein Stück Kriegsvergangenheit, das nun, 100 Jahre später, am 15. Juni 2017, in 90 Metern Tiefe, wiedergefunden wurde. Es trägt den Namen USCGC McCulloch, ein Schiff, das den ersten Einsatz im SpanischAmerikanischen Krieg im Jahr 1898 in der Manila-Bucht auf der philippinischen Hauptinsel Luzon gehabt hat. Mit seiner bronzenen, gut drei Meter großen Propellerschaufel ist es nun von Tauchrobotern entdeckt worden, nachdem das Wrack zuvor von Fischschwärmen verraten worden war. Als die McCulloch, mit einem Passierschiff kollidiert, innerhalb von 35 Minuten sank, gehörte sie schon zum alten Eisen, hatte die Eisbär-Jagd in Alaska überwacht, dabei als schwimmender Gerichtssaal gedient, patrouillierte nun vor Kalifornien. Jetzt ruht das Kriegsschiff hier, überzogen mit weißen Anemonen, für immer – eine Bergung ist unmöglich. (ws)